Köln – Steffen Baumgart hat Wort gehalten, das darf man nach mehr als zwei Dritteln der Bundesliga-Saison getrost behaupten. In der Vorbereitung im vergangenen Sommer hatte der Cheftrainer des 1. FC Köln nicht nur davon gesprochen, dass seine neue Mannschaft von Beginn an mutiger, aggressiver und mit mehr Intensität spielen solle. Zudem hatte er das Ziel ausgegeben, dass die Kölner auch gegen Ende des Spiels noch zulegen könnten. Den Gegner permanent stressen – um am Ende zuzuschlagen. Und so ließ der 50-Jährige seine Mannschaft im Sommer leiden.
Nach 26 Spieltagen hat der FC bereits 39 Punkte auf dem Konto. Das ist für eine Mannschaft, die in den vergangenen Spielzeiten bis zuletzt um den Klassenerhalt zittern musste, ein großer Ertrag. Es ist die Ausbeute eines Teams, das im Vergleich zur Vorsaison nur punktuell, aber durchaus entscheidend verstärkt wurde. Beim 1:0-Sieg in Leverkusen standen drei Neuzugänge in der Startelf: Torwart Marvin Schwäbe sowie die Innenverteidiger Timo Hübers und Luca Kilian.
Im Nachbarschaftsduell traf der FC zudem erneut recht spät: Der eingewechselte Kingsley Schindler traf artistisch nach der starken Vorarbeit des ebenfalls erst kurz zuvor ins Spiel gekommenen Dejan Ljubicic. Späte Treffer und Entscheidungen, oft durch Joker-Tore oder -Vorlagen: Das ist die neue Kölner Stärke.
Baumgart: „Das ist kein Zufall"
Was die Statistiken angeht, zählt der 1. FC Köln zu den absoluten Top-Teams der Liga. „Was am Ende des Spiels passiert, ist kein Zufall. Ich hatte schon zu Beginn der Saison gesagt, dass wir in der Lage sein wollen, in den Spielen hinten raus zuzulegen. Das ist eingetreten. Das zeigt, dass die Mannschaft funktioniert und wir in der Lage sind, von der Bank Impulse zu geben“, sagt Baumgart dieser Zeitung und spricht dem Kader ein Lob aus: „Ich muss den Jungs ein Kompliment machen: Es ziehen wirklich alle mit. Auch die Spieler, die weniger zum Einsatz kommen.“
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Wie Kingsley Schindler. „Ich freue mich darüber, dass ich der Mannschaft helfen konnte, den Sieg in Leverkusen zu holen. Der Trainer hat ein gutes Händchen bewiesen. Ich weiß, was sie aus mir rauskitzeln wollen“, sagte Schindler nach dem Duell und verriet, dass der Treffer kein Zufallsprodukt war: „Das üben wir im Training, dass wir auf den zweiten Pfosten gehen und durchlaufen. Der Ball von Dejan kommt perfekt. Er setzt sich gut durch, der Ball kommt auf eine gute Höhe, ich mache ihn rein“, schilderte der Rechtsaußen.
Gefährlich in der Schlussphase
Die Fakten belegen die Energie der Kölner mit zunehmender Spielzeit. 26 seiner bisher 37 Treffer erzielte der FC im zweiten Durchgang. 13 Tore fielen erst nach der 75. Minute, nur Hoffenheim (17) und Dortmund (16) sind in der Schlussviertelstunde noch gefährlicher. Nicht einmal der FC Bayern (11) kommt an diese Quote ran. FC-Konkurrent Union Berlin erzielte in den letzten 15 Minuten bisher nur vier Tore. Vier Kölner Treffer fielen zudem erst in der Nachspielzeit – das ist Ligaspitze zusammen mit der TSG Hoffenheim und dem VfL Bochum.
Steffen Baumgart bewies zudem bemerkenswert oft ein goldenes Händchen: Seine Einwechselspieler kommen auf 18 Torbeteiligungen, neun Tore erzielten die Joker selbst. Mark Uth und Tim Lemperle trafen jeweils zweimal, Kingsley Schindler (plus drei Vorlagen), Anthony Modeste, Sebastian Andersson, Louis Schaub und Jan Thielmann trafen jeweils einmal. 18 Torbeteiligungen und neun Tore durch Joker sind ebenfalls Ligaspitze – wieder zusammen mit Hoffenheim. Auch neun Joker von BVB-Coach Marco Rose stachen, mit 14 Torbeteiligungen sind die Dortmunder in dieser Statistik aber nicht ganz so gefährlich.
Am Sonntag (19.30 Uhr) treffen der FC und der BVB nun im Rhein-Energie-Stadion aufeinander. Und man darf gespannt sein, welches Team die meiste Power hat.