Köln – Aus den bisherigen drei Derbys (oder Nachbarschaftsduellen) gegen Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen hat der 1. FC Köln bisher sieben Punkte geholt. Das gab es lange nicht mehr und ist aus emotionaler Sicht für die Fans des Klubs besonders wichtig. Doch für die Verantwortlichen zählen noch mehr die insgesamt 39 Punkte, die der FC nach dem 26. Spieltag der Bundesliga bereits auf dem Konto hat. Und diese Ausbeute führte dazu, dass nach dem 1:0-Sieg in der BayArena die Kölner Verantwortlichen den Klassenerhalt erstmals öffentlich als sicher erklärten.
Bei 16 Punkten Vorsprung auf die Plätze 16 und 17 wird für Köln freilich nichts mehr anbrennen. „Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem wir nicht mehr nach unten gucken“, sagte Interims-Sportchef Jörg Jakobs. Trainer Steffen Baumgart schlug in dieselbe Kerbe: „Ich würde sagen: Es muss viel passieren, damit es mit den 39 Punkten nicht reicht. Wir haben März und den Klassenerhalt geschafft. Das ist doch schön.“
Öffentlich kein neues Ziel
Doch das Wort „Europa“, also die Qualifikation für das internationale Geschäft, kommt den Kölnern nicht über die Lippen. Und sie tun wohl auch gut daran. Sie bleiben ihrer Linie treu, zumindest öffentlich ihre Saisonziele nicht neu zu definieren. „Uns wird mit Sicherheit einfallen, wie wir die Zielsetzung intern beschreiben. Das besprechen wir in aller Ruhe. Es macht keinen Sinn, einen Tabellenplatz oder Punktestand auszurufen“, meinte Jakobs.
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Diese Ansicht teilte Baumgart auch am Tag nach dem Derby. Doch in jeder seiner Aussagen klang auch das neue Selbstbewusstsein durch, das seit der Amtsübernahme des Trainers in Köln Einzug erhalten hat. „Wir stehen nach über zwei Dritteln der Saison sicher nicht zufällig auf Platz sieben. Der Klassenerhalt ist uns nicht mehr zu nehmen. Aber wir gehen weiter in jedes einzelne Spiel, um es zu gewinnen. Wenn wir so weiter machen, stellt sich am Ende der Saison der Erfolg von alleine ein. Es bringt nichts, ein neues Saisonziel öffentlich auszugeben.“ Denn direkt vor dem FC stünden so stabile und qualitativ starke Teams wie Freiburg, Hoffenheim und Leverkusen. Dahinter lauerten Union und Frankfurt, die auch einen guten Eindruck machten. „Die Tabelle ist so eng, da kann man nichts prognostizieren.“
In der Tat sind Union und Eintracht mit einem Punkt beziehungsweise zwei Zählern Rückstand in absoluter Lauerstellung. Die Mainzer haben fünf Punkte weniger als der FC, aber coronabedingt auch zwei Partien weniger absolviert.
Baumgart selbstkritisch
Doch die Teilnahme an den Playoffs zur Conference League erscheint für den FC im Bereich des Möglichen. Der Liga-Sechste ist für die letzte Qualifikationsrunde vor der Gruppenphase qualifiziert. Wenn allerdings der DFB-Pokalsieger bereits über die Bundesliga für einen der drei europäischen Wettbewerbe qualifiziert sein sollte, reicht Platz sechs für die Gruppenphase der Europa League und Rang sieben für die Playoffs zur Conference League. Die wäre zwar eine Mehrbelastung, doch auch eine lukrative Einnahmequelle. Selbst Duelle mit Teams wie Bodø/Glimt, Linz oder Saloniki wären in Köln bestens besucht.
Doch Baumgart und Co. gehen diese Gedankengänge zu weit. Der Trainer war darum bemüht, den Derbysieg richtig einzuordnen. „Die Mannschaft hat auch in Leverkusen alles gegeben. Doch wir waren an diesem Tag nicht die bessere Mannschaft, sondern die glücklichere. Deshalb sind wir auch ein glücklicher Derbysieger. Das Ergebnis ist perfekt, unser Spiel war es nicht. Wir haben zu viele 100-prozentige Torchancen zugelassen“, befand der Coach. Der hatte mit seinen Wechseln zu Torschütze Kingsley Schindler und Vorlagengeber Dejan Ljubicic erneut ein Goldenes Händchen bewiesen, wollte das allerdings nicht zu hoch hängen: „Das waren gute Impulse von der Bank. Nach dem Tor haben wir mit Glück und Geschick das Spiel über die Zeit gebracht.“