Friedhelm Funkel spricht im Interview über die Trainersuche des 1. FC Köln. Einen bestimmten Kandidaten kann er sich gut vorstellen.
Kölns Retter 2021Das sagt Friedhelm Funkel über die FC-Situation und die Trainerfrage
Herr Funkel, im Interview vor kurzem mit dieser Zeitung bezeichneten Sie Steffen Baumgart noch als „Glücksfall“ für den 1. FC Köln. Nun ist dieser schon Vergangenheit. Sind sie überrascht?
Friedhelm Funkel: Ja, das hat mich sehr überrascht, zumal alle Seiten vor kurzem zumindest öffentlich noch bekräftigt hatten, den gemeinsamen Weg trotz aller Schwierigkeiten weiterzugehen. Es gibt eigentlich keinen besseren Trainer für die aktuelle Mannschaft als Steffen. Er ist ein Menschenfänger, der beim FC die Spieler und die Öffentlichkeit auf seiner Seite hatte. Aber offenbar hatte Steffen selbst Zweifel an diesem FC-Weg und wohl nicht mehr so den Rückhalt der Verantwortlichen gespürt. Steffen war zuletzt das Gesicht des Klubs schlechthin, sein Verlust ist immens. Vor der Saison schienen drei Trainer besonders sicher im Sattel zu sein: Urs Fischer bei Union, Bo Svensson bei Mainz, Steffen Baumgart beim FC. Jetzt sind alle weg. Wahnsinn.
Machen Sie sich Sorgen um den FC?
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Der FC liegt mir am Herzen. Wenn ich mir jetzt keine Sorgen machen würde, wann denn dann? Das Cas-Urteil ist eine Katastrophe. Erst recht, wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst und die Mannschaft eigentlich verstärken müsstest. Die Aufgabe, in der Liga zu bleiben, wird verdammt schwer. Aber sie kann und muss gelingen – ansonsten drohen dem FC noch schwerere, unruhigere Zeiten.
Welcher Trainer, der noch Ambitionen hat, tut sich diesen FC überhaupt an?
Der FC ist nach wie vor ein toller Verein mit einer ungeheuren Wucht. Jeder weiß, wie groß die Aufgabe ist. Aber sie anzugehen und am Ende als Retter dazustehen, darin liegt auch eine Chance. Ich weiß aus eigener Erfahrung in Köln (Funkel schaffte mit dem FC 2021 auf den letzten Drücker noch den Klassenerhalt, d. Red.), wovon ich rede. Wenngleich ich sagen muss, dass wir mit Hector, Skhiri, Horn, aber auch mit Czichos, Bornauw oder Zieler deutlich mehr Führungsstärke im Kader hatten. Diese Spieler, an denen sich die jüngeren aufrichten können, von diesen sehe ich jetzt leider nur sehr wenige.
Würden Sie sich die Aufgabe antun oder zutrauen?
Da ich zum FC derzeit keinen Kontakt habe, stellt sich die Frage nicht. Aber ganz gleich, wer Trainer wird: Es geht erst einmal nur darum, den FC irgendwie auf Platz 16 zu führen, Platz 15 wäre ein Traum. Und das ist eine Herkulesaufgabe, die nicht komplett unmöglich ist, wenn man ein paar Dinge verändert. Es geht um Nuancen. Alles anders machen zu wollen, das wird jetzt nicht funktionieren. Man muss es so klar sagen: Es geht jetzt um das Überleben des 1. FC Köln. Ich denke, schon dem ersten Heimspiel im neuen Jahr gegen Heidenheim kommt eine ganz große Bedeutung zu.
Es werden einige Trainer-Kandidaten gehandelt. Und was halten Sie von einer internen Lösung mit dem langjährigen Assistenten André Pawlak?
Ich habe selbst mit ihm zusammengearbeitet und kann aus voller Überzeugung sagen: Er ist ein Fachmann, kennt die Mannschaft aus dem Effeff, spricht die Sprache der Fußballer und hat eine hohe Akzeptanz im Verein und im Umfeld. Er versteht es, Ansprachen zu halten und die Jungs einzuschwören. Er bräuchte null Eingewöhnungszeit. Kurzum: André ist ein hervorragender Trainer, dem ich den schwierigen Job absolut zutraue – auch ohne jemanden anderen an seiner Seite.