Köln – Unabhängig vom Wirbel um Anthony Modestes Wechsel zu Borussia Dortmund lässt sich konstatieren: Der 1. FC Köln hat durch das 3:1 gegen Schalke einen ungemein wichtigen Sieg errungen. Er war die richtige Antwort auf das Transfer-Theater, aber auch auf das Pokal-Aus beim Zweitligisten Regensburg, das den Klub sportlich und finanziell schmerzt.
Großen Einfluss auf den Start
Und obwohl es nur das Auftaktspiel war, haben die drei Punkte großen Einfluss auf den Kölner Liga-Start. Der FC bezwang einen Gegner, den man vorher in etwa in Schlagdistanz sah, aber am Ende auf jeden Fall hinter sich lassen will. Und der Erfolg wurde erzielt vor den zwei schweren Auswärtsspielen in Leipzig und Frankfurt. Die Gefahr eines Fehlstarts war durchaus vorhanden. Doch der erste Sieg lässt den Verein die kommenden Aufgaben etwas beruhigter angehen und er gibt der Mannschaft Selbstvertrauen.
Baumgart angefressen
Und weil das Spiel beim FC als so wichtig eingestuft wurde, war bei Trainer Steffen Baumgart auch der Ärger so groß, dass Modestes Wechsel am Vormittag des Spieltags durchgesickert war. Der Coach war zwar schon seit Freitag eingeweiht, dass sich Modeste dem BVB anschließen will. Verkündet werden sollte der Wechsel aber erst Anfang der Woche. Doch mindestens eine Seite hielt sich nicht an die Vereinbarung und stach den Transfer durch. Und diese Umstände sorgten bei Baumgart für große Verärgerung. „Das kotzt mich an“, echauffierte sich der Trainer und verzichtete auf Etikette. Es sei nicht das erste Mal, dass so etwas vorab herauskomme. „Und zwar nicht von uns. Egal, wer dann Scheiße erzählt. Vier Stunden vor dem Spiel kommen wir dadurch in eine schwierige Situation. Das hat was mit Fairplay zu tun, dass man das unter dem Deckel hält und nicht großkotzig daherredet. Das ist das, was mir auf die Eier geht.“
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Baumgart musste somit improvisieren. Obwohl Modeste noch beim Anschwitzen vor dem Spiel dabei war, strich er seinen Stürmer aus dem Aufgebot. Modeste wollte zwar auflaufen und die Partie wohl als letzte Selbstinszenierung in Köln nutzen, doch bei diesen Spielchen machten die Kölner Verantwortlichen nicht mehr mit. „Tony wird uns auf lange Sicht fehlen. Sportlich ist das kein guter Weg für uns, aber in diesem Verein sind im Moment auch ein paar andere Faktoren wichtig. Wir haben das alle gemeinsam entschieden. Jetzt gehen wir diesen Weg ohne Tony“, sagte Baumgart, der seine Mannschaft aber auch ohne Modeste gut eingestellt hatte – personell und taktisch.
Pläne gehen auf
Ganz vorne ließ er an der Seite von Jan Thielmann überraschend Florian Dietz ran. Der 24-Jährige kam zu seinem Bundesliga-Debüt für den FC. Auch die Maßnahme mit Dejan Ljubicic auf der Zehner-Position ging auf. Der FC konnte zumindest in dieser Partie so den Ausfall von Mark Uth kompensieren. Da auch noch Timo Hübers verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand, hatten die Kölner also auf drei Leistungsträger verzichten müssen. Dennoch spielten sie erfrischend auf, schossen insgesamt 30 Mal aufs Tor– häufiger als in jedem Spiel der Vorsaison mit Modeste.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Aufsteiger Schalke nach einer guten Anfangsphase vor allem nach der Roten Karte gegen den Ex-Kölner Dominick Drexler (35.) überfordert wirkte und zu den schwächeren Teams der Liga zählen wird.
Lob für den Coach
Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller war dennoch voll des Lobes für Baumgart und dessen Trainerteam. Sie hätten einen „überragenden Job“ gemacht und sich hervorragend auf die neue Situation ohne Modeste eingestellt. „Sie haben sich nichts anmerken lassen und nur nach vorne und lösungsorientiert gedacht. Das haben sie auch der Mannschaft vorgelebt. Das war sicher ein Grund für die gute Leistung“, sagte Keller.
Baumgart beschwor nach dem Abgang seines besten Torjägers erneut das Kollektiv. Thielmann, Dietz, Tim Lemperle und Neuzugang Sargis Adamyan hätten jetzt die Chance, aus Modestes Schatten zu treten. Der Coach will zudem eine Trotz-Reaktion erzeugen. „Es hat mich im vergangenen Jahr oft geärgert, dass es nur um Tony ging. Wir werden nicht wegdiskutieren, dass er uns sicher in der einen oder anderen Situation fehlen wird, nur weil wir ohne ihn gewonnen haben. Aber wir gehen den Weg jetzt mit Leuten, die ihn zu hundert Prozent mitgehen wollen. Wir sind letztes Jahr übers Kollektiv gekommen, und das werden wir dieses Jahr auch.“
Klare Worte, die auch beim Team um 1:0-Torschütze Luca Kilian offenbar sofort ankamen: „Wir müssen Tonys Verlust im Kollektiv auffangen. Der Trainer hat es so schön gesagt: Jeder spielt für den anderen.“ Gegen Schalke gelang das über weite Strecken eindrucksvoll.