AboAbonnieren

Von Köln nach DortmundDie Hintergründe zum Wechsel von Anthony Modeste

Lesezeit 4 Minuten
Modeste_Geht

Anthony Modeste verlässt den 1. FC Köln erneut, diesmal geht er nach Dortmund.

Köln – Am Montagabend äußerten sich die drei an Anthony Modestes Wechsel vom 1. FC Köln zu Borussia Dortmund beteiligten Parteien beinahe synchron. Zunächst meldeten die Vereine Vollzug, der Franzose habe nach vollzogener sportmedizinischer Untersuchung einen Einjahresvertrag unterschrieben. Er wird rund sechs Millionen Euro verdienen und den Kölnern eine Ablöse von fünf Millionen Euro einbringen.

Wenig später äußerte sich der 34-Jährige dann bei Instagram. Er hätte gern seine Karriere in Köln beendet, doch „bestimmte Gegebenheiten des Fußballs“ bedeuteten, dass man „das Schicksal nicht kontrollieren“ könne. Er gehe „nicht wegen des Geldes“, schließlich habe er „große Angebote aus den Golfländern abgelehnt“. In Dortmund habe ihn vielmehr die Möglichkeit gereizt, im Herbst seiner Karriere doch noch in der Champions League zu spielen.

Unmoralisches Angebot für Anthony Modeste aus Saudi-Arabien

Tatsächlich hatte Modeste im Winter ein Angebot aus Saudi-Arabien erreicht. Die Wiedergeburt des Stürmers hatte gerade begonnen, drei Jahre nach der Rückkehr aus China traf er nun wieder, was er vor allem Steffen Baumgart und dessen Spielsystem zu verdanken hatte. Doch nun wollte er wieder gehen.

1. FC Köln und Steffen Baumgart legten Veto ein

Sein Engagement in China hatte dem Franzosen zwar rund 25 Millionen Euro netto eingebracht, doch war Modeste dort nicht glücklich geworden. Als Al-Hilal dann ein Angebot abgab, wurde Modeste wieder schwach. Der Wechsel nach Riad scheiterte jedoch am Veto des Vereins; Alexander Wehrle, Thomas Kessler und in letzter Konsequenz Steffen Baumgart stellten klar, dass sie dem Spieler keine Freigabe erteilen würden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Modeste erklärte später, er sei aus eigenen Erwägungen geblieben. „Es ist klar, dass man sich zu meinem Zeitpunkt der Karriere darüber Gedanken macht. Aber ich liebe den FC“, sagte er der „Bild“-Zeitung, über die er anschließend mehrfach den Wunsch verbreiten ließ, seinen Vertrag in Köln zu verlängern. Christian Keller hatte deswegen früh das Gespräch mit dem Franzosen gesucht. Die Lage war eindeutig: Es war angesichts der finanziellen Lage des Klubs ausgeschlossen, Modeste eine Verlängerung zu gleichen oder gar verbesserten Bezügen anzubieten, die dem Spieler vorschwebten.

Im Trainingslager teilte Modeste öffentlich mit, seine Agenten mit der Suche nach einem neuen Verein beauftragt zu haben. Am vergangenen Freitag sprach Modeste dann bei Keller vor: Er habe sich mit dem BVB geeinigt, die Entscheidung sei gefallen. „Da war für mich klar, dass ich vertieft in Gespräche mit Dortmund einsteige. Es musste ja auch für uns passen, und das hat es jetzt“, berichtete Keller am Sonntag.

Modestes sportliche Bedeutung für die Kölner ist unbestritten. Doch gebietet es die wirtschaftliche Vernunft, den Abschied des Angreifers von zwei Seiten zu beurteilen. „Fakt ist, dass es relativ viele Gründe gab, dem Transfer zuzustimmen. Und relativ wenige dagegen“, sagte Keller.

Anschlussvertrag für Anthony Modeste beim 1. FC Köln wohl hinfällig

Da sich die Dinge nun anders entwickelt haben als beim Vertragsschluss im Jahr 2018 geplant, steht auch Modestes Anschlussvertrag im Kölner Trainerstab nach dem Ende seiner Spielerkarriere in Frage. Das deutete Keller am Sonntag an. „Ich habe viel von dem Anschlussvertrag gehört. Das sieht dann aber ein bisschen anders aus, wenn man es mal gelesen hat“, erklärte der 43-Jährige, fügte aber freundlich an: „Wenn Tony irgendwann zum 1. FC Köln zurückkehren möchte, denken wir sicherlich darüber nach.“ Einen vertraglichen Zwang gibt es für den FC offenbar nicht. Die Kühle Kellers ist nachvollziehbar. Er muss in diesen Zeiten mehr im Blick haben als allein die Schlagfähigkeit der Kölner Mannschaft. „Es ist bekannt, dass insgesamt das Gehaltsgefüge sinken sollte. Und dass der eine oder andere Transfer uns nicht schlecht täte. Zu beiden Aspekten haben wir jetzt einen Beitrag geleistet“, formulierte Keller.

Christian Keller arbeitet an der Gesundung des Vereins

Ob die Kölner einen Teil des nun freiwerdenden Budgets investieren, ließ Keller zunächst offen. „Die finanzielle Gesundung ist unser Hauptauftrag, und wir haben ja auch schon vorgebaut. Wir haben Spieler geholt, als wir noch wenige Spieler abgegeben hatten. Dabei haben wir uns schon gedacht, dass es Veränderungen geben könnte.“

Am Montagabend meldeten der 1. FC Köln und Borussia Dortmund dann Vollzug, und auch in der offiziellen Pressemitteilung geizte Modeste nicht mit Gefühlen. „Köln wird immer meine zweite Heimat bleiben – ich liebe den Klub und die Stadt.“