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FC-Helden Kilian und BaumgartKöln feiert einen „Holzfuß" und ein goldenes Händchen

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FC-Verteidiger Luca Kilian ist nach seinem 3:2-Siegtor gegen seinen Ex-Klub Mainz in Jubel-Ekstase.

Köln – Der 3:2-Sieg des 1. FC Köln am Samstagnachmittag gegen den FSV Mainz 05 nach 0:2-Rückstand war voller großer und kleiner Geschichten. Ohne Zweifel zählte Luca Kilian zu den Protagonisten des Spiels. Erst war der Kölner Verteidiger im Spiel gegen seinen Ex-Klub der große Pechvogel, dann wurde er mit seinem ersten Bundesligator überhaupt zum Matchwinner des FC und revanchierte sich nebenbei bei seinem Ex-Trainer aus Mainz. Das Siegtor hat auch einen Preis, allerdings nur für Steffen Baumgart: Denn der Kölner Coach muss nach Kilians Tor der Mannschaft nun ein Essen spendieren.

Im 48. Bundesligaspiel und dem 26. für den FC war beim Abwehrspieler in der 82. Minute endlich der Knoten geplatzt. Doch dass Kilian nicht gerade über Erfahrung nach eigenen Torerfolgen verfügt, wurde im Anschluss an den Siegtreffer deutlich. Der Innenverteidiger wirkte doch reichlich orientierungslos und wusste nicht so recht, wohin mit der Euphorie. „Ich habe mich so gefreut. Dann bin ich einfach irgendwo hingelaufen und habe alles rausgelassen, was in mir war. Ich wusste gar nicht mehr, wo unsere Kurve überhaupt ist und bin zur falschen Eckfahne gelaufen. Die Jungs laufen immer zu der anderen“, schilderte der Torschütze.

Kilian freut sich über erstes Bundesligator

Zwar ist Kilian in erster Linie für das Verhindern von Toren zuständig, doch nach seiner eigenen Tor-Premiere wirkte er auch gelöst. „Wir haben diese Woche darüber gequatscht, dass ausgerechnet jetzt ein guter Zeitpunkt wäre für mein erstes Bundesliga-Tor. Umso schöner, dass es so ein wichtiges war.“

Es war eines gegen einen Gegner, der vor dem Anpfiff nur zwei Punkte weniger auf dem Konto hatte als die Kölner und den der FC jetzt auf fünf Punkte distanziert hat. Und Kilian freute sich diebisch über seinen Treffer gegen sein Ex-Team und dessen Coach. Denn Bo Svensson hatte in der Saison 2020/21 überhaupt nicht auf den gebürtigen Dortmunder gesetzt und ihn zeitweise in die zweite Mannschaft abgeschoben. „Mir hat etwas gefehlt – die Seriosität bei seiner Arbeit und auch professionell zu leben, ehrgeizig zu sein und nicht nur Ansprüche zu stellen“, hatte Svensson den Neu-Kölner sogar zuletzt noch kritisiert.

Wer Kilian seit Saisonbeginn in Köln erlebt, der ist erstaunt über diese Beurteilung. Denn der 22-Jährige wirkt eher wie ein Musterprofi, ein sympathischer dazu. Auf die Frage, ob er nach Svenssons Kritik besonders motiviert war, antwortete Kilian vor dem Mikrofon des ZDF knapp, aber ehrlich mit nur einem Wort: „Ja.“ Kilian hatte Mainz nicht im Guten verlassen. Die Transferrechte liegen allerdings immer noch beim FSV, der FC hat den Spieler ausgeliehen.

Doch Kilian hat klargestellt, dass er nicht nach Mainz zurückkehren will. Das muss er auch nicht, denn der FC besitzt eine Kaufoption über knapp zwei Millionen Euro. Die wird er ziehen – leichter fällt dies natürlich im Falle einer Kölner Qualifikation für Europa.

Baumgart verliert Torwette gegen Kilian und muss Team zum Essen einladen

Ins Spiel gestartet war Kilian allerdings nicht als strahlender Held, sondern als Pechvogel, der Jonathans Burkardts eher unplatzierten Schuss unglücklich, aber entscheidend zum 0:1 ins eigene Netz abgefälscht hatte. Kilian titulierte dies selbst als „Scheiß-Situation“, haderte dann allerdings nicht mehr mit höheren Mächten. „Ich habe mir gedacht: Es gibt anscheinend einen Fußballgott“, sagte Kilian, dessen Mannschaft in Kürze eine Belohnung vom Cheftrainer erhält.

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Denn Baumgart verlor die Torwette mit ihm und muss nach dessen ersten Bundesliga-Treffer das gesamte Team zum Essen einladen. Dabei hatte der Trainer nach einem Vorfall im Training dem 22-Jährigen jüngst noch geraten, bei der Abwehrarbeit zu bleiben. Kilian sei ein „Holzfuß“, hatte Baumgart im Spaß gesagt. Doch am Samstag hielt Kilian diesen „Holzfuß“ richtig hin und traf zum Sieg. „Holzfuß bleibt Holzfuß“, sagte Baumgart dennoch mit einem Schmunzeln.

Auch wenn sich nach dem Siegtor und erst recht nach dem Abpfiff Müngersdorf alle in den Armen lagen, gehört auch zur Wahrheit, dass der FC knapp eine Stunde lang keine gute Vorstellung geboten, harm- und ideenlos gewirkt hatte. Das stellte Trainer Baumgart nach dem Abpfiff auch noch einmal heraus: „Die ersten 60 Minuten waren wir nicht gut im Spiel. Wir haben viele Fehler im Aufbauspiel gemacht. Mit dem Tor und den Wechseln kommen wir gut zurück. Es war wichtig, dass die Jungs weitergemacht haben. Nicht die bessere Mannschaft hat gewonnen, sondern die, die das eine Tor mehr geschossen hat. Wir freuen uns über den Sieg. Wir dürfen aber nicht die Augen verschließen vor den Fehlern, die wir gemacht haben.“

Uth träumt von Europa

Zur Wende hatte der Coach mit seinem Dreifach-Wechsel in der 58. Minute beim Stand von 0:2 entscheidend zu beigetragen. Mit dem Tor von Ellyes Skhiri in der 60. Minute war die Hoffnung zurück. Angetrieben von Salih Özcan, der das Spiel nach seiner Einwechslung sofort an sich riss, drehten die Kölner nach weiteren Toren von Dejan Ljubicic (78.) und eben Kilian noch die Partie. Und sorgten so für einen Jubelorkan auf den Tribünen. Und für Träume. Wie bei Mark Uth: „Wir sind sehr, sehr nah dran an Europa“, sagte der Offensivspieler der Sportschau. „Wir wollen die Spiele gewinnen. Ich will jetzt nichts ausrufen, ansonsten bekomme ich wieder die Breitseite vom Trainer. Aber wir träumen alle davon. Ich will unfassbar gerne nach Europa.“