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Strubers Pläne gehen auf1. FC Köln kann überzeugen, doch von Erleichterung fast keine Spur

Lesezeit 4 Minuten
1. FC Köln vs. Holstein Kiel, DFB-Pokal, 2. Runde, 21.10.2024, 20.45 Uhr, Gerhard Struber (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Nachdenklich: Kölns Trainer Gerhard Struber während der Pressekonferenz nach dem Sieg im Pokal gegen Kiel

Der FC gewinnt im Pokal verdient gegen Kiel, doch die Freude währt nur kurz. Denn die Gesamtsituation nagt weiter an den Protagonisten.

Dass die vergangenen Spiele und die Gesamtsituation bei den Protagonisten des 1. FC Köln ihre Spuren hinterlassen haben, das wurde am späten Dienstagabend nach dem Erfolg sehr deutlich. Gerhard Struber, der Trainer des Zweitligisten, verließ unmittelbar nach seinen Ausführungen schnurstracks den Pressekonferenzraum im Rhein-Energie-Stadion.

Statt nach dem 3:0-Sieg in der zweiten Pokalrunde gegen Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel erleichtert zu sein, wirkten Struber, aber auch einige Spieler nach den kurzen Feierlichkeiten auf dem Platz anschließend nur wenig gelöst.

Gerhard Struber: „Der Druck ist aufgrund der verpatzten zwei Spiele zuletzt gestiegen“

Die Kritik war groß und laut geworden nach den jüngsten und bisweilen chaotischen Pleiten in Darmstadt (1:5), gegen Paderborn (1:2) und dem Abrutschen des Bundesliga-Absteigers auf Platz zwölf. Aus Sicht der Verantwortlichen und Spieler war sie offenbar zu groß, vielleicht auch unberechtigt. Zwar sprach Struber eingehend und zu Recht noch von einem „verdienten Sieg“, „Stabilität in den defensiven Abläufen“, „Zielstrebigkeit“ und sparte auch nicht mit Lob für seine Spieler, mit denen auf dem Platz noch sichtlich erleichtert den Sieg gefeiert hatte: „Meine Jungs haben das mit einer sehr guten Energie und Überzeugung verdient auch in der Höhe hinbekommen.“

Doch dann richtete sich der Fokus alsbald gegen die Kritiker. „Der Druck ist aufgrund der verpatzten zwei Spiele zuletzt gestiegen“, sagte Struber, begründete dies aber weniger mit den schwachen Auftritten seiner Mannschaft zuletzt. „Im Inner Circle sind wir sehr klar und sachlich geblieben, das kann ich nicht von allen im Umfeld behaupten“, sagte der Österreicher. Auf Nachfrage, was genau Struber damit meinte, reagierte der Trainer kurz angebunden: „Da können Sie wie immer herausinterpretieren, was Sie wollen.“

1. FC Köln: Pläne von FC-Trainer Struber gehen auf

Dabei hätte Struber auch öffentlich Grund zur Freude gehabt, denn einiges von dem, was er in den Tagen vor dem Spiel geplant hatte, war aufgegangen. Wie angekündigt, spielte im Tor Routinier Marvin Schwäbe anstelle des jungen Jonas Urbig und strahlte gegen – zugegeben offensivschwache und in der Verfassung kaum bundesligataugliche Kieler – Ruhe und Souveränität aus. Der Ansatz, erstmals eine Dreierabwehrkette aufzubieten, die der neu in die Startelf gerückte Dominique Heintz sowie Kapitän Timo Hübers und Talent Julian Pauli bildeten, funktionierte zudem gut.

Auf den Seiten spielten davor Leart Pacarada und Jan Thielmann, die ihre Stärken ohnehin eher im offensiveren Bereich haben. Die Umstellung verlieh beiden sichtbar mehr Halt. Mit dem eingewechselten Luca Waldschmidt kamen zudem endlich auch einmal Impulse von der Bank, der 28-Jährige erzielte in der Endphase noch zwei blitzsaubere Tore. Beim ersten stellte er seine herausragende Schusstechnik unter Bewies, die man gerne viel öfter sehen möchte.

Zudem wirkten die Kölner deutlich fokussierter und entschlossener als zuletzt. „Wir haben uns voll reingehauen und drei Tore gemacht. Wir hatten eine gute Energie auf dem Platz. Unsere Balance war heute auf jeden Fall besser, wir haben immer wieder Nadelstiche nach vorne gesetzt und drei super Tore erzielt“, befand Hübers.

Routinier Heintz sprach von einem „Schritt in die richtige Richtung“, der Selbstvertrauen geben könnte, der aber auch nur der Anfang sei. „Siege tun immer gut. Wir können das aber gut einordnen. Wir wissen, dass wir noch viel zu arbeiten haben. Aber trotzdem können wir uns heute freuen. Es war ein sehr verdienter Sieg, wir haben gegen eine Bundesliga-Mannschaft gut gearbeitet und es erwachsen zu Ende gespielt.“

Geld und endlich Pokal-Hoffnung für die Fans des 1. FC Köln

Es war zudem ein Sieg, der Geld in die Kasse der Kölner spülte. Der FC kann sich für das Erreichen des Achtelfinals, das am Sonntagabend ausgelost und am 3./4. Dezember gespielt wird, bereits auf rund 838.000 Euro Prämien seitens des DFB sowie weitere Einnahmen durch Tickets und mögliche TV-Einnahmen freuen. Zudem ist zumindest die Hoffnung da, in dem Wettbewerb endlich mal ein Ausrufezeichen setzen zu können. In den vergangenen 14 Jahren war für den FC allerspätestens im Achtelfinale Endstation, letztmals hatte er 2010 ein Pokal-Viertelfinale erreicht (und es in Augsburg 0:2 verloren).

Dennoch werden die Kölner den Erfolg sicherlich gedanklich schnell abhaken und den Fokus sofort auf das kommende Spiel lenken. Mit einem Auswärtssieg am Samstag (20.30 Uhr) bei Hertha BSC würde der FC die Gemüter beruhigen und die Lage entschärfen, eine Niederlage hingegen würde die Situation in der Liga weiter verschärfen und den Druck auf Struber und den umstrittenen Sport-Geschäftsführer Christian Keller wieder aufs Neue entfachen.

Heikle Torwartfrage beschäftigt den 1. FC Köln

Struber wird nun überlegen, wie er taktisch und personell die Aufgabe in Berlin angeht. Und vor allem, wem er im Tor das Vertrauen schenkt: Schwäbe (29), dem seit Saisonbeginn auf die Bank degradierten Stammtorhüter der vergangenen zweieinhalb Jahre, oder dem acht Jahre jüngeren Urbig, der als eines der größten deutschen Torwarttalente gilt, aber bislang auch eine persönlich schwierige Saison absolviert hat. „Ich habe ihn gut gesehen“, sagte Struber zur Leistung von Schwäbe und fügte an: „Wir sehen, wie sich die Situation jetzt entwickelt.“ Konkret beantworten, wer am Samstag im Olympiastadion im Tor steht, wollte Struber indes noch nicht. Es ist auch eine heikle Entscheidung.