FC mit Oberwasser in die RelegationNur die Heldt-Spekulationen stören neue Zuversicht

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Kölns Sportchef Horst Heldt während des Spiels gegen Schalke

Köln – Fast ein Vierteljahrhundert ist es her, dass der 1. FC Köln letztmals in einem Wettbewerb zu einem Hin- und Rückspiel antrat. Am 27. und 30. Juli 1997 war das, allerdings stand für den FC damals weit weniger auf dem Spiel, als das in den kommenden Tagen der Fall sein wird. Im Halbfinale des UI-Cups traten die Kölner seinerzeit gegen den HSC Montpellier an – und schieden gegen die Südfranzosen nach einem 2:1 daheim dann durch ein 0:1 im Rückspiel wegen der Auswärtstorregel aus.

Diese Regel gilt nun auch in der Relegation gegen den KSV Holstein Kiel, doch der FC will bereits im Hinspiel am Mittwoch (18.30 Uhr) im Rhein-Energie-Stadion dafür sorgen, dass er mit  guten Voraussetzungen und am besten einem Polster in das Rückspiel am Samstag (18 Uhr) an der Förde geht.

Wochenlang hatte der FC in der Liga mit dem Rücken zur Wand gestanden, am Ende hatten die Kölner ihr Schicksal nicht mehr selbst in der Hand gehabt. Doch das hat sich nun geändert: Der FC kann es wieder selbst bestimmen. Und  geht als Favorit in die beiden Duelle mit den zuletzt müde wirkenden Kielern. „Wir haben es selbst in der Hand, das in zwei Spielen zu regeln. Es ist wichtig, das so zu sehen. Gleichzeitig ist es eine Drucksituation“, sagte Sportchef Horst Heldt am Montagmittag. Doch die Mannschaft habe bewiesen, dass sie gut mit dem Druck umgehen kann. „Sie hat das schon vielfach erlebt und dann Leistung abgeliefert.“ Nach dem dramatischen 1:0 am letzten Spieltag gegen Schalke ist die „Gefühlslage natürlich gut“, sagte Trainer Friedhelm Funkel, „wir haben hart arbeiten müssen und sind belohnt worden.“ Erreicht sei allerdings noch nichts.

Ex-Coach Anfang kann Kiels Situation nachempfinden

Der Kontrahent aus Kiel hat zwar eine famose Saison gespielt, doch durch zwei Niederlagen in den letzten beiden Saisonspielen in Karlsruhe und gegen Darmstadt (jeweils 2:3) verspielte Holstein den fast schon sicher geglaubten direkten Aufstieg noch. Und bekam Mitgefühl von seinem ehemaligen Coach, der mit Darmstadt der Party-Crasher und 2018/19 auch für zehn Monate beim 1. FC Köln im Amt war. „Ich kann mitfühlen, das ist nicht leicht in dieser Situation. Am liebsten würde ich weglaufen. Ich hätte mir alles gewünscht, aber diese Konstellation nicht“, sagte Markus Anfang nach dem Sieg seiner Darmstädter in Kiel. Vor seinem Engagement beim FC war er 2018 mit Holstein selbst in der Relegation an Wolfsburg (0:1, 1:3) gescheitert. Anfang kann deshalb auch gut die Situation von Holsteins Trainer Ole Werner  nachempfinden: „Ich kenne das selber. Wir haben damals eine überragende Hinrunde gespielt, sind Herbstmeister geworden, dann noch abgefangen worden und in der Relegation gescheitert.“

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Funkel rechnet indes damit, dass Kiel die Enttäuschung schnell abhaken kann. „Ole Werner hat deutlich gemacht, dass sie gestern enttäuscht waren, aber dass sie ab heute wieder positive Gedanken Richtung Mittwoch aufbauen werden. Wir können nicht davon ausgehen, dass sie niedergeschlagen sind. Da wird es eine Jetzt-erst-recht-Haltung geben“, meinte der Kölner Trainer. Funkel rechnet auch nicht mit platten Kielern, die nach dem Ende  ihrer Quarantäne  bereits  neun Spiele in einem Monat absolviert haben: „In erster Linie geht es jetzt um den Willen. Ich  sehe das nicht als entscheidend an.“ 

Entscheidend sei vielmehr, wie sein Team die Spiele angehe. „Wir wollen die spielbestimmende Mannschaft sein, das Tempo hochhalten und Tore erzielen. Wenn wir das auf den Platz bringen, haben wir große Chancen, in der Bundesliga zu bleiben“, sagte Funkel, der am Mittwoch wohl auf Stürmer Sebastian Andersson verzichten muss. Der Schwede konnte am Montag nicht trainieren. „Ich möchte es nicht ganz ausschließen, dass Sebastian dabei ist. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass er länger braucht“, sagte der Coach. Sollte der Angreifer ausfallen, wird Funkel wohl erneut mit Ondrej Duda oder Jonas Hector im Angriff improvisieren müssen. Die gegen Schalke  gesperrten Ellyes Skhiri und Ismail Jakobs stehen dagegen wieder zur Verfügung. Das wiederum erhöht seine Optionen. Für das Rückspiel droht nur einem Kölner eine Gelbsperre: Elvis Rexhbecaj ist vorbelastet.

Heldt: „Hatte zuletzt wenig Kontakt zum Vorstand"

Bleibt noch ein Thema, das in Köln derzeit vielfach diskutiert wird.  Ausgerechnet vor dem Schalke-Spiel kamen erneut wieder Spekulationen um eine mögliche Ablösung von Heldt hoch. Der Sportchef versuchte am Montag, gelassen darauf zu reagieren. „Ich war nicht überrascht. Es würde mich überraschen, wenn mich beim 1. FC Köln noch irgendwas überraschen würde.“

Vor dem Anpfiff war über das Aus des  Sportchefs im Sommer spekuliert worden. Von solchen Plänen habe er keine Kenntnis, sagte Heldt: „Für mich geht es jetzt darum, dem Verein alles unterzuordnen, die Mannschaft und das Trainerteam optimal zu begleiten. Ansonsten kann ich wenig dazu sagen, weil ich zuletzt wenig Kontakt mit dem Vorstand hatte. Wir waren ja im Quarantäne-Trainingslager.“

Der Vorstand hatte zuletzt auf ein klares Bekenntnis zum Geschäftsführer Sport verzichtet.

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