Der 1. FC Köln ordnet sich im Tor neu: Der Klub will einen neuen Herausforderer für Timo Horn verpflichten.
In Brady Scott und Jan-Christoph Bartels gab der FC zwei Torhüter ab, Thomas Kessler beendete seine Karriere.
Julian Krahl soll in der Regionalliga aufgebaut werden. Deshalb ist ein Torhüter von Dynamo Dresden ins Blickfeld der Kölner gerückt.
Köln – Vincent Carsten Maria Müller, so sein vollständiger Name, wird sicherlich nicht jedem Kölner Fußballfan ein Begriff sein. Dabei hat der künftige Zweitliga-Torhüter des Aufsteigers Würzburger Kickers sehr viel mit Köln und dem 1. FC Köln gemein. Nach seinen Anfängen bei der SG Köln-Worringen kam der Torwart schon mit sechs Jahren ans Geißbockheim. Im Nachwuchsleistungszentrum der Kölner durchlief Müller sämtliche Jugendmannschaften bis zur U19, dort brachte er es in der Saison 2018/19 auf 28 Einsätze in der Bundesliga West. Doch dann sah er beim 1. FC Köln keine Perspektive mehr. Die Aussicht auf Einsätze im Profifußball, als potenzieller Herausforderer von FC-Stammtorwart Timo Horn (27) fehlte.
Würzburg gab ihm diese Perspektive. „Vincent ist fußballerisch sehr stark und hat in Köln eine hervorragende Torwartausbildung genossen und sich mit großem Ehrgeiz durch alle Altersklassen gebissen. Wir sehen ihn ihm ein großes Potenzial“, sagte Trainer Michael Schiele nach dem Wechsel im Juni 2019.
Ex-Kölner Müller jetzt Zweitliga-Torhüter
Da war aber noch nicht klar, dass der damals 18-Jährige bei den Kickers derart durchstarten und zum Stammtorhüter werden würde. Mit den Kickers feierte Vincent Müller jüngst den Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Kaum genesen von einem Jochbeinbruch Anfang Juni, stand der Kölner nur sieben Tage später wieder mit Maske im Tor und hatte maßgeblichen Anteil am Aufstieg des Klubs, bei dem mittlerweile Felix Magath hinter den Kulissen die Fäden zieht.
Natürlich lassen sich Entwicklungen bei Talenten nicht immer genau vorhersagen. Doch mit dieser Spielpraxis im Profifußball, diesen Anlagen, dem Willen und dem Gardemaß von 1,90 Metern hätte Vincent Müller sicherlich in das Profil der neuen Nummer zwei beim 1. FC Köln gepasst. Denn diesen Herausforderer für Horn sucht der Bundesligist jetzt. Wieder einmal. Horns langjähriger Stellvertreter Thomas Kessler (34) hat seine Karriere beendet. Der nach dem Weggang von Müller von RB Leipzig verpflichtete Julian Krahl gilt zwar als sehr veranlagt, doch im Herrenbereich fehlt dem 20-Jährigen bisher die Spielpraxis. Der Lausitzer soll die Nummer drei sein und für die U 21 in der Regionalliga zwischen den Pfosten stehen. Daniel Adamczyk gilt ebenfalls als hoffnungsvolles Torwarttalent, ist aber erst 17 Jahre alt.
Dem verletzungsgebeutelten Jan-Christoph Bartels (21), zuletzt an Wehen Wiesbaden ausgeliehen, und Brady Scott (21) traute man beim FC diesen Entwicklungssprung nicht mehr zu. Bartels wechselt zu Waldhof Mannheim, der Kalifornier Brady will sein Glück bei einem anderen Klub in Europa suchen. Brady galt lange Zeit als bester Nachwuchstorhüter Nordamerikas, vor anderthalb Jahren gewann er mit der U 20 der USA die Concacaf-Meisterschaft und wurde mit dem goldenen Handschuh für den besten Torwart des Turniers ausgezeichnet. Doch auch ihm gelang der Durchbruch beim FC nicht.
Und so begeben sich die Kölner um Sportchef Horst Heldt und Torwarttrainer Andreas Menger auf die Suche nach einem neuen Ersatzmann, der dem langjährigen Stammtorhüter Timo Horn etwas mehr Druck macht. Der absolvierte sicher nicht die beste Spielzeit seiner Karriere. Die Ranglisten, auf der die abgewehrten Schüsse und die vereitelten Großchancen des Gegners gezählt werden, weisen ihn als Schlusslicht aus: Horn wehrte 56,2 Prozent oder 86 von 15 Bällen ab und vereitelte 23,6 Prozent oder 13 von 55 Großchancen.
Eigentlich sollte ein gestandener Keeper verpflichtet werden, der Horn im Zweifelsfall den Posten streitig macht. Der Däne Frederik Rönnow (27), der in Frankfurt hinter Kevin Trapp die Nummer zwei ist, wurde als Neuzugang gehandelt. Doch da der FC zum Sparen gezwungen ist, der Kader aktuell mit 33 unter Vertag stehenden Profis ohnehin zu groß ist und die Verantwortlichen zudem Handlungsbedarf auf vier Feldspieler-Positionen (Innenverteidigung, Rechtsverteidigung, offensive Außenposition, Zehner) sehen, ist offenbar kein Geld mehr für eine kostspielige Lösung da. Und so wurde Hoffenheims 32-jähriger Ersatzkeeper Michael Esser bereits beim FC gehandelt.
Dresdens Kevin Broll im Visier des FC
Heißer könnte indes die Spur nach Dresden sein: Wie die „Sächsische Zeitung“ berichtet, soll der FC bei Dynamo wegen Kevin Broll angefragt haben. Der 24-Jährige, der 2019 von der SG Sonnenhof-Großaspach nach Sachsen gewechselt war, zählte in seinen 33 Einsätzen und trotz 56 Gegentoren noch zu den Lichtblicken beim Zweitliga-Absteiger. Aber auch in der Personalie Broll könnte FC-Verhandlungsgeschick gefragt sein. Der Mannheimer steht in Dresden noch bis 2022 unter Vertrag.
Man darf also gespannt sein, wer beim Trainingsauftakt der Profis am 5. August neben Timo Horn und Julian Krahl noch zwischen den Pfosten stehen wird.