Der 1. FC Köln bereitet sich auf einen ganz besonderen letzten Spieltag mit dem Duell gegen den FC Bayern vor.
Abschiede, Titelkampf, SaisonabschlussDen 1. FC Köln erwartet ein Tag großer Emotionen in Müngersdorf
Es ist alles angerichtet für einen äußerst emotionalen, spannenden, turbulenten und ganz sicher auch wehmütigen Samstagnachmittag, der in Erinnerung bleiben dürfte. Denn das Szenario, das sich sicherlich nicht nur viele Anhänger des 1. FC Köln, sondern auch viele Bundesliga-Fans und erst recht die von Borussia Dortmund gewünscht hatten, ist eingetroffen. Neben dem Dortmunder Signal Iduna Park wird parallel auch das Rhein-Energie-Stadion zum Ort der großen Gefühle.
Der FC Bayern will im letzten Saisonspiel mit einem Sieg beim FC doch noch seine erheblich kleiner gewordene Chance auf die Meisterschaft wahren. Erheblich kleiner, da der Rekordmeister sein Schicksal nach der eigenen 1:3-Niederlage gegen Leipzig und dem 3:0-Erfolg in Augsburg von Konkurrent Dortmund einen Tag später nicht mehr in der eigenen Hand hat. Gewinnt der BVB zum Abschluss gegen Mainz, dann ist er durch und der Titel geht erstmals seit 2012 nicht mehr an die Bayern.
Doch auch der 1. FC Köln hat noch Ziele: Der Tabellenzehnte will seine über weite Strecken gelungene Saison mit einer ansprechenden Leistung und bestenfalls einem erfolgreichen Abschluss gegen das Starensemble von der Isar krönen. Und er möchte zudem den Abschied von drei prägenden Spielern einen noch würdigeren Rahmen verleihen.
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FC-Präsident Wolf: „Sind uns ans Herz gewachsen“
FC-Präsident Werner Wolf ist denn auch voller Vorfreude auf den Saisonabschluss. „Wir durften ja zuletzt bereits beim 5:2-Sieg gegen Hertha BSC ein Fußballfest mit fantastischer Stimmung erleben. Der Samstag dürfte noch einmal emotionaler und stimmungsvoller werden. Wir verabschieden mit Jonas Hector und Timo Horn nicht nur großartige Spieler, die für den 1. FC Köln sehr viel geleistet haben, sondern auch Menschen, die uns mit den Jahren ans Herz gewachsen sind. Sollte Bayern Meister werden, wird erst die Ehrung stattfinden, dann werden wir feiern. Wir haben uns etwas Schönes für die Jungs einfallen lassen, das ich aber noch nicht verraten möchte“, sagt Wolf im Gespräch mit dieser Zeitung.
Den Namen von Ellyes Skhiri ließ er bewusst noch außen vor. Der unumstrittene Leistungsträger wird den Verein nach vier Jahren zwar auch verlassen. Sein Vertrag beim FC läuft bekanntlich aus. Eine Verlängerung lehnte der tunesische Nationalspieler ab, der ablösefrei sein wird und im Alter von 28 Jahren die nächste sportliche Herausforderung sucht, die er allerdings noch nicht gefunden hat. Doch Skhiri wird wie auch Stürmer Sebastian Andersson erst am Sonntag im Rahmen des Saisonabschlusses der Kölner unweit des Stadions offiziell von den Verantwortlichen verabschiedet.
FC hätte über 100.000 Karten verkaufen können
Bei Hector und Horn, die über eine beziehungsweise zwei Dekaden im Verein waren, macht der Klub eine Ausnahme und wird sie nach dem Spiel für ihre Verdienste mit einem auf beide zugeschnittenen Programm ehren. Und dann schweren Herzens ziehen lassen. „Es ist wichtig, dass man solche Momente auch ganz besonders begeht. Es wird ein außergewöhnlicher letzter Spieltag mit einem Spiel, für das wir über 100.000 Karten hätten verkaufen können“, erklärt FC-Geschäftsführer Markus Rejek.
Doch bevor das Duo verabschiedet wird, will die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart zumindest noch einmal auch dem großen FC Bayern Paroli bieten, dem eine Saison zum Vergessen und ohne Titel droht. „Wir wissen alle ganz genau, dass der FC Bayern weiterhin über eine herausragende Mannschaft verfügt. Doch wer Steffen Baumgart und die Mannschaft kennt, der weiß, dass sie auch in dieses Spiel gehen, um es zu gewinnen. Steffen wird die Jungs noch einmal heiß machen, mit den Fans im Rücken wird die Mannschaft alles geben“, kündigt Präsident Wolf an.
Theoretisch ist für den FC sogar noch Platz neun möglich, dies geht allerdings nur bei einem eigenen Erfolg und einer gleichzeitigen Niederlage der Mainzer in Dortmund, zudem müsste das Torverhältnis mitspielen. Auf jeden Fall aber vor Erzrivale Borussia Mönchengladbach, der mit zwei Punkten weniger Elfter ist und am 34. Spieltag den FC Augsburg empfängt, will der FC im Klassement dann doch bleiben. „Wir wollen unseren zehnten Tabellenplatz verteidigen. Wir waren ja schon im Hinspiel in München ganz knapp an der Sensation dran“, erinnert sich Präsident Wolf an die Partie vom 24. Januar, als Joshua Kimmich mit seinem Weitschuss-Tor in der 90. Minute die Bayern vor einer Niederlage gegen den FC bewahrte.
„Für Bundesliga gut, wenn Bayern mal richtige Konkurrenz hat“
Eine Sensation wäre der Titel für den BVB nach dem vergangenen Spieltag nicht mehr, vielmehr bereitet sich eine ganze Stadt auf den Samstag und mögliche Meister-Feierlichkeiten vor. Doch es gilt für die Borussen erst einmal, klaren Kopf zu bewahren, Mainz zu bezwingen – um nicht unbedingt auf den 1. FC Köln hoffen zu müssen. „Dortmund hat vor über 80.000 Fans alles selbst in der Hand. Die Chance auf den Titel ist historisch und war seit Jahren für keinen Verein mehr so groß. Wenn der BVB Meister wird, dann ist das am Ende auch verdient – ich betrachte das ganz nüchtern. Für die Bundesliga insgesamt ist es gut, dass der Dauer-Meister FC Bayern München mal richtige Konkurrenz hat“, sagt Wolf.
Doch während Kölns Präsident wohl eher insgeheim dem BVB die Daumen drückt, würde sich Rejek aufgrund seiner Dortmunder Vergangenheit wohl richtig freuen. Der 54-Jährige war von 1999 bis 2013 Marketingleiter bei Borussia Dortmund, kennt noch viele BVB-Mitarbeiter und war wesentlich an der Entstehung des Vereinsslogans „Echte Liebe“ beteiligt.