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Kainz und Finkgräfe operiertFC hatte bei verletztem Duo noch „Glück im Unglück“

Lesezeit 4 Minuten
Gerhard Struber, Trainer des 1. FC Köln, spricht mit Kapitän Florian Kainz während des Testspiels bei Viktoria Köln.

FC-Trainer Gerhard Struber im Gespräch mit Kapitän Florian Kainz. Das war noch dessen Einwechslung im Test bei Viktoria, in dem sich Kainz verletzte.

Bei beiden Kölner Profis wurden zuvor noch schwerwiegendere Verletzungen befürchtet. Trainer Struber bestimmt wohl neuen Kapitän.

Trainingslager sind für Fußballprofis nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig, aber man kann getrost davon ausgehen, dass sich Florian Kainz auf das aktuelle mit dem 1. FC Köln durchaus gefreut hat. Denn es ist eines in seiner steirischen Heimat. Knapp 60 Kilometer entfernt von seinem Geburtsort Graz bereitet sich der Bundesliga-Absteiger in diesen Tagen in Bad Waltersdorf auf die neue Zweitliga-Spielzeit vor. Und sicherlich hätten sich mal die Familie oder Freunde im Thermenstadion, in dem der FC trainiert, blicken lassen.

Doch es ist anders gekommen. Und zwar so gar nicht nach dem Geschmack des Mittelfeldspielers. Der hatte schon eine äußerst dürftige Saison hinter sich, in der viele Spiele komplett am Routinier vorbeigelaufen waren. An deren Ende standen zwar auch fünf Treffer für ihn zu Buche. Doch keines war dem Routinier aus dem Spiel heraus gelungen, Kainz überzeugte mehr oder weniger nur als sicherer Elfmeterschütze. Erstmals hatte der Grazer den FC als Kapitän in die Saison geführt, doch das Amt schien den nach außen stillen Spieler eher zu belasten denn zu beflügeln. Dennoch wurde der 31-Jährige von Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick in den EM-Kader berufen, womit nicht unbedingt zu rechnen gewesen war. In der Wahlheimat Deutschland kam er dann aber keine Minute zum Einsatz.

1. FC Köln: Kainz wollte in der Nähe der Heimat neuen Anlauf starten

Doch jetzt wollte Kainz einen neuen Anlauf starten. Bereits unmittelbar nach dem Abstieg hatte er sich zum FC bekannt. Von seiner Ausstiegsklausel im ursprünglich bis 2025 laufenden Vertrag machte er keinen Gebrauch, stattdessen verlängerte er seinen Kontrakt. Doch dann folgte am vergangenen Samstag ein Testspiel, das Kainz in ganz schlechter Erinnerung bleiben wird. Beim 3:3 des FC im Sportpark Höhenberg gegen Viktoria zog er sich eine schwere Sprunggelenkverletzung zu.

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Am Dienstag wurde Kainz in der Mediapark-Klinik in Köln „erfolgreich“ operiert, teilte der Klub nun mit. Dr. Nunzio Ricciardo, Spezialist für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie aus dem Team der langjährigen FC-Mannschaftsärzte Dr. Peter Schäferhoff und Dr. Paul Klein, hatte dafür extra seinen Italien-Urlaub unterbrochen und den Eingriff vorgenommen. „Es ist alles planmäßig verlaufen, wir denken, dass Florian in sechs bis acht Wochen wieder zur Verfügung steht“, sagte Kölns Sport-Geschäftsführer Christan Keller in Bad Waltersdorf.

Der Sportchef erwähnte zwar, dass bei dieser Art der Verletzung prinzipiell auch eine konservative Behandlung möglich gewesen wären, doch da mehrere Bänder lädiert gewesen seien, habe man sich auf Anraten der Ärzte für eine Operation entschieden. „Es hat sich beim Eingriff bewahrheitet, dass es der richtige Ansatz war“, erklärte Keller. Denn vor diesem hatte man sogar noch einen Riss der Syndesmose befürchtet. Die wäre mit einer Stellschraube versorgt worden, hätte ein wochenlanges Belastungsverbot bedeutet und eine Ausfallzeit von wohl drei bis vier Monaten bedeutet.

Ganz schlimme Befürchtungen bei Finkgräfe bestätigen sich nicht

Neben Kainz fällt mit Max Finkgräfe allerdings noch ein weiterer Stammspieler langfristig aus. Auch der hatte sich in einem Testspiel verletzt, der Linksverteidiger hatte sich am Freitag gegen St. Truiden (3:0) eine Knie-Blessur zugezogen und ist ebenfalls schon operiert worden – am Montag. Finkgräfe unterzog sich einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung). „Das Knie sah besser aus, als wir es befürchtet hatten. Er hat eine Innenbandverletzung. Es wird auch um die acht Wochen dauern“, prognostizierte Keller vorsichtig. Auch bei Finkgräfe war man von einer schwereren Verletzung ausgegangen, doch der Meniskus ist entgegen der ersten Befürchtungen nicht beschädigt, das Innenband „nur“ angerissen. „Bei beiden hatten wir noch Glück im Unglück“, fasste es Keller zusammen.

Doch unter dem Strich fehlen Trainer Gerhard Struber längerfristig zwei wichtige Spieler. Die Partien gegen den HSV, in Elversberg, gegen Braunschweig und bei Schalke wird das Duo im jeden Fall verpassen, auch die folgenden nach der Länderspielpause gegen Magdeburg (14. September) und in Düsseldorf (21.) könnten noch zu früh kommen.

Timo Hübers Favorit auf das Kapitänsamt

Und womöglich kommt es für Kainz noch dicker: Unabhängig von seiner Verletzung steht seit geraumer Zeit im Raum, dass die sportliche Führung des FC einen anderen Kapitän bevorzugt. Denn eine Erkenntnis der völlig verkorksten vergangenen Saison war, dass es dem Kader deutlich an einer klaren Führungsstruktur gefehlt hatte. Der neue Trainer Struber konnte sich zuletzt ein Bild von den Spielern machen, und in diesem Prozess fehlte EM-Fahrer Kainz im Prinzip die ganze Zeit. Als Favorit auf das Amt gilt der gesetzte, erfahrene und eloquente Innenverteidiger Timo Hübers (28), der die Kölner Mannschaft auch am Mittwoch im Testspiel gegen Swansea als Kapitän auf den Platz führte. Auch Eric Martel (22), auf den die Verantwortlichen in der Zukunft bauen und der bereits das deutsche U21-Team als Kapitän anführt, hat Chancen. Martel war der Kölner Spieler mit dem vielleicht größten Markt, doch der defensive Mittelfeldspieler entschied sich trotz einer Ausstiegsklausel für den Verbleib. Und natürlich ist eigentlich auch Mark Uth (32) ein Kandidat, doch der hat verletzungsbedingt fast zwei Jahre kaum gespielt und muss sich auch jetzt erst wieder ans Team herankämpfen.