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Kölns Routinier im InterviewDominique Heintz spricht über Wünsche, Fehler und den Wiederaufstieg

Lesezeit 8 Minuten
Dominique Heintz (l.) und Steffen Tigges vom 1. FC Köln lachen im Trainingslager in Bad Waltersdorf, Österreich.

Dominique Heintz (l.) und sein FC-Teamkollege Steffen Tigges mit Spaß bei der Trainingsarbeit in Bad Waltersdorf

Der erfahrene Verteidiger Dominique Heintz spricht über die Situation des FC, seine eigene und Lehren aus der verkorksten vergangenen Saison.

Dominique Heintz zählt gewiss zu den erfahrensten Spielern des 1. FC Köln. 302 Partien als Profi hat der Pfälzer, der am 15. August 31 Jahre alt wird, für den FC, den 1. FC Kaiserslautern, den SC Freiburg, Union Berlin und den VfL Bochum bis dato absolviert. Der Verteidiger, der Ende August 2023 ans Geißbockheim zurückgekehrt war, hat unlängst seinen ursprünglich Ende Juni auslaufenden Vertrag beim Bundesliga-Absteiger gleich um zwei Jahre bis 2026 verlängern können.

Im Interview spricht Heintz über die Situation seines Klubs und worauf es in der kommenden Saison ankommt. Der Abwehrspieler äußert sich zudem über die verkorkste vergangene Spielzeit, seine persönliche Lage, warum es ihm großes Bedürfnis war, unbedingt zum 1. FC Köln zurückgekehrt zu sein und über ein Engagement, das ihm besonders am Herzen liegt.

Herr Heintz, vor etwas über zwei Monaten ist der 1. FC Köln aus der Bundesliga abgestiegen. Wie nehmen Sie derzeit die Stimmung wahr?

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Dominique Heintz: Im Urlaub habe ich etwas gebraucht, um den Abstieg zu verdauen. Das tat weh, und wenn Sie mich jetzt wieder an den Abstieg erinnern, tut es immer noch weh. Aber das muss man als Profisportler aushalten können. Irgendwann muss man die Gedanken und die Aufarbeitung allerdings abschließen – und dann geht es von vorne los und weiter. Es war klasse, dass sich nach dem Abstieg viele wichtige und auch erfahrene Spieler zum FC bekannt haben. Natürlich hat man darüber im Mannschaftskreis gesprochen, aber am Ende war es die persönliche Entscheidung eines jeden Spielers. Dass dann so viele Spieler geblieben sind, hat schon zu einer Art Aufbruchsstimmung beigetragen. Dazu kommt jetzt der neue Trainer Gerhard Struber, der uns einen klaren Plan vermittelt und das Training unter ihm richtig viel Spaß macht. Wir haben die Stimmung wieder in eine andere Richtung gelenkt – aber wir haben natürlich noch ganz viel Arbeit vor uns.

Sie haben Ihren Vertrag beim FC schon Ende März verlängert. War das sportliche Schicksal des FC für Sie also nicht das entscheidende Kriterium?

Für mich war frühzeitig klar, dass ich bleibe, egal was auch passiert. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn uns der Klassenerhalt noch gelungen wäre. Aber ich wollte auf jeden Fall beim FC und in Köln bleiben. Nicht so wie 2018 nach dem Abstieg, als ich gehen musste.

Damals sind sie zur neuen Saison zum SC Freiburg gewechselt. Also tatsächlich unfreiwillig?

Es ist ja kein Geheimnis: Ich war damals bereit, beim FC zu bleiben. So wie Jonas Hector oder Timo Horn auch. Leider wurde mir der Wunsch aus verschiedenen Gründen nicht erfüllt. Auch ein neuer Trainer kam dann im Sommer 2018, der nicht mehr mit mir plante. Ich war ein junger Spieler, der viel gespielt hatte, voll im Saft stand, und eine Entscheidung treffen musste, die für meine Karriere wichtig war. Und es war rückblickend keine schlechte. Die vier Jahre in Freiburg unter Christian Streich, der wirklich ein einzigartiger Trainer und eine große Persönlichkeit ist, waren wirklich gut. Ich bin dort auch als Person weiter gereift.

Auch aus der Ferne wirkte es immer so, dass Sie gerne noch mal zum FC zurückkehren wollten.

So war es ja auch. Das Kapitel Köln war für mich gefühlt noch nicht durch. Und zum Glück hat sich die Chance auf die FC-Rückkehr für mich noch einmal ergeben – zumal wir uns auch Familie ungemein wohl hier fühlen. Köln ist zu unserer zweiten Heimat geworden. Und als sich die neuen FC-Verantwortlichen bei mir gemeldet hatten, war dies ein schönes Gefühl und ich habe mich gleich ins Auto in Richtung Köln aufgemacht.

Sie haben gleich um zwei Jahre beim FC verlängert. So viel haben Sie in der vergangenen Saison allerdings nicht gespielt – es waren insgesamt nur 565 Minuten. Haben Sie also von der Transfersperre profitiert?

So einfach ist das nicht. Der FC hat nicht gesagt: ,Nur weil wir eine Transfersperre haben, halten wir halt den Heintzi‘ (lacht). Die war nicht der Grund für die Verlängerung, ich habe mir das schon erarbeitet, habe mich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt, bin vorne weggegangen und loyal gewesen. Ich habe in all den Jahren in der Bundesliga wichtige Erfahrungen gesammelt, die ich vielen Jungs weitergeben kann. Und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, für ein gutes Klima im Team zu sorgen. Deshalb habe ich mich auch darüber gefreut, dass ich vom Verein eine solche Wertschätzung erhalten habe. Die Verhandlungen waren deshalb auch nicht schwierig.

Sie sind der bis dato der letzte externe Transfer des Klubs. Es folgte eine turbulente Saison 2023/24. Wie würden Sie diese zusammenfassen?

Ja, sie war turbulent und am Ende auch nicht erfolgreich. Aber ich habe von Anfang an eine Mannschaft vorgefunden, die intakt und in der der Zusammenhalt überragend war. Auch die Fans haben die ganze Saison über ein Top-Gespür für unsere Situation gezeigt und standen immer hinter uns. Leider konnten wir Spieler den Fans diese Unterstützung in Form des Klassenerhalts nicht zurückzahlen.

Aber wenn vieles so gut war, warum stand am Ende dann erneut der Abstieg?

Die Verantwortlichen haben eine tiefgehende Analyse gemacht und sicher die richtigen Konsequenzen gezogen. Wenn ein Abstieg erfolgt ist, dann kann natürlich nicht alles richtig gewesen sein. Aber: Es geht weiter. Für uns Spieler sollte das jetzt abgehakt sein. Es ist unser Anspruch, die vergangene Saison wieder gut zu machen, besser zu sein und auch den Fans besseren, erfolgreicheren Fußball zu bieten. Die Fans in unserem fantastischen Stadion hätten wieder mehr Heimsiege verdient. Es gibt doch nichts Schöneres, als vor 50.000 Fans Heimsiege zu feiern. Und diese Erlebnisse müssen wir uns wieder zurückholen.

Wir wollen Sie jetzt nicht quälen: Aber was müssen die Spieler denn konkret besser machen?

Wieder mehr Spiele gewinnen, mehr Punkte sammeln. Wir müssen mit dem Druck besser umgehen, Führungen auch über die Ziellinie bringen und nicht mehr so oft Spiele herschenken. Wir haben ein neues Trainerteam mit einer neuen Idee. Wir haben einen neuen Plan, den gilt es jetzt konsequent umzusetzen. Und die Spieler für diesen Plan haben wir.

Sie sind ein erfahrener Spieler, der den Klub gut kennt. Unmittelbar nach dem Abstieg war die Unruhe im Verein groß, die Kritik laut und die Transfersperre weiterhin existent. Wie nimmt man das als Profi wahr?

Natürlich bekommt man das mit, aber das darf keinen Einfluss auf deine Leistung als Profi haben. So ist das Geschäft nun einmal – und bei Traditionsvereinen wie dem FC ganz besonders. Damit muss man als Spieler umgehen können.

Sie sprachen von Wiedergutmachung. Also ist der direkte Wiederaufstieg das konkrete Ziel?

Wir wollen den Aufstieg schnellstmöglich schaffen. Aber wir müssen nicht darüber reden, sondern hart arbeiten und als Mannschaft einen Schritt nach vorne machen. Und dafür wäre ein guter Saisonstart sehr wichtig.

Gerhard Struber ist Ihr dritter FC-Trainer seit knapp einem Jahr. Was unterscheidet ihn von den Vorgängern Steffen Baumgart und Timo Schultz?

Unser neuer Trainer macht einen sehr klaren und menschlichen Eindruck. Er führt sehr viele Gespräche, hat einen guten Draht zu den Spielern. Unsere Mannschaft braucht klare Ansagen, einen konkreten Plan, eine genaue Trainer-Handschrift: Und das bekommen wir jetzt auch an die Hand.

In der vergangenen Saison kamen Sie nur in zwölf Pflichtspielen zum Einsatz. Das könnte sich jetzt ändern, zumal mit Jeff Chabot der konstanteste FC-Innenverteidiger der vergangenen Spielzeit den Verein verlassen hat und Luca Kilian nach seinem Kreuzbandriss noch um sein Comeback kämpft. Auch Linksverteidiger Max Finkgräfe fällt noch länger verletzt aus.

Für die Jungs ist das bitter. Mein Ziel ist es natürlich, dass ich wieder mehr spielen möchte. Dafür gebe ich alles. Ich kann auch hinten links spielen, aber  der Trainer sieht mich eher im Abwehrzentrum. Dort bin ich am stärksten, das ist meine Hauptposition. Neben Hübi und mir haben wir viele gute junge Spieler in der Defensive. Wir haben da eine gute Mischung und einen ordentlichen, gesunden Konkurrenzkampf. Da gibt es für keinen Freibrief.

Zum Zweitliga-Auftakt kommt nun der Hamburger SV mit Trainer Steffen Baumgart nach Köln zurück.

Das ist doch für euch Journalisten genau das Richtige (lacht)!

Für die Spieler denn nicht…?

Jeder fiebert dem Spiel entgegen. Es gibt doch nichts Geileres, als an einem Freitagabend in einem vollen Kölner Stadion gegen einen solchen großen Traditionsklub die Saison zu eröffnen. Das hat doch absolutes Bundesliga-Flair. Dass wir jetzt so schnell wieder auf Steffen Baumgart oder Davie Selke treffen, ist für mich aber eher nur ein Zufall. Klar ist: Wir müssen bereit sein und gegen den HSV an die Grenze gehen. Und dann kommen viele weitere Spiele gegen Traditionsklubs, die Spaß machen.

Herr Heintz, noch eine persönliche Frage: Sie engagieren sich seit über acht Jahren für das Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen unweit ihrer pfälzischen Heimat – organisieren Benefizspiele, sammeln Geld ein, spenden auch selbst. Wie kam es dazu?

Da das für mich ein ganz wichtiges Anliegen ist, bleibt das natürlich auch so. Das Kinderhospiz ist 15 Minuten von meinem Heimatort entfernt. Wir möchten den Familien in für sie sehr schwierigen Zeiten zumindest etwas zurückgeben. Nicht jeder hat solch ein privilegiertes Leben wie wir Fußballprofis – aber auch wir können mit Geld nun einmal keine Gesundheit kaufen, die das Wichtigste im Leben überhaupt ist.