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Kölner haben Trainingslager beendetGemischtes Fazit nach einer FC-Woche in Andalusien

Lesezeit 5 Minuten
Kölns Trainer Gerhard Struber blickt auf eine intensive Woche in Andalusien mit seiner Mannschaft zurück.

Kölns Trainer Gerhard Struber blickt auf eine intensive Woche in Andalusien mit seiner Mannschaft zurück.

FC-Trainer Struber zeigt sich mit dem Trainingslager zufrieden, doch einiges verlief nicht nach Wunsch. Stuttgart will Max Finkgräfe sofort holen, Schmied steht unmittelbar vor Wechsel nach Köln.

Am Freitagabend, wenige Stunden nach dem Testspiel gegen FC Lugano (3:3), machte sich die Mannschaft des 1. FC Köln von Malaga aus auf die Heimreise nach Düsseldorf. Der Zweitliga-Tabellenführer hat sein erstes Winter-Trainingslager seit fünf Jahren beendet. Eine Woche verbrachte der FC in Estepona in Andalusien. Nach zwei trainingsfreien Tagen beginnt mit der Einheit am Montag die Vorbereitung auf das erste Zweitliga-Spiel der Rückrunde. Es ist eines mit großem Klang: Am Samstag (20.30 Uhr) tritt die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber im Traditions- und Spitzenduell beim Hamburger SV an.

Wie fällt das Fazit des Winter-Camps aus?

Für gewöhnlich ist es so: Wenn die Bedingungen vor Ort gut sind, keine Verletzungen vorkommen und Neuzugänge gut integriert werden, spricht man von einem gelungenen Trainingslager. Dieses Fazit kann der FC für sich allerdings nur bedingt ziehen. Die Bedingungen waren gut: Der Rasen auf dem Hauptplatz im Estepona Football Center war von hervorragender Qualität, kein Vergleich zum Acker im Sommer-Trainingslager 2024 in Bad Waltersdorf. Ein Nebenplatz und eine kleine Aufwärmhalle rundeten die professionellen Bedingungen ab. Die elf Kilometer lange Anfahrt vom Mannschaftshotel Bahia zum Trainingsplatz war sicherlich nicht optimal, ist aber Jammern auf hohem Niveau. Das Hotel direkt am Meer war zwar nicht modern, aber von bekannter Kempinski-Qualität und bot alles, was eine Profi-Mannschaft benötigt. Struber sprach von „fantastischen Bedingungen.“

Es hat seinen Grund, warum sich zeitgleich mit dem FC 15 und im Verlauf des Januars und Februars mehr als 40 Profi-Klubs in der Region Marbella-Estepona vorbereiten. Ein bisschen merkwürdig war daher allerdings, dass es nicht geschafft wurde, einen zweiten Testspielgegner zu finden. Der FC wollte am Freitag spielen, die erste Partie sollte um 10.30 Uhr ausgetragen – darauf hatte offenbar kein Gegner Lust.

Lief denn ansonsten alles glatt?

Das kann man nicht ganz behaupten. Offensivspieler Mark Uth zog sich bereits am ersten Trainingstag eine Muskelverletzung in der Wade zu, das Verletzungsdrama des Routiniers findet seine Fortsetzung. Neuzugang Jusuf Gazibegovic (24) zog sich im Testspiel eine Oberschenkel-Blessur zu, Struber gab danach aber erste Entwarnung. Abwehrtalent Julian Pauli klagt immer noch über die Nachwehen einer Gehirnerschütterung, die er sich beim 2:2 Ende November gegen Hannover zugezogen hatte. Sollte man Vorsicht walten lassen und der 19-Jährige für den Start ausfallen, bleibt Eric Martel in der Innenverteidigung.

Nicht gefallen haben Struber die Nachlässigkeiten im Test gegen Lugano. Drei individuelle Patzer führten zu Gegentoren. Die Aussetzer waren zu Saisonbeginn eklatant, wurden zuletzt aber abgestellt. In der Generalprobe am Dienstag (14 Uhr) gegen Viktoria Köln hat das Team die Chance, es besser zu machen.

Optimal war sicherlich auch nicht, dass es die sportliche Führung trotz einjähriger Vorbereitungszeit nicht schaffte, nach Ablauf der Transfersperre einen weiteren Neuzugang im Trainingslager dabei zu haben. Weder der gesuchte neue Stürmer noch ein Innenverteidiger kamen. Der FC hat sich allerdings nach Infos dieser Zeitung im Transfer-Poker mit dem FC Sion um Joel Schmied (26) grundsätzlich mit den Schweizern geeinigt. Der Abwehrspieler soll in den kommenden Tagen den Medizincheck in Köln absolvieren. Als Ablöse stehen etwas über zwei Millionen Euro im Raum. Sport-Geschäftsführer Christian Keller war bis dato mit der Ausbeute selbst nicht zufrieden, verwies aber auf die schwierige Winter-Transferperiode und deren Rahmenbedingungen. Abgegeben haben die Kölner jüngst die chancenlosen Angreifer Sargis Adamyan (Leihe Regensburg) und Florian Dietz (Leihe Altach) sowie das kaum berücksichtigte Talent Elias Bakatukanda, das bei BW Linz Spielpraxis erhalten soll.

Wie reagierte Gerhard Struber auf den Transfer-Stau?

Deutlich und selbstbewusst. „Wir wissen, dass wir das eine oder andere machen müssen. Es gibt hier auch gewisse Lücken, die zu füllen sind. Es ist notwendig, frisches Blut reinzubekommen.“

Sind bis zum Ende der Transferperiode am 3. Februar weitere Abgänge möglich?

Die TSG Hoffenheim will Angreifer Tim Lemperle offenbar bereits jetzt und nicht erst im Sommer holen. Der wiederum würde sich gewiss nicht wehren. Struber will aber auf keinen Fall seinen bisher treffsichersten Stürmer (neun Tore) schon jetzt verlieren: „Aus meiner Sicht steht Tim Lemperle für einen Winter-Wechsel Null-Komma-Josef zur Diskussion“, sagte der Coach. Auch Keller sperrt sich gegen einen vorzeitigen Wechsel. Einzig gangbares Szenario: Der FC erhält von Hoffenheim eine akzeptable Ablöse und findet noch einen Nachfolger für Lemperle.

1. FC Köln: VfB Stuttgart will Finkgräfe sofort holen, doch Sportchef Keller legt Veto ein

Vertrackt ist auch die Situation um Max Finkgräfe, den Senkrechtstarter der vergangenen Saison, der in dieser Spielzeit durchhängt oder keine Chance bekommt – je nach Sichtweise. Der VfB Stuttgart und der VfL Wolfsburg würden den 20-jährigen Linksverteidiger gern jetzt verpflichten. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat der VfB dem FC eine Ablöse in Höhe von zwei Millionen Euro fix und zudem 500.000 Euro variabel geboten, zudem wolle der Spieler auch nach Stuttgart. Keller hat bis dato allerdings ein klares Veto eingelegt.

Und was lief sportlich nach Wunsch?

Neuzugang Jusuf Gazibegovic, ein wahres Kraftpaket, deutete bereits an, dass er für den FC eine Verstärkung sein kann. Auch wenn gegen Lugano wahrlich nicht alles funktionierte, so wirkt die Mannschaft eingespielt und die Automatismen greifen. Struber lobte, dass die Spieler in der Woche sehr gut mitgezogen hätten und man viel einstudieren konnte. Zudem, das war erneut zu beobachten, stimmt der Teamgeist, und die Chemie zwischen Mannschaft und Trainer wird immer besser. Und das ist ja auch schon einiges.