- Nur der SC Paderborn zeigt sich in den ersten 30 Spielminuten defensiv anfälliger als der 1. FC Köln.
- Da zu Beginn auch offensiv wenig gelingt, steht der FC regelmäßig vor einem Kraftakt.
- Trainer Markus Gisdol muss in Berlin umstellen. Neuzugang Toni Leistner dürfte eine Chance erhalten.
Köln – Horst Heldt hatte schon am Sonntagabend festgelegt, wo in den kommenden Tagen die Schwerpunkte beim 1. FC Köln liegen sollen – beziehungsweise vor allem, wo nicht. „Wir sollten eher über die zweite Halbzeit reden“, sagte der Geschäftsführer nach der Niederlage gegen den FC Bayern, die mit 1:4 noch glimpflicher ausgesehen hatte, als es zunächst den Anschein gehabt hatte.
Gegen furiose Münchner hatte der FC nach zwölf Minuten schon 0:3 zurückgelegen, mit dem Endergebnis hatten Markus Gisdol und seine Profis daher gut leben können, zumal sie in der zweiten Halbzeit eine verbesserte Leistung geboten und ein Tor erzielt hatten. „Ich finde, wir haben so auch unsere Ehre gerettet“, sagte Heldt.
Wenn der Geschäftsführer das 45-Minuten-Debakel nicht mehr diskutieren will, wie geht der Trainer dann damit um? Markus Gisdol dürfte sich böse an den 25. Februar 2017 erinnert gefühlt haben.
Ja und nein. Damals verlor Gisdol mit dem Hamburger SV beim FC Bayern mit 0:8. Allerdings überstand seine Mannschaft damals die erste Viertelstunde tadellos – um dann abgeschossen zu werden. Gisdol hat später einmal beschrieben, wie er mit solchen Spielverläufen umgeht. Er resigniere nicht, winke nicht ab, äußere sich nicht abfällig. Tatsächlich behielt der Trainer an der Seitenlinie die Fassung, während seine Mannschaft in Stücke kombiniert wurde. Nach dem 0:8 vor zwei Jahren mit dem HSV verzichtete Gisdol sogar auf eine Video-Analyse, um das Vertrauensverhältnis zu seinen Spielern nicht zu gefährden. Lieber sprach er auch damals die Fehler an, statt sie per Gruselfilm in der Erinnerung seiner Profis unlöschbar zu speichern.
Frühe Gegentore, unkonzentriertes Auftreten – ein andauernder Makel der Kölner in dieser Saison?
Ja, der 1. FC Köln hat mittlerweile ein ernsthaftes Problem mit den ersten Spielminuten. Er verschläft sie regelmäßig. Gegen Bayern lagen die Kölner bereits nach zwölf Minuten mit 0:3 hinten – dies war der geteilt früheste 0:3-Rückstand eines Heimteams in der Bundesliga-Historie (wie Frankfurt 1964 beim 0:7 gegen Karlsruhe). „Wir waren zu passiv, wir haben Räume angeboten, die wir nicht anbieten wollten, und haben nicht mutig genug nach vorne attackiert“, monierte Markus Gisdol. Torhüter Timo Horn legte den Finger in die Wunde: „Die ersten Minuten haben wir komplett verschlafen. Wir hatten überhaupt keinen Zugriff. Das darf uns so nicht mehr passieren.“
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Einiges konnte der neue Coach bereits abstellen, doch die schläfrige Startphase bleibt. Sieben Gegentore kassierte der FC bereits in der Anfangsviertelstunde, sechs weitere zwischen Minute 16 und 30. Nur Liga-Schlusslicht ist da mit 18 Gegentoren noch anfälliger. Auch bei der 1:5-Niederlage in Dortmund setzte der FC den Start in den Sand: Nach 29 Minuten war der BVB schon mit 2:0 in Front. Der FC stünde in dieser Statistik noch schlechter da, wenn zuletzt Gegner wie Wolfsburg und Freiburg diese Schläfrigkeit besser ausgenutzt hätten. Beim 3:1-Sieg gegen Wolfsburg vergab Weghorst gleich zu Beginn zwei hundertprozentige Torchancen, beim 4:0 gegen Freiburg hatte der FC Glück, dass Gulde mit seinem Kopfball an der Latte scheiterte. Auch offensiv bekommen die Kölner in der ersten halben Stunde wenig zustande, sie erzielten bisher erst fünf Tore. Nur Schalke (3), Hertha und Düsseldorf (jeweils 4) sind noch ungefährlicher.
Neben Noah Katterbach musste auch Ismail Jakobs frühzeitig vom Feld.
Der Linksverteidiger hatte zuletzt mit den Folgen einer Mandelentzündung zu kämpfen. Zum Spiel am Sonntag hatten die Trainer den Entschluss gefasst, Jakobs von Beginn an zu bringen, um dann abzuwarten, wie lang er durchhält. In der 72. Minute musste Jakobs ausgewechselt werden. Doch die Kölner konnten am Montag entwarnen: Die Muskulatur des 20-Jährigen war zwar in den Streik getreten. Doch kaputt ist nichts, Jakobs dürfte Samstag bei Hertha BSC (15.30 Uhr) spielen können.
Die Kölner Abwehr wird wegen Katterbachs Verletzung Umbauten erleben.
Ja, denn auch Sebastiaan Bornauw wird fehlen. Der Belgier sah die fünfte Gelbe Karte und muss nun eine Sperre absitzen. Für Bornauw (20) dürfte Toni Leistner seine Chance bekommen. Der Winterzugang aus der Championship war bei den Queens Park Rangers Kapitän, Stammspieler und Liebling der Fans. Der 29-Jährige dürfte bereit sein – anders als Jorge Meré (22), der es zuletzt noch nicht einmal mehr in den Kölner Spielkader geschafft hatte.
Gab es auch gute Nachrichten?
Abgesehen davon, dass die Kölner nicht zweistellig verloren, zeigte Zugang Mark Uth erneut eine gute Leistung. Seit der gebürtige Kölner wieder beim FC spielt, war er in jedem seiner Bundesliga-Spiele für Köln an einem Treffer direkt beteiligt (2 Tore, 2 Assists). Damit sammelte er für den FC schon mehr Scorerpunkte (4) als in seinen 28 Bundesliga-Spielen für Schalke (3).