Köln – Der 1. FC Köln hat sich im vergangenen Sommer das Ziel gesetzt, die Klasse zu halten, mehr hat man sich nicht vornehmen wollen vor dieser Saison. Die Pandemie trifft den deutschen Fußball zwar allgemein, den FC jedoch besonders, da der teure Kader voller Spieler ist, die in der Not verpflichtet wurden, derzeit aber nicht helfen. Insgesamt neun Profis hat der 1. FC Köln derzeit an andere Vereine verliehen, bei nicht wenigen wird jedoch nach wie vor der überwiegende Teil des Gehalts aus Köln bezahlt.
Der FC war vorgeschädigt
Das Wirtschaften und die sportliche Planung der vergangenen Jahre haben den 1. FC Köln besonders anfällig gemacht, der Verein hatte Vorschädigungen. Der Finanzbericht für das zurückliegende Geschäftsjahr ist zwar noch immer nicht veröffentlicht. Doch dürften die Zahlen niederschmetternd ausfallen.
Allerdings könnte diese Spielzeit für den FC sportlich noch einen guten Ausgang nehmen. Denn die Konkurrenz ist noch schlechter; im Fall des FC Schalke 04 erreicht das Versagen sogar ein historisches Ausmaß. Als zur Saison 1995/96 die Drei-Punkte-Regel eingeführt wurde, stieg Kaiserslautern als Tabellen-16. noch mit 38 Punkten ab, die Meisterschaft gewann Dortmund mit 68 Zählern, also nur 30 Zähler vor dem ersten Absteiger. In der vergangenen Saison holte der FC Bayern 82 Punkte für den Titel, Werder Bremen genügten dagegen 31 Punkte für Rang 16, der sogar noch für die Relegation reichte. Die direkte Rettung mit 31 Punkten gelang bislang erst einmal: In der Saison 2008/09 wurde Borussia Mönchengladbach mit acht Siegen, sieben Unentschieden und 19 Niederlagen 15.; durchschnittlich genügten seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 36 Punkte. Die oft zitierten 40 Punkte, die für den sicheren Klassenerhalt nötig sind, benötigte zuletzt Bayer Leverkusen in der Saison 2002/2003.
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Der 1. FC Köln hat bislang 21 Punkte in 23 Spielen gesammelt, das entspricht 30 Prozent der möglichen Ausbeute und hätte auch vor einem Jahr gereicht, um auf dem rettenden 15. Platz zu stehen, allerdings nur mit einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz, derzeit sind es drei. Hochgerechnet auf die Saison kämen die Kölner auf 31 Punkte, sollten sie weiterpunkten wie bisher (0,9 Punkte pro Spiel bei noch elf ausstehenden Partien). Trainer Markus Gisdol hat mit dem 1.FC Köln in 49 Partien als Trainer bislang Saison-übergreifend im Schnitt 1,14 Punkte geholt, das ist die schwächste Ausbeute aller Trainer, die den FC in mehr als 40 Spielen betreuen durften. Sollte Gisdol allerdings diese Quote halten, kämen die Kölner in noch elf Partien trotzdem auf bis zu 13 Punkte, und mit dann insgesamt 34 Zählern wäre der Klassenerhalt wohl sicher – Gisdol hätte zwar eine furchtbare Bilanz, aber zwei Rettungen vorzuweisen.
Schalker Duell mit Tasmania
Dass derartige Werte reichen könnten, liegt auch an der historischen Schwäche der Schalker und der relativen Stärke der Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte. Schlechtester Absteiger war bislang Tasmania Berlin in der Saison 1965/66 mit zehn Punkten und 28 Niederlagen in 34 Spielen – eine Marke, die sogar für Schalke (bislang neun Punkte) nicht erreichbar ist. Der Wuppertaler SV stieg 1974/75 mit 14 Punkten ab und ist damit ein ernsthafter Gegner für die Schalker in dieser Saison: Neun von 69 möglichen Zählern hat Königsblau bislang geholt, das sind 13 Prozent der maximalen Ausbeute. Punktete Schalke bis zum Ende dieser Spielzeit derart weiter, käme die Mannschaft auf insgesamt 13 Punkte und wäre damit schlechtester Absteiger der Bundesliga-Geschichte nach Tasmania Berlin, was ein besonderer Titel ist. Denn traditionell laufen die Rekorde der Berliner, die im Sommer 1965 nur wegen der Suspendierung von Hertha BSC in die Bundesliga gespült wurden, eher außer Konkurrenz. Neun Punkte bedeuten zudem die zweitschlechteste Ausbeute, die je eine Mannschaft nach 23 Spieltagen hatte, sogar der 1. FC Köln kam in der Abstiegssaison 2017/18 auf 14 Punkte nach dem 23. Spieltag.
Sonntag gegen Werder
Weil Schalke also fast gar nicht punktet und auch Mainz und Bielefeld kaum vorankommen, sind die Mechaniken der Tabelle ein wenig verschoben. Deshalb könnten 31 Punkte für Köln durchaus reichen. Drei Siege und ein Remis wären demnach genug in den verbleibenden elf Partien. Der FC könnte sich noch sieben weitere Niederlagen erlauben. Fraglich ist allerdings, ob Mannschaft, Umfeld und Fans diese Niederlagen auch ertragen könnten.
Am Sonntag kommt der SV Werder nach Müngersdorf. Für die Bremer ist die Partie ein erster Matchball, für den FC eine Möglichkeit, einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Rettung zu tun.