Im vergangenen Sommer war Ismael Jakobs vom 1. FC Köln nach Südfrankreich gewechselt.
Der Ex-FC-Profi hat sich nach anfänglichen Problemen beim Top-Klub durchgesetzt.
Köln – Herr Jakobs, im Sommer haben Sie erstmals das Rheinland verlassen und sind von Ihrem Heimatklub 1. FC Köln zur AS Monaco gewechselt. Wie groß war die Umstellung?
Ismail Jakobs: Groß, denn erstmals war ich von der Familie und den Freunden getrennt und mehr oder weniger auf mich alleine gestellt. Ein anderes Land, eine neue Sprache: Das war wie ein Neuanfang. Es war alles sehr aufregend. Aber ich hatte schon vor dem Wechsel keine großen Bedenken und habe auch jetzt keine. Ich habe mich reif gefühlt für diesen Schritt.
Wie muss man sich abseits vom Fußball Ihr Leben an der Côte d'Azur vorstellen?
Schön und entspannt. Kurz vor Weihnachten hatten wir noch 15 Grad und viel Sonnenschein. Außerhalb der Saison ist nicht viel los hier. Ich habe eine Wohnung direkt in der Stadt. Sie ist klein und bescheiden, denn die Preise hier sind wirklich erschreckend hoch. Aber sie liegt sehr weit oben und hat einen wundervollen Blick aufs Mittelmeer. Ins berühmte Casino habe ich noch nicht geschafft, aber den Fürstenpalast habe ich mir schon angeschaut. Ich habe zudem schon einige neue Freunde kennengelernt. Und damit meine ich nicht nur unsere Deutschen im Team (Kevin Volland und Alexander Nübel, d. Red.), mit denen ich viel Zeit verbringe, da wir uns richtig gut verstehen. Ich habe es noch keine Minute bereut, dass ich jetzt in Monaco lebe. Ich bin glücklich hier und würde diesen Schritt immer wieder so machen.
Auch, weil Sie sportlich angekommen sind und zuletzt einen Stammplatz hatten?
Das spielt sicher eine große Rolle. Als ich zu Beginn nur selten zum Einsatz kam, bin ich aber nicht sofort ungeduldig geworden, sondern ich habe den Kopf nicht hängen gelassen und bin positiv geblieben. Monaco ist eine Spitzenmannschaft mit Spitzenspielern, mir war klar, dass ich da etwas Anpassungszeit benötige. Zumal auch der Fußball hier ein ganz anderer ist. Beim FC standen wir in den letzten beiden Spielzeiten mit dem Rücken zur Wand, waren meistens der Außenseiter und haben fast nur reagiert. In Monaco wird von uns erwartet, dass wir die Favoritenrolle, die wir in den meisten Spielen haben, annehmen und agieren. Wir spielen brutal laufintensiv. Insgesamt ist jetzt fast alles so gekommen, wie ich mir das erhofft und erträumt habe. Ich spüre hier auch immer mehr das Vertrauen, das man in mich setzt.
Ich hatte schon vor meinem Wechsel eine hohe Meinung von ihm, in erster Linie war er es ja, der mich vom Wechsel überzeugt hatte. Der Trainer ist ein super Typ, der in Monaco allgemein gut ankommt. Er hat hier deutsche Disziplin reingebracht, auf der anderen Seite zeigt er auch kroatisches Temperament. Es passt einfach.
Ihre Mannschaft ist derzeit Sechster. Was ist in der Saison möglich?
Ich denke, wir haben noch mehr Potenzial. Aber nach dem vergeigten Start können wir durchaus zufrieden sein. Unser großes Ziel, einen Platz unter den ersten Drei, können wir erreichen. Zudem sind wir weiter im Pokal dabei und stehen im Achtelfinale der Europa League. Da ist noch einiges möglich.
In Köln spielten Sie zumeist über Linksaußen, in Monaco waren Sie zuletzt als linker Verteidiger gesetzt. Ist das jetzt Ihre Lieblingsposition?
Erst einmal will ich überhaupt zum Einsatz kommen, aber die Position hinten links ist mittlerweile schon diejenige, auf der ich am meisten erreichen kann.
…und auf der es in Deutschland kein Überangebot gibt. Sie gehörten bereits zum U21-Stamm des DFB. Haben Sie die A-Nationalmannschaft auf dem Schirm?
Wenn ich mich bei einem Top-Klub wie Monaco auch dauerhaft als Linksverteidiger durchsetzen kann, dann habe ich sicherlich auch Chancen auf eine Berufung in die Nationalmannschaft. Den Anspruch sollte ich haben, doch das ist noch Zukunftsmusik. Ich kenne David Raum ja noch sehr gut aus der U21 des DFB. Sein Beispiel zeigt aber, wie schnell es manchmal gehen kann. David macht es derzeit auf hinten links wirklich gut.
Sie verfolgen auch die Entwicklung Ihres Ex-Klubs. Sind Sie vom 1. FC Köln überrascht?
Ja. Zwar hatten wir Ende 2019/Anfang 2020 eine richtig gute Phase, doch mit dem Beginn der Pandemie und den Geisterspielen folgte ein richtiger Cut. Von da an ging es bergab. Jetzt macht es wieder Spaß, dem FC zuzugucken. Die Hinrunde war beeindruckend.
Steffen Baumgart, so heißt es, habe den Löwenanteil am Erfolg. Sehen Sie das auch so?
Ich glaube schon, denn die Mannschaft hat sich ja nicht groß verändert. Ich habe ihn in Köln noch ein paar Wochen kennlernen können. Er ist der Typ Trainer, der es schafft, aus allen Spielern das Bestmögliche herauszuholen. Steffen Baumgart hätte mich ja auch gerne beim FC behalten. Es wäre sicherlich auch für mich spannend geworden, unter ihm zu spielen.
Herr Jakobs, Sie sind in Erftstadt aufgewachsen. Die Gegend war von der Flutkatastrophe im Juli besonders betroffen. Ihre Verwandten und Freunde auch?
Meine Familie wohnt in Liblar, wir sind noch gerade so mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber ich kenne schon einige, die nicht solch ein Glück hatten. Das Haus meines ehemaligen Trainers in Bliesheim wurde total überschwemmt. Als die Flut kam, war ich ja gerade erst seit ein paar Tagen in Monaco. Man hat sich so weit weg von Zuhause ziemlich hilflos gefühlt. Die schrecklichen Bilder haben mich betroffen gemacht.
ZUR PERSON
Ismail Jakobs, geboren am 17. August 1999 in Köln, wechselte 2012 vom BC Bliesheim zum 1. FC Köln. Dort entwickelte sich der Linksfuß zum Bundesligaspieler und U21-Nationalspieler. Zur Saison 2021/22 wechselte Jakobs für rund sieben Millionen Euro Ablöse zur AS Monaco und unterschrieb im Fürstentum einen Vertrag bis zum 30. Juni 2026.