1. FC KölnDie Gründe, warum Jakobs den Turbo noch nicht zündet
Köln – Im Hinspiel des 1. FC Köln gegen den FC Bayern, da hatte Kölns Flügelspieler Ismail Jakobs einen Weltmeister von einer Not in die nächste gestürzt. Benjamin Pavard, sein Gegenspieler, hätte bereits in der 23. Minute Gelb-Rot sehen müssen und war am Ende heilfroh, dass er vollkommen ausgepumpt den Abpfiff auf dem Platz erlebte. „Ich habe hinterher Pavard gesehen, der geflucht hat, weil er Ismail Jakobs nicht in den Griff bekommen hat“, sagte im Anschluss Kölns Trainer Markus Gisdol etwas süffisant. Der FC hatte zwar 1:2 verloren, aber überzeugt. Und Jakobs hatte ein Ausrufezeichen gesetzt.
Am Samstag treffen die Kölner in München wieder auf den Rekordmeister. Erneut mit Jakobs, der am Mittwoch wie Marius Wolf und Noah Katterbach das Mannschaftstraining aufnahm, nachdem er tags zuvor aus Gründen der Belastungssteuerung noch aus diesem herausgenommen worden war. Die richtige Dosierung ist bei Jakobs wichtig, denn auch in dieser Saison stoppten ihn Blessuren. Es waren keine schwerwiegenden, doch eine Oberschenkelverletzung zu Beginn der Saison, muskuläre Probleme im Dezember und zuletzt eine Prellung am Sprunggelenk führten dazu, dass der 21-Jährige bisher sechs Spiele nicht einsatzfähig war.
Jakobs noch ohne Treffer und Torvorlage
Das ist auch ein Grund, warum der pfeilschnelle Kölner in dieser Saison noch nicht das zeigen kann, wozu er in der Lage ist und was er von sich selbst erwartet. Es ist aber nicht der einzige Grund. „Grundsätzlich kann ich nicht zufrieden sein, weil ich mir andere Ziele gesetzt habe, was meine Tore und Vorlagen angeht“, sagt Jakobs ehrlich, der in 15 Bundesligaspielen 2020/21 bisher weder ein Tor erzielt noch eines vorbereitet hat. Aber die Spielzeit sei eben auch noch nicht vorbei, ergänzt der Kölner und erklärt, warum er offensiv nicht wie gewünscht zum Zuge kommt. „Es liegt ein bisschen an meinen Verletzungsproblemen, aber auch an der Ausrichtung. Wenn ich in der Fünferkette zum Einsatz komme, spiele ich häufig gegen Gegner, gegen die ich erstmal mit meinen Defensivaufgaben beschäftigt bin. Ich nehme das aber an, weil ich auch gerne hinten spiele.“
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Sein Team habe unter Trainer Markus Gisdol eine relativ defensive Ausrichtung, dementsprechend sei es für die Außen- und die Offensivspieler schwierig, Akzente zu setzen. „Wir befinden uns im Abstiegskampf. Deshalb ist es verständlich, dass wir erst hinten dicht machen wollen. Jetzt müssen wir es häufiger schaffen, das Offensivspiel richtig aufzuziehen.“
Olympische Spiele das Ziel
Gelänge das, dann käme auch Jakobs wieder mehr zur Geltung. Er zählt zu den Kandidaten, die sich Hoffnungen auf eine Olympia-Teilnahme machen können – sofern die Spiele in Tokio wie geplant stattfinden. „Olympia ist auf jeden Fall mein Ziel“, sagt Jakobs, der aber vorerst bei der U21-EM gefordert ist, die für Deutschland ab dem 24. März mit Gruppenspielen in Ungarn beginnt. „Ich habe noch nie bei solch einem Turnier gespielt. Auch bei der EM kann ich mich beweisen. Das möchte ich nutzen und Werbung für mich machen“, sagt der Linksfuß, der beim FC einen Vertrag bis 2024 besitzt. Jakobs zählt in Köln zu den Spielern, die den höchsten Marktwert haben. Mit seiner Zukunft hat er sich allerdings noch nicht groß beschäftigt, entgegnet er: „Ich mache mir da gerade wenig Gedanken drüber. Wir sind im Abstiegskampf, das ist bislang für mich noch überhaupt kein Thema.“
Seine Gedanken kreisen vorerst um das Spiel bei den Bayern, die mit einem Gala-Auftritt bei Lazio Rom (4:1) die Krisenstimmung beendeten: „Die Bayern sind wieder aufgewacht. Durch das Champions-League-Spiel haben sie sich wieder etwas Sicherheit geholt, aber man weiß nie, was passiert. Wer weiß, vielleicht können wir auch bei ihnen etwas holen.“ Der Schlüssel zum unerwarteten Derbysieg in Gladbach sei die „Mentalität“ seiner Mannschaft gewesen, daran müsse man wieder anknüpfen.
Pavard kann der Kölner am Samstag aber nicht in Verlegenheit bringen, der Franzose fällt wegen eines positiven Coronatests aus. Jakobs wird es in München ohnehin eher mit den offensiveren Bayern-Stars zu tun bekommen. Und versucht, die Aufgabe mit Zuversicht anzugehen: „Wenn ein Sané oder ein Coman kommt, ist das keine Sache, vor der ich mich drücken will, sondern ich freue mich darauf.“