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1. FC KölnDer Käpt'n bleibt an Bord, Mitspieler stehen vor dem Abschied

Lesezeit 6 Minuten
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Jonas Hector bestritt bisher 272 Spiele für die Profis des 1. FC Köln. Es sollen noch weitere folgen.

Köln – Der Kapitän wird auf die Zähne beißen. Jonas Hector verpasste in dieser Saison 15 Bundesliga-Spiele wegen Verletzungen, doch im Abstiegs-Krimi am Samstag gegen Schalke 04 (15.30 Uhr) steht der ehemalige Nationalspieler dem 1. FC Köln wieder zur Verfügung. „Es ist eine ungünstige Stelle am Fuß, aber bis Samstag wird es sicher gehen“, sagte Hector im „Geißbockecho“.

Der Saarländer, der bereits seit 2010 für den FC aufläuft, spricht von der „nervenaufreibendsten Spielzeit“, die er jemals hatte. Neben den privaten Sorgen und der Trauer um seinen verstorbenen Bruder setzte ihm auch die sportliche Situation beim FC zu. „Die Spiele ohne Zuschauer seit einem Jahr machen es – gerade für uns – nicht leichter. Das tut natürlich weh. Insgesamt kommt Woche für Woche Ballast für den Kopf dazu, der nicht immer einfach zu verdauen ist.“ Vor allem mit der fehlenden Konstanz haderte der 30-Jährige: „Was wir in all den Jahren leider nie geschafft haben, ist, dass wir ins ruhige Fahrwasser gekommen sind – noch nicht mal in der Europa-League-Saison.“ Im Mai 2017 hatten sich die Kölner zwar das erste Mal seit 25 Jahren wieder für das internationale Geschäft qualifiziert, doch in der folgenden Saison stiegen sie insbesondere aufgrund einer sang- und klanglosen Hinrunde erneut ab.

Hector will auch nach der Karriere in Köln leben

Was die FC-Fans gerne hören werden: Ein Karriere-Ende, über das es schon haltlose Gerüchte gab, schloss der Kapitän aus. Zudem deutete er auch einen Verbleib im Fall des Abstiegs an. „Es sollen noch ein paar Spiele für den FC dazukommen. Mein Vertrag läuft ja noch bis 2023“, sagte Hector, der offenbar auch ein zweites Mal mit dem FC in die 2. Bundesliga gehen würde. Der Mittelfeldspieler wagte auch einen Blick in seine Zukunft. Nach der aktiven Karriere wird Hector mit seiner Familie aller Voraussicht nach weiter in Köln wohnhaft bleiben. „Ich würde nicht so weit gehen und mich als Kölner bezeichnen, aber ich fühle mich unheimlich wohl in der Stadt. Sie ist meine zweite Heimat geworden. Auch nach meiner Karriere wird Köln mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mein Lebensmittelpunkt bleiben.“

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In dieser Saison hatte Hector zahlreiche Rückschläge zu verarbeiten, vor allem die früh in der Spielzeit erlittene Nackenverletzung bremste ihn aus und gab Rätsel auf. „Als Fußballer ist Zuschauen nie schön. Speziell auf meine Verletzung bezogen war es frustrierend, da es lange keinen Ansatzpunt gab, wie ich das Problem in den Griff kriegen könnte.“ Von den letzten neun Spielen konnte Hector immerhin wieder in acht von Beginn an mitwirken, bis er dann beim 0:0 bei Hertha wieder pausieren musste. Doch für Samstag gab er sich zuversichtlich. „Wir müssen das Spiel gewinnen und um 17.20 Uhr werden wir sehen, wo wir stehen.“ Seine Prognose/Hoffnung: „Wir gewinnen und ergattern Platz 15.“

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Salih Özcan (r., daneben Timo Horn) könnte am Samstag noch einmal für den FC auflaufen.

Auf seinen gewohnten Nebenmann muss Hector gegen Schalke allerdings verzichten. Dauerläufer Ellyes Skhiri fehlt ebenso gelb-gesperrt wie Ismail Jakobs. Trainer Friedhelm Funkel grübelt noch, wie er seine Startelf ändert. Während Jakobs durch Jannes Horn ersetzt werden dürfte, spricht vieles für Salih Özcan auf der Sechser-Position: Die Trainingseindrücke, seine letzten ordentlichen Kurzeinsätze, seine Aggressivität. Das 23-jährige Klub-Eigengewächs steht allerdings vor dem Abschied. Nach fast 14 Jahren im Verein. Das Duell gegen Schalke könnte sein letztes im FC-Trikot aus, da sein Vertrag bereits nach der Saison ausläuft und Gespräche über eine Verlängerung scheiterten. Es wäre ein trauriger Abschied eines der größten Talente der letzten Jahre im Verein, schließlich debütierte der U21-Nationalspieler bereits mit 18 Jahren vielversprechend bei den Profis und wurde mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester Nachwuchsspieler seines Jahrgangs in Deutschland ausgezeichnet. Doch die bisherige Saison hatten sich Özcan, der von einer erfolgreichen einjährigen Leihe bei Holstein Kiel nach Köln zurückgekehrt war, und auch die FC-Verantwortlichen sicherlich anders vorgestellt. Özcans bisher 27 Liga-Einsätze täuschen, es waren einige Kurzaufritte dabei. Zuletzt stand der Mittelfeldspieler – wenn überhaupt – nur noch wenige Minuten auf dem Platz. Kein Tor, eine Torvorlage – Özcan kann mehr.

Heldt und Özcan wollen sich noch einmal austauschen

Doch möglicherweise schlägt nun noch einmal seine große Stunde. Sollte es für den FC nicht in die Relegation gehen, könnte dies sein letzter Auftritt in Müngersdorf sein. Es gibt Anfragen für den Kölner, im Winter lag ihm unter anderem bereits eines von den Glasgow Rangers vor. Die sind soeben Meister in Schottland geworden. Allerdings ist das letzte Worte offenbar noch nicht gesprochen: Nach Informationen dieser Zeitung wollen sich Sportchef Horst Heldt, der mit dem Ehrenfelder verlängern wollte, und Özcans Seite noch einmal austauschen. Möglicherweise spielt Özcan in den Planungen des neuen Trainers Steffen Baumgart ja doch eine Rolle. Viel Zeit bleibt nicht, denn der Kölner ist eigentlich direkt im Anschluss bei der U21-EM gefragt. Eigentlich, denn sollte der FC in die Relegation kommen, würde das ihn und Ismail Jakobs wohl das EM-Ticket kosten, da Deutschland bereits am 31. Mai in Ungarn sein Viertelfinale gegen Dänemark bestreitet.

Meyers Motivation gegen Ex-Klub Schalke

Eine Alternative zu Özcan ist Max Meyer. Auch beim kleinen Mittelfeldspieler geht man von einem Weggang aus Köln nach dem Saisonende aus. Große Spuren hätte er beim FC nicht hinterlassen. Erst Ende Januar war der Mittelfeldspieler, der zuvor bei Crystal Palace aussortiert worden und in ein Karrieretief geraten war, nach Köln gewechselt. 333 Minuten in der Liga und 64 im Pokal kam der 25-Jährige bisher zum Einsatz, das ist für seine Ansprüche zu wenig. Der vierfache A-Nationalspieler bekam am Geißbockheim nur einen Vertrag bis zum Saisonende. Sollte Meyer gegen Schalke von Beginn die Chance erhalten, dürfte er ganz besonders motiviert sein, schließlich lief er neun Jahre für die Königsblauen auf, bis er dann den Klub im Sommer 2018 im Unfrieden und nach dem „Weltklasse“-Spruch seines Beraters verließ.

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Marco Höger war 2016 von Schalke zum FC gewechselt. Jetzt endet seine Zeit in Köln.

Horst Heldt hat bereits angekündigt, dass am Samstag kein Spieler verabschiedet wird. Im Fall des Klassenerhalts könnte der Klub auch mit Meyer noch einmal sprechen. Die dritte Option für Funkel ist übrigens ein weiterer Spieler, der den FC nach dem Saisonende – und zwar ganz sicher – verlassen wird: Elvis Rexhbecaj (23). Die Leihgabe wird zum VfL Wolfsburg zurückkehren.

Scheidender Höger „für vieles offen"

Bereits offiziell ist, dass Marco Höger den FC nach dem Saisonende verlassen wird. Der aus auslaufende Vertrag des Routiniers wird nicht verlängert. Wohin es den gebürtigen Kölner ab Sommer zieht, weiß er noch nicht. „Ich sehe jeden Tag im Training, dass ich mithalten kann. Ich will auf jeden Fall weiterspielen. Aber wo, steht noch in den Sternen. Ich bin für vieles offen", sagt der Mittelfeldspieler, der 2016 von Schalke zum FC gewechselt war. Der 31-Jährige hat sich weitergebildet, an der IST hat Höger bereits das Fernstudium „Spielanalyse und Scouting“ erfolgreich abgeschlossen. Auch die Trainerscheine will Höger demnächst machen. „Ich möchte mir auf jeden Fall einige Türen öffnen. Mein Wunsch ist es, irgendwann beim FC etwas zu machen." Aber noch will Höger die Fußballschuhe nicht an den Nagel hängen.

Die möglichen Aufstellungen:

1. FC Köln: T. Horn - Schmitz, Bornauw, Czichos, J. Horn - Özcan, Hector - Wolf, Duda, Kainz - Andersson.-

Schalke 04: Fährmann - Becker, Sané, Mustafi - Aydin, Kolasinac - Flick - Idrizi, Harit - Hoppe, Paciencia.