Köln – Kein Taktieren, kein Abwarten: Für den 1. FC Köln geht es am 34. Spieltag der Bundesliga um alles oder nichts. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel will den drohenden siebten Abstieg in der Vereinsgeschichte abwenden, ist allerdings auch auf Schützenhilfe angewiesen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum dramatischen Ligafinale am Samstag (15.30 Uhr).
Wie bleibt der FC in der Liga?
Grundvoraussetzung ist ein eigener Sieg gegen Schalke 04. Wenn der FC sein letztes Heimspiel verliert, wäre er mit 30 Punkten definitiv abgestiegen und könnte den Drittletzten Werder Bremen (bisher 31 Punkte) und den 15. Arminia Bielefeld (32 ) nicht mehr verdrängen. Auch bei einem Kölner Unentschieden stünde der Abstieg nach menschlichem Ermessen fest. Bielefeld (in Stuttgart) bliebe sicher vor dem FC. Bremen (gegen Gladbach) hat zwar nur einen Punkt mehr auf dem Konto, allerdings das um acht Treffer bessere Torverhältnis. Aber auch bei einem Sieg wäre Köln auf Schützenhilfe angewiesen. Die Chancen für diese stehen aber nicht so schlecht.
Was müsste bei einem Sieg der Kölner zudem passieren, damit sie noch die Klasse halten?
Bielefeld und Bremen (vor 100 Mitarbeitern im Stadion) dürfen nicht beide gewinnen. Der FC wäre allerdings direkt gerettet, sollten beide Konkurrenten Unentschieden spielen. Denn Köln hätte gegenüber den dann punktgleichen Bielefeldern das bessere Torverhältnis. Werder wäre mit 32 Zählern der zweite Absteiger nach Schalke. Gewinnt eine der beiden Konkurrenten und der andere nicht, müsste der FC in die Relegation.
Sind denn Stuttgart und Gladbach noch motiviert, Gegenwehr zu leisten?
Davon gehen die Kölner aus. Immerhin können sowohl Borussia (46 Punkte) als auch der VfB (45) noch Union Berlin (47) von Platz sieben verdrängen, der zur Teilnahme an der neuen Conference League berechtigt. Ob diese auch reizvoll ist, das ist eine andere Sache. FC-Trainer Funkel ist überzeugt, dass beide Teams alles investieren werden. „Das sind Sportler und hochambitionierte Fußballspieler. Christoph Kramer von Gladbach hat es gesagt, sie sind voll motiviert an der Conference League teilzunehmen. Wir müssen unsere Aufgabe lösen. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Spieler von Stuttgart und Gladbach voll motiviert in die Spiele gehen.“
Am Niederrhein ist davon auszugehen, dass der scheidende VfL-Trainer Marco Rose, der nach Dortmund wechselt, einen einigermaßen versöhnlichen Abschied erreichen will. „Für uns geht es um viel“, meinte Rose. Auch Stuttgart will die kleine Chance auf Platz sieben wahren. „Wir haben mit Arminia noch eine Rechnung offen“, sagte Defensivspieler Pascal Stenzel, der in Bünde bei Bielefeld geboren wurde und fünf Jahre das Trikot der Arminen trug. Stenzel bezog sich auf das 0:3 im Hinspiel. VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo: „Das 0:3 nervt immer noch. Ich habe Bock darauf, das wiedergutzumachen. Wir gehen voll auf Sieg.“ Allerdings hat Stuttgart personell Probleme. „Viele von uns pfeifen aus dem letzten Loch“, sagte Matarazzo.
Und wie ist es eigentlich um die Motivation von Schalke bestellt?
Der designierte Absteiger ist nach einer zermürbenden Saison schwierig einzuschätzen. Am vergangenen Wochenende bezwang Schalke äußerst fahrige Frankfurter durch drei Tore in elf Minuten mit 4:3. „Der Sieg hat für eine deutlich positivere Stimmung gesorgt“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis: „Diese Leistung hat uns angefixt. Den Rückenwind wollen wir nutzen, um uns würdig aus der Liga zu verabschieden und mit einem positiven Gefühl in den Urlaub zu gehen.“ Mit einem Sieg könnte Schalke noch den Rekord als schlechtester Absteiger seit Einführung der Drei-Punkte-Regel verhindern können, doch das ist Grammozis offenbar gleichgültig. „Seit ich hier bin, arbeite ich jede Woche gegen Negativ-Rekorde. Einer mehr oder weniger ist auch egal“, sagte der 42-Jährige schmunzelnd.
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Am Einsatz von Mark Uth zweifelt er nicht. Obwohl der Stürmer als gebürtiger Kölner sowie ehemaliger und potenziell künftiger FC-Spieler in einem Gewissenskonflikt stecken könnte, wenn er die Kölner mit in die Zweite Liga schießt. „So denken wir nicht. Mark hat Vertrag bei Schalke und wird so behandelt wie jeder andere auch“, sagte der Coach. Ob Uth dann aber ab 15.30 Uhr wirklich in Köln aufläuft, steht auf einem anderen Papier.
Wenn es für den FC in die Relegation geht: Auf wen würde er wann treffen?
Da steht auch noch nicht fest. Nach dem 33. Spieltag ist Fürth (61 Punkte) Dritter und erwartet zum Abschluss Düsseldorf. Der Zweite Kiel (62, gegen Darmstadt) und sogar Tabellenführer Bochum (gegen Sandhausen) können aber auch noch auf Platz drei abrutschen. Fest steht, dass das Hinspiel bereits am Mittwoch (26. Mai) um 18.30 Uhr beim Bundesligisten ausgetragen wird. In Müngersdorf wären aufgrund der zu hohen Inzidenz am Stichtag keine Zuschauer zugelassen. Das Rückspiel wird am Samstag (29. Mai) um 18 Uhr beim Zweitligisten angepfiffen. Mit oder ohne Fans. Nach dem Schalke-Spiel würde der FC nicht mehr ins Quarantäne-Quartier nach Bensberg zurückkehren. Die Spieler dürften nach Hause, sich aber nur im häuslichen Umfeld oder dem Geißbockheim aufhalten.
Was würde den FC ein erneuter Abstieg finanziell kosten?
Er wäre einschneidend, aber finanziell nicht existenzgefährdend, wie FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle untermauerte: „Nein, denn die DFL hat uns ligaunabhängig die Lizenz ohne Auflagen erteilt.“ Doch Wehrle fügt an: „Natürlich wäre ein Abstieg mit erheblichen Umsatzverlusten bei Zuschauer-, TV- und Sponsoring-Einnahmen verbunden. Alleine bei den TV-Geldern hat uns der letzte Abstieg rund 15 Millionen Euro gekostet.“ Dazu kommt: Bereits rund 63 Millionen Euro Umsatz brachen durch die Corona-Pandemie weg. Der FC würde aber auch in eine Zweitliga-Saison mit dem Ziel Wiederaufstieg gehen.
Wann starten die kommenden Spielzeiten in der 1. und 2. Bundesliga?
Das Oberhaus startet am 13. August, das Unterhaus bereits am 23. Juli. Als Absteiger würde der FC, der in der neuen Saison von Steffen Baumgart trainiert wird, seine Vorbereitung wohl schon Mitte Juni aufnehmen. Die erste Pokalrunde ist für den 6. bis 9. August terminiert.