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FC-Kapitän im InterviewHector über seine Zukunft in Köln und Rolle in der DFB-Elf

Lesezeit 6 Minuten
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Jonas Hector (29) gab 2012 sein Profi-Debüt für den 1. FC Köln und ist seit Sommer 2018 Kapitän. 

  1. Der 1. FC Köln ist im Trainingslager in Donaueschingen.
  2. Jonas Hector spricht im Interview über die Erwartungshaltung in Köln und die Unruhe beim Aufsteiger.
  3. Außerdem verrät der FC-Kapitän, was die Nationalmannschafts-Kollegen zu seiner Entscheidung sagten, trotz des Abstiegs in Köln zu bleiben.

DonaueschingenHerr Hector, hat Ihnen der recht kurze Urlaub nach der EM-Qualifikation gereicht?

Da ich vor der Zeit bei der Nationalmannschaft auch kurz frei hatte, konnte ich insgesamt schon entspannen und abschalten. Aber man wird ja nicht jünger, da braucht der Körper die eine oder andere Woche Ruhe mehr als früher. Das wirkt sich meistens nicht direkt in der Vorbereitung aus, sondern erst ein paar Monate später. Ein paar Jahre hatte ich keinen längeren, durchgehenden Urlaub, was teilweise auch von mir ausging. Mit der Zeit wird man da ein bisschen schlauer, so dass man sich etwas mehr Auszeit nimmt und mit komplett aufgeladenen Akkus in die Saison geht.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom neuen Cheftrainer Achim Beierlorzer und den Einheiten? Was hat sich verändert?

Wir haben kürzere, aber sehr intensive Einheiten. Manche Spielformen dauern nur anderthalb Minuten, doch in diesen soll es dann so richtig knallen.

Der Trainer macht einen sehr kommunikativen Eindruck.

Das kann ich bestätigen.

Sind Sie froh, dass die kommenden Gegner jetzt wieder Bayern, Dortmund oder Gladbach heißen und nicht – mit Verlaub – Sandhausen oder Regensburg?

Ja, es war ja auch unser Ziel, wieder gegen diese Mannschaften zu spielen. Viele Spieler wissen aus eigener Erfahrung, dass die Bundesliga einfach nochmal eine andere Nummer ist als die Zweite Liga – und vor allem eine größere Aufmerksamkeit genießt.

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Hat Ihnen die Zweitliga-Saison etwas gebracht?

Jeder hat erwartet, dass wir gleich wieder aufsteigen und die Spiele dominieren. Diese extreme Favoritenrolle hatten wir in den Jahren zuvor so noch nie. Damit mussten wir erst einmal klarkommen, vor allem vom Kopf her. Ich denke, wir haben diese Aufgabe gut bewältigt und alle daraus gelernt.

Ihr erster Eindruck: Ist der Kader so aufgestellt, um eine relativ sorgenfreie Saison bestreiten zu können?

Viele Spieler haben ja bereits bewiesen, dass sie in der Bundesliga mithalten können. Dazu kamen einige vielversprechende Neuzugänge. Natürlich ist eine Bewertung noch sehr früh, aber ich bin wirklich guter Dinge, dass wir eine gute Runde spielen können. Ich denke, wir sind konkurrenzfähig.

Was muss das Ziel sein?

Die Vergangenheit hat gezeigt: Das vorrangige Ziel muss erst einmal der Klassenerhalt sein. Das ist meine persönliche Meinung. Wir sollten nicht gleich große Ambitionen hegen.

Mit Ihnen als Kapitän?

Ich habe mit dem Trainer noch nicht darüber gesprochen, daher kann ich das nicht sagen.

Aber Sie können sagen, ob Sie Kapitän bleiben wollen und Ihnen die Aufgabe Freude bereitet hat.

Wir haben ohnehin eine Mannschaft mit einer relativ flachen Hierarchie. Es gibt nicht den Leitwolf. Natürlich stelle ich mich diesem Amt, wenn es Trainer oder Mannschaft so entscheiden sollten. Ich konnte als Kapitän dazulernen, da neue Aufgaben auf mich zukamen. Und ich habe versucht, diese Aufgaben so gut es geht zu erfüllen.

Sie sind als ruhiger Typ Kapitän eines unruhigen Vereins. Wie hält man die vermeintliche Unruhe da von der Mannschaft fern?

In Köln ist das schwer, man wird immer wieder drauf angesprochen, was in und um den Verein so alles los ist. Allerdings sollte man sich als erfahrener Spieler auch ein Stück weit damit beschäftigen, was gerade im Klub so vorgeht. Als junger Spieler konzentriert man sich nur darauf, seine Einsatzzeiten zu bekommen. Aber wenn man länger dabei ist, dann bekommt man das mit und beschäftigt sich auch damit – was ja nicht verkehrt ist.

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FC-Kapitän Jonas Hector

Beim FC gibt es auch aktuell einige Nebenschauplätze. Tangiert das die Mannschaft?

Man redet drüber, aber ich habe nicht den Eindruck, dass das die Mannschaft beeinflusst hat. Wir Spieler haben andere Aufgaben und müssen dafür sorgen, unsere Leistung zu bringen.

Würden Sie die vergangene Saison trotz des Aufstiegs als turbulent bezeichnen?

Im Verein war schon einiges los, am Ende kam es ja auch zum Trainerwechsel.

Markus Anfang hat sich nicht mehr von der Mannschaft verabschiedet oder verabschieden dürfen. War das Verhältnis zwischen Trainerstab und Mannschaft so zerrüttet?

Das können Sie Markus Anfang fragen. Dazu muss ich jetzt nicht mehr viel sagen, ich möchte nicht mehr über die Vergangenheit sprechen.

Allgemeiner: Empfinden Sie die Erwartungshaltung in Köln als zu groß?

Einerseits ist es was Schönes, dass die Fans einiges erwarten und dementsprechend mitfiebern. Aber hier und da ist die öffentliche Erwartungshaltung schon extrem. Deshalb würde ich es jetzt so stehen lassen, dass die Erwartungen hier sehr hoch sind.

Wie viel Ruhe braucht denn eine Mannschaft, um erfolgreich zu sein?

Jedem beim FC muss bewusst sein, dass es in diesem Verein hier und da mal Störfeuer von außen gibt. Wenn ich bei der Nationalmannschaft bin, herrscht schon die Meinung vor, dass beim FC immer etwas mehr los ist als bei vielen anderen Vereinen. Von mir aus könnte es schon ruhiger sein (lacht). Wenn Ferien sind, stehen dann mal eben 800 Fans beim Training. Aber das gehört einfach dazu.

Sie sind von den Fans in Köln gefeiert worden, da Sie als vielfacher Nationalspieler mit dem FC in die Zweitklassigkeit gegangen sind. Aber es gab sicherlich auch Kritiker. Ein Karriereknick war ja nicht auszuschließen.

Das habe ich in meine Entscheidung auch einbezogen. Doch mir war es relativ egal, was Außenstehende darüber denken. Es geht um meine Person und darum, was ich als richtig empfinde. Ich habe abgewogen, was auf mich zukommen könnte. Ich bereue diese Entscheidung nicht und würde sie nochmal so treffen.

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Jonas Hector (l.) ist zurück in der DFB-Elf.

Und was sagten Ihre Nationalelf-Kollegen dazu?

Die Meinungen waren geteilt. Es gab welche, die haben diese Entscheidung gar nicht verstanden – vor allem nicht zu dieser Phase meiner Karriere. Es gab aber auch Fürsprecher, die mir sagten: Du machst das Richtige und genau das, worauf du Lust hast.

Aber dann zählten Sie als Zweitliga-Spieler plötzlich nicht mehr zum DFB-Kreis.

Das war auch vorher auch in meinen Überlegungen mit drin. Und es war legitim und nachvollziehbar, dass der Bundestrainer so entschieden hat. Joachim Löw hat mir genau erklärt, warum er mich nicht eingeladen hat. Und er hat mir auch gesagt, dass die Tür für mich nicht ganz zu ist. Und zuletzt war ich ja wieder im Kader dabei. Das hatte sich zwar nicht angedeutet, aber ich war extrem froh, dass ich nicht hinten runtergefallen bin. Schade, dass ich keine Minute gespielt habe. Aber ich versuche mich weiter aufzudrängen.

Sie sind 29, haben 42 Länderspiele und über 200 Pflichtspiele für den FC absolviert. Gibt es einen Traum, den Sie sich als Profi noch erfüllen wollen?

Ich will gesund bleiben und am Ende meiner Karriere sagen können, dass ich für mich alles richtig gemacht habe und beruhigt abtreten kann.

Dann beim FC?

Mein Vertrag läuft noch bis 2023, aber bekanntlich ist Fußball ein schnelllebiges Geschäft. Allerdings habe ich ja auch bisher noch keine Anstalten gemacht, um irgendwie aus meinem Vertrag herauszukommen. Den Traum vieler, einmal im Ausland zu spielen, den habe ich bislang jedenfalls nicht.