Köln – Der 1. FC Köln und Bundesliga-Absteiger Schalke 04 haben sich in einem unterhaltsamen Testspiel vor rund 40.000 Zuschauern 2:2 getrennt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dürfte trotz der Zuschauerzahl keine Einwände gehabt haben. Denn das war die erstaunliche Anzahl an Fans, die von daheim aus den alten West-Schlager auf den Youtube-Kanälen beider Klubs im Livestream verfolgte. Im Franz-Kremer-Stadion waren wegen der Corona-Beschränkungen keine Zuschauer zugelassen, nur Vertreter beider Klubs und Journalisten waren Donnerstag vor Ort.
Für den FC trafen Anthony Modeste (28.) und Sebastian Andersson (47.). Schalke war durch Marius Bülter (10.) in Führung gegangen, Marvin Pieringer traf in der 73. Minute zum Endstand.
Im Fokus stand Julian Chabot. Kölns neuer Abwehr-Hüne gab einen Tag nach seiner Verpflichtung bereits sein Debüt und bildete zusammen mit Luca Kilian die Innenverteidigung der Viererabwehrkette. Es war ein vielversprechender Auftritt über 60 Minuten. Der gebürtige Hanauer, den die Kölner bis Juni 2023 von Sampdoria Genua ausgeliehen haben, trat ungemein robust auf. De 23-Jährige blieb fehlerlos und führte resolute Zweikämpfe, was insbesondere die Schalker Zalazar und Churlinov zu spüren bekamen. „Erstmal freue ich mich über Jeff, weil er ein guter Innenverteidiger ist. Es ist wichtig, in und nach solchen Spielen mit ihm zu arbeiten. Wenn man Sachen erklären will, braucht man auch das Bildmaterial, um es ihm im Anschluss zu zeigen. Ich finde, dass er es insgesamt fehlerfrei und gut gemacht hat. Er hat die Abwehr gut organisiert und viel gesprochen“, zeigte sich FC-Trainer Steffen Baumgart mit dem Debütanten zufrieden, der von diesem gerne noch den einen oder anderen Pass etwas schneller gespielt gesehen hätte.
Als Chabot ausgewechselt worden war, folgte ein weiteres Debüt: Baumgart wechselte den erst 17-jährigen Verteidiger Riad Smajic ein. Zudem gab nach zweimonatiger Verletzungspause Torhüter Timo Horn sein Comeback. Marvin Schwäbe, die neue Nummer eins, bekam wie Kapitän Jonas Hector, Dejan Ljubicic und Benno Schmitz eine Pause.
Die wenigen Tribünengäste sahen von Beginn an zwei ordentlich besetzte Mannschaften, die Lust auf den Test hatten und engagiert zu Werke gingen. Die Gäste aus Gelsenkirchen erwischten den besseren Start und gingen nach zehn Minuten in Führung. Linksverteidiger Jannes Horn konnte Vindheim nicht am Flanken hindern, im Zentrum hatte Bülter zu viel Platz und traf zur Führung. Der FC kam nach 20 Minuten besser in die Partie und drehte sie dank gütiger Schalker Mithilfe. Nach einem Rückpass ließ sich S04-Keeper Fährmann viel zu viel Zeit. Modeste nutzte die Situation aus und spitzelte den Ball, den Fährmann spielen wollte, ins Tor (28.). Unmittelbar nach der Pause verlor Lode den Ball am eigenen Strafraum. Der eingewechselte Florian Kainz eroberte diesen und passte nach innen auf den ebenfalls erst ins Spiel gekommenen Stürmer Sebastian Andersson, der schneller als sein Gegenspieler war und zum 2:1 einschob (46.).
Modeste trägt die Binde
Das Spiel blieb trotz der vielen Wechsel auf beiden Seiten flott. In der 72. Minute glich Schalke sehenswert aus. Nach einer Ecke kam zunächst der Ex-Kölner Simon Terodde zum Kopfball. FC-Torwart Horn konnte noch klären, doch den Abpraller versenkte Marvin Pieringer artistisch per Volley-Seitfallzieher. Der Absteiger war am Drücker, doch die beste Chance zum Sieg hatten die Kölner in der letzten Spielminute. Jan Thielmann trieb den Ball mit Tempo nach vorne und bediente den mitgelaufenen Marvin Obuz. Der hatte zuvor schon seine technischen Fähigkeiten angedeutet und probierte es mit einem Lupfer, der allerdings über das Tor segelte.
In Abwesenheit von Hector hatte nicht Vize-Kapitän Horn, sondern Modeste die Spielführerbinde getragen. „Toni hat sie bekommen, weil er der älteste und mit im Mannschaftsrat ist. Da will ich jetzt nichts reininterpretieren. Da gab es keine Probleme. Das machen die Jungs schon ohne mich ganz gut“, sagte Baumgart. Doch nach dem Abgang von Rafael Czichos spricht viel dafür, dass Modeste neuer Stellvertreter wird. Mit dem Spiel zeigte sich der Trainer zufrieden: „Beide haben nach vorne gespielt, hatten ihre Möglichkeiten und am Ende kam ein gerechtes 2:2 dabei heraus. Es haben alle Spieler Vollgas gegeben, das war wichtig, und wir haben ein starkes Spiel gegen einen guten Gegner gemacht. Wir können jetzt ganz beruhigt weiterarbeiten.“ Doch das wird nicht vor Montag der Fall sein. Bis dahin ist trainingsfrei.