Eine junge Kölner Mannschaft spielt gegen den HSV couragiert auf, doch sie patzt noch zu oft und nutzt ihre Chancen nicht konsequent.
Nach unglücklicher Start-Niederlage1. FC Köln will eingeschlagenen Weg fortsetzen
Der Zweitliga-Auftakt am Freitag war für den 1. FC Köln gefühlt noch nicht wirklich 2. Bundesliga. 50.000 Zuschauer sorgten für eine elektrisierende Atmosphäre. Mit dem Gegner Hamburger SV kam an einem sommerlichen Abend ein Publikumsmagnet nach Müngersdorf. Und die erstmalige Rückkehr von Trainer Steffen Baumgart ins Rhein-Energie-Stadion sorgte dann noch für zusätzliches Prickeln. Am Ende sahen die Fans auch eine spannende, intensive Partie, die live im Free-TV übertragen wurde. Und die der HSV am Ende etwas glücklich mit 2:1 gewann.
Am kommenden Spieltag allerdings wird der FC dann auch richtig in der zweiten Liga angekommen sein. Die ist zwar gespickt mit allerlei Traditionsklubs, so dass viele von der spektakulärsten, bestbesetzten, vielleicht auch schwierigsten 2. Bundesliga aller Zeiten sprechen. Doch am Samstag müssen die Kölner zur noch ungewohnten Zeit um 13 Uhr beim SV Elversberg antreten. In einem kleinen, im Umbau befindlichen Stadion mit einem Fassungsvermögen von knapp 10.000 Plätzen. Und bei einem Gegner, der als heimstark gilt, sich in der Außenseiterrolle wohlfühlen wird und gegen den FC sicherlich nicht das Spiel machen wird. Das ist dann eben auch die 2. Bundesliga 2024/25. Und die Kölner stehen nach der Auftaktniederlage zwar noch nicht unter Druck, aber zumindest schon ein bisschen unter Zugzwang.
1. FC Köln: Struber-Team kann sich für Aufwand nicht belohnen
Der Rahmen am Freitagabend hatte auch bei Gerhard Struber Spuren hinterlassen. Der Österreicher schwärmte bei seinem Pflichtspiel-Debüt als Trainer der Kölner von der Atmosphäre in Müngersdorf, die „Gänsehaut pur“ sei. Doch mit dem „bitteren Ausgang“ könne er „nicht gut leben, weil wir viele Dinge sehr, sehr gut gemacht haben“. Und man konnte in der Tat schon einige Ideen des Trainers erkennen. „Man hat Ansätze gesehen, wie es richtig gut hinhauen kann. Wir haben es verpasst, uns zu belohnen. Wir müssen das Spiel nie und nimmer verlieren“, sagte der neue Kapitän Timo Hübers. Es gehe auch nicht darum, nun alles komplett zu hinterfragen, betonte der Innenverteidiger, vielmehr sei es „ein guter Anfang“ gewesen. „Wir sollten unseren Weg, den wir in der Vorbereitung eingeschlagen haben, auch weitergehen – weil wir da gesehen haben, dass die Spielweise und die Qualität, die in der Mannschaft steckt, auch in Erfolge umgemünzt werden kann.“
Der FC stellte das deutlich aktivere Team, das von Struber favorisierte Gegenpressing in der 4-4-2-Grundordnung mit Raute im Mittelfeld funktionierte stellenweise schon vielversprechend. 28 Torschüsse gaben die Kölner ab. Und Struber hatte eine historisch junge Mannschaft auf den Platz geschickt. Sieben Spieler waren U23, der Altersdurchschnitt der Startelf lag bei gerade einmal 23,5 Jahren. Torwart Jonas Urbig, Innenverteidiger Julian Pauli, die Stürmer Damion Downs und Tim Lemperle, der eingewechselte Marvin Obuz: Das sind Spieler, die überwiegend beim FC ausgebildet wurden. Die oft von den Fans gefordert wurden. Die aber auch aufgrund ihrer geringen Erfahrungen natürlich nicht frei von Fehlern sind. Und das zeigte sich bei den Gegentoren.
Das 0:1 durch Ransford-Yeboah Königsdörffer (6.) machte Urbig erst möglich, indem der 20-Jährige, die neue Kölner Nummer eins, einen völlig harmlosen Schuss von Jean-Luc Dompé durch die Hände gleiten ließ. Und vor dem 0:2, erneut durch Königsdörffer, hatte der erst 19-jährige Pauli eine Flanke unterlaufen. Vorwürfe gab es natürlich keine. Auch nicht an Urbig. Es sei interessant gewesen, „wie er damit umgeht. Man sieht, wie reif und talentiert er ist“, sagte Struber und stellte klar: „Er hat unser vollstes Vertrauen.“ Der Kölner Trainer setzt auch wegen der Transfersperre vermehrt auf junge Spieler. Dass „man dann auch mal Lehrgeld“ zahlt, gehört für Struber dazu.
Aber auch ohne die Fehler wäre für den FC ein Punktgewinn drin gewesen, der nach dem Anschlusstor des eingewechselten Linton Maina in der 78. Minute noch einmal Hoffnung geschöpft hatte. Dem am Ende aber auch die Lösungen gegen einen tief gestaffelten Gegner fehlten. Bei aller Jugend hatten die Kölner aber auch ein paar erfahrene Spieler in ihrem Team, die nun abliefern müssen. Von Luca Waldschmidt (28) oder dem nach 57 Minuten eingewechselten Sargis Adamyan (31) muss einfach mehr kommen.
Nach Comeback in der U21: Profis hoffen auf Rückkehr von Mark Uth
Womöglich kann in Elversberg auch Mark Uth dem FC helfen. Der 32-Jährige, der vielleicht der beste Fußballer überhaupt im Kölner Kader ist, gab am Samstag beim 5:0-Sieg der U21 gegen die U21 des SC Paderborn sein Comeback. Im Regionalliga-Duell kam er absprachegemäß 45 Minuten zum Einsatz und überzeugte, das 1:0 legte Uth gekonnt vor. Der Offensivspieler gab sich zuversichtlich, dass er am kommenden Samstag wieder zum Profikader zählt. Allerdings lässt sich Uth nach zwei Jahren, in denen er verletzungsbedingt fast komplett außen vor war, sicherlich noch nicht komplett einplanen. In der Vorbereitung hatte der Porzer kein einziges Testspiel für den FC bestreiten können.
Doch ob mit oder ohne Uth: Die Kölner müssen auch ergebnistechnisch wieder liefern. Von 19 Pflichtspielen in diesem Jahr gewannen sie nur drei. Und kein einziges auswärts. Der letzte Auswärtssieg wurde noch unter Trainer Steffen Baumgart eingefahren – 1:0 nach einem Grusel-Kick am 1. Dezember 2023 bei Mitabsteiger Darmstadt. In Elversberg soll nun nach über acht Monaten der nächste folgen. Erforderlich dafür sind aber eine bessere Effizienz vor dem Tor und weniger individuelle Patzer, so sah es auch Gerhard Struber: „Wir müssen kaltschnäuziger werden und unsere Chancen besser nutzen. Wir haben heute gesehen, dass du 90 Minuten wach sein musst und dir keine Fehler erlauben darfst.“ Erst recht nicht bei lauernden Gegnern wie Elversberg.