Der 1. FC Köln hat einen der dunkelsten Tage der jüngeren Vereinsgeschichte erlebt. Die Verantwortlichen erklären sich.
Pressekonferenz des 1. FC KölnChristian Keller schließt Rücktritt aus – erste Aussagen zu möglichem Nachfolger
Der 1. FC Köln steht zur Winterpause in der Fußball-Bundesliga vor dem Abgrund. Erst trennte sich der akut abstiegsgefährdete Verein am Donnerstag vom populären Trainer Steffen Baumgart. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, wurde am späten Nachmittag durch das Urteil des Sportgerichtshofes Cas auch noch die Transfersperre für den FC bestätigt.
Die hat fatale Folgen: Weder im Januar 2024 noch im kommenden Sommer darf der Klub neue Spieler registrieren, erst ab Januar 2025 kann der Verein wieder Verpflichtungen tätigen – und zwar nicht für das Bundesliga-Team, sondern auch für alle männlichen Leistungsmannschaften ab der U16. Das Urteil trifft den Klub ins Mark.
Die Kölner Verantwortlichen sind mit ihrer Verteidigungsstrategie krachend gescheitert – und müssen sich erklären. Vor allem Sport-Geschäftsführer Christian Keller steht massiv in der Kritik. Präsident Werner Wolf und die Geschäftsführer Keller und Philipp Türoff werden sich ab 12 Uhr am Geißbockheim in einer Pressekonferenz äußern. Die wichtigsten Aussagen im Liveticker.
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1. FC Köln erklärt Trennung von Steffen Baumgart – Werner Wolf berichtet von „emotionalem Gespräch“
Werner Wolf über Steffen Baumgart: Zunächst einmal ein großes Dankeschön an Steffen Baumgart. Wir haben uns gestern Abend ausgetauscht. Es war relativ emotional. Er hat diesen Verein in einer schwierigen Situation übernommen, tolle Leistungen gebracht und tolle Momente geschaffen. Dafür gebührt ihm ein großes Dankeschön.
Werner Wolf über die Transfersperre: Dieses Urteil ist in der Geschichte der Bundesliga einmalig. Aber wir sind vorbereitet. Wir haben gestandene Bundesliga-Spieler. Uns ist es gelungen, ein Fundament in diesem Verein zu bauen. Wir haben gut funktionierende Gremien, die zusammenarbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass es gelungen wird, diese Situation zu meistern.
1. FC Köln: Geschäftsführer Christian Keller erklärt Trennung von Steffen Baumgart
Christian Keller über Steffen Baumgart: Zunächst einmal von mir auch ein großes Dankeschön. Wir haben diese Entscheidung gemeinschaftlich getroffen, das möchte ich betonen. Durch die Ergebnisse haben wir in den vergangenen Wochen alles hinterfragt. Nach dem Abend in Berlin haben wir alles hoch und runter diskutiert. Steffen hat gesagt, dass es für ihn in der aktuellen Situation extrem schwer ist, vorneweg zu gehen. Und wenn nicht die volle Überzeugung da ist, diese Herausforderung gemeinsam zu bewältigen, dann gehen wir diese Herausforderung nicht mehr gemeinsam an, sondern ab Januar in einer neuen Konstellation. Die Entscheidung ist respektvoll und offen getroffen worden.
Christian Keller zu Auswirkungen auf das Trainerteam nach der Trennung von Steffen Baumgart: Nach Weihnachten möchte ich von jedem wissen, ob er mit hundertprozentiger Überzeugung und Motivation hier weitermachen möchte. Und wenn diese Frage mit „Ja“ beantwortet wird, dann steht dem Nichts im Wege. Es kommt natürlich auch auf den neuen Trainer an, der auch seine Vorstellungen mitbringen wird.
1. FC Köln: Christian Keller schließt Rücktritt aus – Suche nach Nachfolger für Steffen Baumgart beginnt
Christian Keller zur Nachfolge von Steffen Baumgart: Wir starten jetzt mit der Trainersuche. Die Betonung liegt auf jetzt, denn wir haben eine Grundüberzeugung, dass wir nicht mit anderen Trainern verhandeln, solange wir noch einen Trainer im Amt haben. Wir haben natürlich einen Schattenkader an potenziellen Trainern, die wir aber erst jetzt kontaktieren werden. Wir haben bereits seit Montag Trainer angeboten bekommen wie Sand am Meer.
Christian Keller zum Anforderungsprofil des Nachfolgers: Wir haben eine klare Spielidee, die von Steffen Baumgart implementiert wurde. Wir müssen einen Trainer finden, der zur Spielidee passt und der in dieser Mannschaft die Qualität sieht, die wir alle in der Mannschaft sehen. Wir brauchen einen Trainer, der gezielt junge Spieler einsetzen will und diese auch entwickelt. Er braucht auch eine hohe Identifikation mit dem Klub und der Stadtgesellschaft.
Christian Keller zu einem möglichen Rücktritt und der sportlichen Lage: Es hat hier niemand gesagt, dass Steffen Baumgart der alleinige Verantwortliche für die sportliche Lage ist. Das ist keine Sache, die alleine an Steffen Baumgart hängt. Und einen Rücktritt schließe ich zum jetzigen Zeitpunkt aus.
Christian Keller über die Mannschaft: Die Spieler haben am Donnerstag in einem Call von der Trennung erfahren, viele Spieler waren schon im Urlaub. Die Spieler waren nicht überrascht von der Situation, sie haben die Gemengelage ja auch geführt. Wer am Mittwochabend in der Kabine war dem war klar, was passieren wird.
Christian Keller zur Strategie nach dem Cas-Urteil: Vielleicht sind wir jetzt auch gezwungen, mehr auf junge Spieler zu setzen und eine Wagenburg-Mentalität zu entwickeln, mit der wir das Ende der Saison noch erfolgreich gestalten können.
Christian Keller zu Justin Diehl und den derzeit ausgeliehenen Spielern: Wenn Justin sich integrieren möchte, dann stehen ihm alle Türen offen. Und unsere derzeit ausgeliehenen Spieler werden wir nicht zurückholen, weil es gezielt um ihre persönliche Entwicklung geht.
1. FC Köln: Philipp Türoff äußert sich zu Cas-Urteil – Frage der Verhältnismäßigkeit
Philipp Türoff zum Cas-Urteil: Das ist ein sehr hartes Urteil. Wir werden das Urteil so akzeptieren, auch wenn wir Beweise und Zeugen für die wirksame Kündigung des Spielers haben. Wir haben nun die Transfersperre und müssen eine Schadensersatzzahlung in Höhe von 60.000 Euro an Olimpija Ljubljana zahlen. Da stellt sich schon eine Frage zur Verhältnismäßigkeit der Strafe. Ja, das Urteil ist eine Einschränkung, aber im Rahmen unserer Möglichkeit werden wir darauf reagieren.
Philipp Türoff über ein mögliches Vorgehen gegen das Urteil: Wir werden das Urteil natürlich prüfen. Aber derzeit ist es so, dass die Wahrscheinlichkeit auf ein für uns positives Urteil vor dem Schweizer Bundesgericht gering ist. Daher gehen wir derzeit nicht davon aus, diesen Weg zu gehen.
Philipp Türoff zu einer möglichen außergerichtlichen Einigung mit Olimpija Ljubljana: Es gab zwischendurch die Möglichkeit einer Einigung, die allerdings dann unerwartet nicht zustande kam. Alle seriösen Versuche sich zu einigen, haben wir unternommen. Teil dessen waren auch finanzielle Entschädigungen, die deutlich höher gewesen waren, als jetzt im Urteil festgestellt. Es ist uns nicht gelungen, vor Ende des Verfahrens eine Einigung zu erzielen.