Das Urteil aus Lausanne trifft die Kölner am Tag der Trennung von Trainer Steffen Baumgart mit aller Brutalität.
Urteil liegt vorCas bestätigt Transfersperre gegen den 1. FC Köln
Der Internationale Sportgerichtshof (Cas) hat die Strafe des Fußball-Weltverbands (Fifa) gegen den 1. FC Köln bestätigt. Am 1. Februar dieses Jahres hatte die Kammer zur Beilegung von Streitigkeiten, die über arbeitsrechtliche Streitfälle zwischen Spielern und Vereinen entscheidet, den 1. FC Köln schuldig gesprochen, Mittelstürmer Jaka Cuber Potocnik (heute 18) zur Kündigung seines Vertrags beim slowenischen Spitzenklub Olimpija Ljubljana angestiftet zu haben.
Dadurch waren die Kölner zu einer Transfersperre für zwei aufeinanderfolgende Registrierungsperioden verurteilt worden. Der 1. FC Köln darf damit in der anstehenden Wintertransferperiode und im kommenden Sommer keine neuen Spieler verpflichten.
1. FC Köln: Transfersperre von Sportgerichtshof Cas bestätigt – Entscheidung nach Anhörung im September
Streitpunkt zwischen Köln und Ljubljana war die Verpflichtung des damals 16 Jahre alten Slowenen Jaka Potocnik im Januar 2022 durch die Kölner. Aus Sicht des Bundesligisten hatte der Spieler seinen Vertrag in Ljubljana zuvor rechtmäßig gekündigt, die Slowenen warfen dem FC dagegen Anstiftung zum Vertragsbruch vor und beschwerten sich beim Weltverband. Die Fifa verhängte eine Transfersperre und sperrte zudem Potocnik für vier Monate. Der FC legte Beschwerde vor dem Cas ein, der die Strafen Ende Mai zunächst aussetzte.
Alles zum Thema Christian Keller
- Sportchef des 1. FC Köln Rätsel um Christian Kellers Vertragssituation
- Frauenfußball Jacqueline Dünker soll beim 1. FC Köln nach Entlassung von Daniel Weber mentale Blockade lösen
- Nach desolaten Auftritten FC-Frauen trennen sich von Trainer Weber – Keller erklärt Umdenken
- Vorbereitung auf Münster-Spiel begonnen Coach Struber begrüßt zwei Rückkehrer im FC-Training
- „Nicht den halben Kader auswechseln“ FC-Sportchef Keller bestätigt Winter-Transfers und gibt Ausblick
- Sportchef gibt Einschätzung So schlagen sich die Leihspieler des 1. FC Köln
- Interesse aus der Bundesliga FC-Flügelspieler Maina weckt Begehrlichkeiten
Im September fand die Anhörung in Lausanne statt, wenige Tage später warf der FC der Gegenseite einen Betrugsversuch vor und stellte Strafanzeige. Die Anzeige richtete sich gegen drei Vertreter des slowenischen Vereins, die Staatsanwaltschaft Köln bejahte den Anfangsverdacht und leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Nach Darstellung der Kölner hatten sich die durch Ljubljana benannten Zeugen in Lausanne „in Widersprüche verwickelt“ und „in Teilen den schriftsätzlich vorgebrachten Tatsachenvortrag selbst widerlegt“. Auf „Grundlage falschen Tatsachenvortrags“ versuche Olimpija Ljubljana, „eine ungerechtfertigte Schadenersatzhöhe zugesprochen zu bekommen“.
1. FC Köln im Transferstreit: Olimpija Ljubljana forderte 2,5 Millionen Euro
Die Anzeige bezog sich auf den Versuch Olimpijas, eine Entschädigung von rund 2,5 Millionen Euro für Potocnik zu erhalten. Offenbar folgte der Cas der Ansicht der Kölner: Bereits die Fifa hatte Ljubljana nur 51.750 Euro plus Zinsen zugesprochen, deswegen war später auch Ljubljana vor den Cas gezogen. Die Richter in Lausanne kamen zu der Einschätzung, dass vor allem das vermeintliche Angebot über 2,5 Millionen Euro, das Olimpija vom kroatischen Spitzenklub Dinamo Zagreb für Potocnik erhalten haben wollte, keine rechtliche Relevanz hatte. Die Richter sprachen den Slowenen nur einen geringen Betrag zu. Auch Olimpija geht damit als Verlierer aus dem Verfahren hervor: Die Slowenen haben ein Top-Talent durch eine unrechtmäßige Kündigung verloren, stehen nun aber ohne nennenswerte Kompensation da.
Der Kölner Versuch, Olimpija als Klub darzustellen, von dem sich ein Nachwuchsspieler mehr oder weniger grundsätzlich und jederzeit trennen könne, schlug dagegen fehl. Im Gegenteil dürfte es die Cas-Richter wenig beeindruckt haben, dass die Verantwortlichen des Bundesligisten Maßnahmen vor einem ordentlichen Gericht in Köln ergriffen hatten. So oder so bleibt für den FC der Teilerfolg, angesichts der angespannten Kassenlage nicht auch noch eine siebenstellige Geldstrafe kassiert zu haben.
Doch den FC trifft das Urteil brutal: In diesem Winter wollte der Klub seine verfehlte Transferpolitik des vergangenen Sommers zumindest ein wenig heilen, wenngleich die Kassen leer sind und die Schwebephase der vergangenen Monate es nicht gerade erleichterte, mit Kandidaten seriös ins Gespräch zu kommen. Es war geplant, drei Spieler zu verpflichten, insbesondere einen dringend benötigten Mittelstürmer. Das ist jetzt nicht mehr möglich.
1. FC Köln: Transfersperre könnte dramatische Auswirkungen haben – Abstieg würde Lage verschärfen
Womöglich noch dramatischer ist die Sperre im kommenden Sommer. Im denkbar schlechtesten Fall realisiert sich die derzeitige Abstiegsgefahr, und der FC muss erneut den Weg in die Zweite Liga antreten. In diesem Fall wäre damit zu rechnen, dass die letzten Leistungsträger den Verein verlassen würden. Nach Informationen dieser Zeitung haben einige Leistungsträger Ausstiegsklauseln für den Fall des Abstiegs. Durch die Transfersperre wären die Kölner dann nicht in der Lage, ihren Kader neu aufzustellen, um den sofortigen Wiederaufstieg in Angriff zu nehmen.
Urteile des Cas können vor dem Schweizer Bundesgericht angefochten und auch aufgehoben werden. Das wäre jedoch nur dann möglich, wenn qualifizierte Beschwerdegründe vorlägen. Dem Gericht müssten beispielsweise gravierende Verfahrensfehler nachgewiesen werden.
„Wir hätten uns ein anderes Urteil gewünscht und auch erwartet. Entsprechend sind wir sehr enttäuscht, dass der CAS trotz zahlreicher Gegenbeweise die Kündigung von Jaka Potocnik als nicht rechtswirksam eingestuft und gleichzeitig auch keine hinreichenden Beweise für eine Nicht-Anstiftung zu dieser Kündigung durch den 1. FC Köln gesehen hat", sagt FC-Geschäftsführer Christian Keller und ergänzt: „Unabhängig davon besitzen wir nun Klarheit und der mehrmonatige Schwebezustand ist endlich vorüber. Wir haben immer gesagt, dass wir das Szenario Transfersperre stets mitbedacht haben und werden unsere Kaderplanung bis zum Ende der nunmehr feststehenden Sperre dementsprechend gestalten. Dabei gilt: In jeder Herausforderung liegt immer auch eine Chance. Genau mit dieser Haltung werden wir nach vorne blicken und diese Herausforderung angehen.“