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FC-Techniker im AufwindLouis Schaub: „Habe wieder das Gefühl, dass ich dazugehöre"

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Hat wieder Freude beim FC: Louis Schaub

KölnHerr Schaub, Sie haben für Österreich in der WM-Qualifikation zwei Tore erzielt und am vergangenen Montag auch in der Startelf gestanden. Hat das eine Aussagekraft in Richtung Bundesliga?

Louis Schaub: Solche Erfolgserlebnisse geben natürlich zusätzliches Selbstvertrauen. Als Offensivspieler wirst du an Toren oder Assists gemessen. Deshalb tut das gut. Ich fühle mich auch körperlich in einer sehr guten Verfassung. Es geht aufwärts.

Nach Ihrer Rückkehr zum FC kamen Sie bisher in elf Pflichtspielen zum Einsatz, allerdings überwiegend als Kurzarbeiter. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Wenn man bedenkt, wo ich vor einem Jahr stand, dann ist das in Ordnung. Damals hieß es, dass ich keine Option mehr für den FC sei. Jetzt bin ich froh, wieder in Köln zu sein. Und ich habe das Gefühl, dass ich nahe an der Mannschaft dran bin. Ich bekomme vom Trainer ein gutes Feedback und dass ich genauso weitermachen soll. Natürlich würde ich mich freuen, auch über längere Distanz zum Einsatz zu kommen.

Als Sie zuletzt eingewechselt wurden, waren Sie direkt ein Faktor im Spiel. Aber stellen Sie Kurzeinsätze wirklich zufrieden?

Ich habe vor der Saison gewusst, dass wir einen starken Kader haben – gerade auf meiner Position. Nach dem Ende meiner Leihe nach Luzern bin ich erst etwas später zum FC gestoßen. Für mich war daher klar, dass ich mich erst reinspielen und anfangs von der Bank kommen werde. Aber genauso hat mir der Trainer das auch erklärt. Steffen Baumgart ist sehr ehrlich. Er erwartet von mir, dass ich entscheidende Aktionen bringe. Zum Glück ist mir das ein, zwei Mal gelungen (lacht).

Und wie verlief die Kommunikation mit dem FC in der Sommerpause?

Erstmal wollte ich mich auf die EM konzentrieren. Nach dem Turnier habe ich mit Steffen Baumgart telefoniert. Er hat mir erklärt, dass jeder Spieler bei null startet. Nach dem Gespräch war mir klar, dass ich auf alle Fälle zurückkommen kann. In der Konstellation davor (mit Ex-Sportchef Horst Heldt und Ex-Trainer Markus Gisdol, d. Red.) wäre das sicher nicht möglich gewesen. Jetzt habe ich das Gefühl, dass mir der Trainer vertraut und dass ich wieder dazugehöre. Und dieses Gefühl haben die anderen Spieler auch. Der Trainer schafft es, dass die Stimmung in der Mannschaft sehr gut ist. Aber er verlangt auch viel, die Einheiten haben es in sich.

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Haben Sie mehr Dampf in Ihrem Spiel als früher?

Ja. Ich habe zuletzt auch Lob von außen bekommen, dass ich meinen Spielstil ein bisschen verändert habe. Das hängt sicher auch mit dem neuen Trainer und seiner Spielidee zusammen.

Nach Ihrer Rückkehr im Sommer sagten Sie, dass Sie von Anfang an in den 1. FC Köln verliebt gewesen seien. Warum ist das so? Und war es für Sie deshalb nicht noch enttäuschender, dass Sie um den Jahreswechsel 2019/2020 plötzlich ausgebootet worden waren?

Ich kam nach dem Abstieg zum FC. Der Verein hatte einen Tag der offenen Tür, und man hat sofort gemerkt, wie sehr die Fans den Verein lieben. Wissen Sie, ich habe zuvor bei Rapid Wien gespielt, das ist auch Traditionsklub mit einer großen Anhängerschaft. Mir gefällt es einfach gut, für solche Klubs zu spielen. Deshalb war ich damals sehr enttäuscht, als mir praktisch aus dem Nichts gesagt wurde, dass man mich auf gar keinen Fall mehr braucht. Niemand hört gerne, dass er abgelehnt wird. Die Nachricht bekam ich drei Tage vor Weihnachten. Das gibt es Schöneres.

Hatten Sie das Gefühl, dass Ihre Karriere in eine Sackgasse führt?

Klar macht man sich Gedanken: Was ist denn jetzt los? Das nimmt einem auch ein bisschen das Selbstvertrauen, stattdessen werden die Zweifel größer. Auch für meine Familie war es nicht so einfach. Mein Sohn war in Köln im Kindergarten, von einen auf den andren Tag stand ein Umzug bevor.

Danach wechselten Sie in der Rückrunde auf Leihbasis zum Hamburger SV, erfolgreicher war dann Ihre letzte Saison beim FC Luzern, in der Sie als Führungsspieler Pokalsieger wurden. Hatten Sie dennoch das Gefühl, dass Sie mit dem 1. FC Köln noch nicht fertig waren?

Mit dem FC hatte ich nie abgeschlossen, sondern den Verein weiter intensiv verfolgt und die Absicht, noch einmal zurückzukehren. Es macht einen stolz, FC-Profi zu sein.

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Eine Tor wie eine Befreiung: Louis Schaub (r.) feiert sein Tor gegen Bochum mit Teamkollege Benno Schmitz.

Haben es filigrane Spielertypen wie Sie heute schwerer?

Das sehe ich nicht so. Ich denke, man braucht heute auch Spielertypen wie mich, die mit ihrer Art den Unterschied ausmachen können. Den klassischen Zehner wird es immer geben, der stirbt nicht aus – auch wenn sich der Fußball sicherlich stark verändert hat. Er hat heuer nur mehr zu tun als früher, muss auch gegen den Ball immer mehr arbeiten.

Ihr Vertrag in Köln läuft im kommenden Sommer aus. Wollen Sie bleiben?

Und deshalb werde ich alles dafür tun, dass ich mehr spiele, mich zeigen kann und wir vor allem als Mannschaft Erfolg haben. Jetzt ist es für beide Seiten noch zu früh, eine Entscheidung zu treffen. Fußball ist brutal schnelllebig. Aber ich kann mir auf alle Fälle vorstellen, beim FC zu bleiben und meinen Vertrag zu verlängern. Ansonsten wäre ich erst gar nicht zum FC zurückgekehrt.

In Deutschland steigen die Corona-Zahlen schier ungebremst, in Österreich nähert sich die Inzidenz sogar schon der 1000-Marke. Sie hatten jetzt zwei Heim-Länderspiele. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Corona ist auch für mich ein ständiger Begleiter, jeder spricht drüber. Wir können nur schauen, dass wir uns an alle Maßnahmen halten und möglichst gesund bleiben.

Was halten Sie von einer Impflichtpflicht für Fußballprofis, die Markus Söder ins Spiel gebracht hat?

Es wäre komisch, wenn es eine Impfpflicht für Fußballprofis geben sollte, für andere Bereiche aber nicht. Ich selbst bin geimpft, war aber während meiner Zeit in Luzern auch selbst schon mit Corona infiziert. Ich hatte zum Glück nur einen leichten Verlauf mit Erkältungssymptomen.

Hatten Sie Sorgen?

Ja, aber nicht vor der Impfung, sondern vor der Erkrankung. Ich war zu der Zeit in der Wohnung isoliert von meiner Frau und meinem Sohn, die zum Glück kein Corona bekamen. Ich hatte viel Zeit zum Lesen. Und wenn man dann erfährt, dass es auch Sportler gibt, die mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben, dann macht das einen schon etwas nachdenklich. Ich bleibe vorsichtig und hoffe wie viele Menschen, dass diese Zeit bald vorüber geht.