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1. FC Köln nach Sieg über AugsburgTag der großen Emotionen in Müngersdorf

Lesezeit 4 Minuten
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Steffen Tigges gelangen am Sonntag zwei Tore. 

Köln – In der 78. Minute erlebte Müngersdorf Momente des Friedens und der Versöhnung. Es stand 2:2, die Partie zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Augsburg wogte hin und her. Da gab Elvis Rexhbecaj einen Distanzschuss ab. Gut getroffen, jedoch deutlich zu hoch angesetzt, strich der Ball über die Latte. Weil es die Gepflogenheiten so wollen, reckte Rexhbecaj gleich den Arm in die Höhe – und forderte eine Ecke. Für so etwas muss man nicht allzu verschlagen sein, und Rexhbecaj, ehemaliger Spieler des 1. FC Köln und am Sonntag Kapitän der Augsburger, ist ein feiner Kerl.

Kingsley Schindler stand gleich neben Rexhbecaj, und der Kölner protestierte heftig – denn außer Schiedsrichter Felix Zwayer hatte soweit jeder im Stadion erkannt, dass Marvin Schwäbe den Ball nicht mehr berührt hatte. Rexhbecaj wies auf seine Fingerspitzen, noch hielt er seine Behauptung aufrecht. Dann aber kollabierte seine Erzählung: Als Zwayer ihn persönlich zur Rede stellte, musste Rexhbecaj einräumen, dass ein Eckball die falsche Entscheidung wäre. Ganz von allein hatte der Spieler den Weg zur Wahrheit also nicht gefunden. Doch immerhin war er bereit gewesen, ihn zu gehen. Dafür bekam der Augsburger prasselnden Applaus von den Rängen und eine anerkennende Geste des Schiedsrichters.

Baumgarts Ausflug zu Reuter

Noch größere Szenen spielten sich gleichzeitig an der Seitenlinie ab. Dort begab sich Steffen Baumgart auf den Weg zu Stefan Reuter, um dem Augsburger Manager stellvertretend für Rexhbecaj seinen Respekt auszudrücken. Thomas Kessler folgte dem Kölner Trainer, Hände wurden geschüttelt, und Friede war zwischen den Bänken, was angesichts des Zwischenstands und der Vorgeschichte bemerkenswert war. „In einer Situation, in der das Spiel auf Messers Schneide steht, so zu reagieren, das muss man schon hervorheben. Das ist nicht selbstverständlich“, befand Kessler.

In der ersten Hälfte waren die Bänke heftig aneinandergeraten. Augsburg hatte erwartet hart gespielt, nach einer halben Stunde war Ruben Vargas von hinten in Linton Mainas Beine gefahren und hatte dafür Gelb gesehen, eine gnädige Entscheidung. Das Augsburger Funktionsteam hatte protestiert, vor allem Reuter war einmal mehr aus der Rolle gefallen, der Weltmeister von 1990 hat seinen Anteil daran, dass die Augsburger Bank als eine der unangenehmsten der Liga gilt.

„Da gingen die Emotionen durch“

Steffen Baumgart hatte in diesem Moment, Köln lag 0:1 zurück, seine Nerven jedoch ebenfalls nicht unter Kontrolle. „Setz dich hin!“, brüllte er Reuter entgegen, und: „Halt die Fresse!“ Das sei nicht die „feine englische Art“ gewesen, konstatierte Baumgart später: „Da gingen die Emotionen ein bisschen durch. Wenn ich da ein bisschen die falschen Worte gewählt habe, tut mir das leid“, sagte Baumgart, nachdem seine Mannschaft die Partie 3:2 gewonnen hatte. Den entscheidenden Treffer hatte Schindler mit einem Einwurf auf Mark Uth ausgelöst, eingeleitet hatte die Aktion Marius Laux, der nach 386 Einsätzen für die Zweite Mannschaft des FC mittlerweile Teambetreuer der Kölner ist und Schindler den Ball sofort zugeworfen hatte.

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Die Augsburger beschwerten sich hinterher, es hätte Einwurf für den FCA geben müssen. Doch angesichts der Fernsehbilder stellte sich heraus, dass Schindler den Ball zwar noch berührt hatte, jedoch erst außerhalb des Spielfelds. Uth hatte die Situation kommen sehen und war gleich in Position gelaufen, mit Laux’ Unterstützung hatte Schindler blitzartig ausgeführt. Uth bewies nicht nur das Gefühl für den Augenblick, sondern wagte auch das entscheidende Dribbling, in dessen Folge Steffen Tigges den Ball zum Sieg ins Tor geschossen hatte. „99 Prozent“ des Treffers habe er Schindler und Uth zu verdanken, sagte Tigges später. Und unterschlug damit ein wenig den Anteil, den Marius Laux gehabt hatte.

In Mainz wartet die nächste heiße Bank

Baumgart hoffte angesichts der Vorgeschichte um Rexhbecaj, dass die Kölner keinen unrechtmäßigen Vorteil gehabt hatten. „Aus unserer Sicht war der Ball im Aus, ich hoffe, dass es Ball tatsächlich so war, weil wir zuvor eine sehr faire Aktion der Augsburger gesehen hatten“, beschrieb der Kölner Cheftrainer.

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FCA-Chef Stefan Reuter und die Kölner Bank standen in intensivem Austausch. 

Trotz zuletzt dreier Pflichtspiel-Niederlagen und des bisweilen zweifelhaften Auftretens der Gäste hatte Baumgart keinen schmutzigen Sieg haben wollen: „Wir sind überglücklich. Es war ein sehr intensives Spiel. Die Jungs haben an sich geglaubt, sonst kann man ein solches Spiel auch nicht so gestalten“, sagte der Coach.

Der Montag war für die Kölner Mannschaft frei, am Dienstag beginnt die Vorbereitung auf die Partie in Mainz – und damit auf einen Gegner, der ähnlich intensiv auftritt wie die Augsburger. Und dessen Bank ebenfalls jederzeit in der Lage ist, mit dem Gegner in Streit zu geraten.