Der 24-jährige Profi der AS Monaco hat beim FC 2021 eine ganz ähnliche Situation im Abstiegskampfs-Finale erlebt wie die Kölner in dieser Saison.
Interview nach Besuch am GeißbockheimIsmail Jakobs: „Ich will auf jeden Fall noch mal zum 1. FC Köln zurückkehren“
Ismail Jakobs auf Heimatbesuch. Der gebürtige Kölner ließ es sich am Mittwoch nicht nehmen, bei seinem langjährigen Klub am Geißbockheim vorbeizuschauen. Die Begrüßung mit vielen FC-Weggefährten war herzlich. Nachdem der 24-jährige Linksverteidiger, der 2021 vom 1. FC Köln für rund 7,5 Millionen Euro Ablöse (inklusive Boni) zur AS Monaco gewechselt war, in der Kabine einen Stopp eingelegt und ein paar Geschenke verteilt hatte, traf der „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Nationalspieler des Senegal zum Interview. Der hatte 2021 mit dem FC im Saisonfinale des Abstiegskampfs in einer ähnlichen Situation gesteckt wie die Kölner in dieser Spielzeit.
Herr Jakobs, Sie haben beim Training Ihre früheren FC-Teamkollegen und Mitarbeiter umarmt, waren gerade noch in der Kabine. Taugen Sie als Glücksbringer für den Kölner Abstiegs-Krimi am Samstag?
Ismail Jakobs: Ich hoffe doch (lacht). Ich habe für Freunde, Trainer, Physios oder dem Zeugwart ein paar Trikots von meinem Klub AS Monaco oder meiner Nationalmannschaft (Senegal, Anm. d. Red.) vorbeigebracht. Es war mir ein Bedürfnis, heute noch mal am Geißbockheim zu sein um den Jungs für Samstag Glück zu wünschen. Ich fiebere da richtig mit. Wir hatten 2021 beim FC eine ähnliche Situation kurz vor dem Saisonfinale. Ich weiß, wie man sich da als Spieler fühlt, was für ein Druck auf einem lastet. Es wäre fantastisch, sollten die Jungs es doch noch schaffen und dann in der Relegation auf Fortuna Düsseldorf trennen. Ein brisanteres, geileres Duell gäbe es wohl nicht.
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Sie sprachen die von Corona geprägte Saison 2020/21 an. Auch damals musste der 1. FC Köln sein letztes Bundesligaspiel gegen Schalke unbedingt gewinnen und benötigte au0erdem Schützenhilfe, um in die Relegation zu kommen. Welche Erinnerungen haben Sie?
Ich war mit 21 noch ein junger Spieler, es war erst meine zweite Bundesliga-Saison. Wenn du dann noch aus Köln kommst, deine Familie und alleine deine Freunde FC-Fans sind, dann erlebst du alles noch einmal intensiver, die Emotionen, die unterschiedlichen Stimmungen, die vielen Meinungen. Aber ich hatte manchmal auch mulmige Gefühle, denn ich gehörte zu der Mannschaft, die in der Pflicht stand, den Abstieg noch zu verhindern. Der Druck war enorm. Und es ist nicht nur von mir, sondern von allen verdammt viel abgefallen, als dann gegen Schalke Sebastiaan Bornauw der Siegtreffer so kurz vor Schluss gelang und wir es zumindest schon mal in die Relegation geschafft hatten. Das war wie eine Erlösung – auch für mich, denn ausgerechnet in dem Spiel durfte ich leider wegen einer Gelbsperre nicht mitwirken. Zum Glück war ich in der Relegation gegen Kiel wieder dabei und konnte meinen Teil zum Klassenerhalt beitragen.
Sie sprachen gerade den Druck an. Wie nervös ist man vor Spielen, in denen es um die Liga-Zugehörigkeit geht?
Natürlich bist du nervös, das ist doch klar. Aber im Spiel – das kann ich von mir sagen – geht diese Nervosität dann weg, du konzentrierst dich nur noch auf die Aufgabe. Ich habe dann so viel Adrenalin und komme gar nicht mehr groß zum Nachdenken über die Folgen etc. Damals hatten wir immer dran geglaubt, den Klassenerhalt noch zu schaffen. Vor allem unser Trainer Friedhelm Funkel hat uns diesen Glauben immer vorgelebt. Er ist ruhig und zuversichtlich geblieben, fast so, als hätte er einen Masterplan für die Situation der Tasche. Friedhelm Funkel hat so viel Erfahrung, wir sind ihm gefolgt.Nach dem Sieg gegen Schalke waren wir absolut überzeugt davon, dass wir es schaffen. Als Erstligist muss du in zwei Spielen auch den Zweitligisten bezwingen.
Der FC hat zuletzt in einem denkwürdigen Spiel Union Berlin noch mit 3:2 bezwungen, den vorzeitigen Abstieg so vermieden und Union noch einmal in den Abgrund gezogen. Wie sehen Sie jetzt die Situation?
Ich denke, der FC hat jetzt einen kleinen psychologischen Vorteil. Würden jetzt noch vier Spiele anstehen, wäre dieser Vorteil wohl noch größer. In nur einem Spiel kann dieser mentale Vorteil aber nach zehn, 15 Minuten, einem frühen Tor von Union Berlin oder einem Kölner Rückstand in Heidenheim, leider auch schon schnell wieder dahin sein. Darum sollten sich die FC-Spieler auch erst einmal gar nicht mit den Ereignissen in Berlin beschäftigen, die sie ohnehin nicht beeinflussen können. Wenn man vor der Saison gesagt hätte, dass man für den Klassenerhalt in Heidenheim gewinnen muss, hätte sich das sicherlich einfacher angehört als es heute der Fall ist. Heidenheim spielt als Aufsteiger schon eine richtig starke Saison – erst recht daheim. Ich denke aber, wenn der FC mit purer Leidenschaft dagegenhält, dann könnte es sein, dass die Heidenheimer gegen Ende des Spiels auch nicht mehr alles investieren.
Kommen wir zu Ihnen. Sie haben in dieser Saison 22 Ligaspiele für die AS Monaco absolviert, zuletzt fielen Sie verletzungsbedingt aus. Was ist passiert?
Ich hatte mich am Knie verletzt,zum Glück keine richtig schlimme Sache. Jetzt bin ich am Ende der Reha. Mit der Saison bin ich zufrieden. Ich war vor der Verletzung auf meiner Position gesetzt. Wir sind Vizemeister hinter Paris geworden und spielen in der nächsten Saison in der Champions League. Darauf freue ich mich extrem, ein Traum wird wahr. Dann war ich zwischendurch mit dem Senegal beim Afrikacup. Der ist für uns mit dem Aus im Achtelfinale nach Elfmeterschießen gegen den Gastgeber und späteren Sieger Elfenbeinküste nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Mein nächtes großes Ziel ist natürlich die WM 2026.
Sie spielen und leben seit drei Jahren im Fürstentum. Wie erleben Sie die spezielle Welt Monacos?
Mir gefällt es dort, ansonsten wäre ich nicht so lange da. Monaco ist wie ein kleines, aber ziemlich reiches Dorf (lacht). Als Fußballprofi bist du in Monaco ein kleiner Fisch – vom Status als auch vom Geld her. Es ist sehr schön, aber auch alles viel Bling-Bling. Manchmal muss man sich vor Augen halten, wo man herkommt und dass das nicht das wahre Leben ist. Wenn ich dann im Senegal bin, ist das schon ein heftiger Kontrast, der einem aber auch guttut. Mittlerweile habe ich über 100 Spiele für Monaco absolviert, bin Nationalspieler geworden und war bei der WM dabei. Ich bin glücklich und bereue es nicht, dass ich 2021 den Schritt gemacht habe. Ich habe hier noch einen Vertrag bis 2026. Mal schauen: Vielleicht komme ich ja irgendwann zurück.
…also zum 1. FC Köln. Ist das Ihr Wunsch?
Wenn ich die Heimspiele am TV verfolge, dann bekomme ich immer noch Gänsehaut. Der FC ist mein Verein, Köln meine Stadt: Ich will auf jeden Fall noch mal zum FC zurückkehren. Ich bin 24, das könnte noch gut klappen (lacht).