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Algorfa1. FC Köln kämpft im Trainingslager mit zahlreichen Ausfällen – Hoffnung Jeff Chabot

Lesezeit 4 Minuten
Verteidiger Jeff Chabot vom 1. FC Köln erholt sich nach der Einheit am Mittwoch im Trainingslager in Algorfa.

Geschafft, aber weiterhin zuversichtlich: FC-Verteidiger Jeff Chabot nach der Einheit am Mittwoch im Trainingslager in Algorfa.

Der 1. FC Köln kann nur mit einem geschrumpften Team an der Costa Blanca arbeiten, doch Verteidiger Chabot bleibt gelassen.

Tag drei im Trainingslager des 1. FC Köln im spanischen Algorfa begann mit einer Runde Tic-Tac-Toe, dem Spiel mit den Hütchen, das den Profis sicht- und hörbar Spaß bereitete und zudem die kognitiven und koordinativen Prozesse fördert. In Sachen Handlungsschnelligkeit, das zeigt die Saison, haben die Kölner auch durchaus Nachholbedarf.

Die Stimmung beim abstiegsgefährdeten Bundesligisten war an diesem Mittwochvormittag also gut, doch es fiel auf, dass die Gruppe von Trainer Timo Schultz überschaubar war. 19 Spieler standen auf dem Platz am La Finca Resort. Neu dabei war Florian Kainz, der Kapitän, der nach der Geburt seines Sohnes nachgereist war. Abgemeldet hatte sich dagegen Davie Selke, der sich eine Erkältung eingefangen hat. Die zuletzt ebenfalls erkrankten Linton Maina und Dejan Ljubicic konnten an der Costa Blanca noch keine Einheit mit der Mannschaft absolvieren und verfolgten das Training am Rande.

1. FC Köln: Trainer Timo Schultz vermisst in Algorfa zahlreiche Spieler

Bekanntlich gar nicht erst mitgereist waren der werdende Vater Marvin Schwäbe, die verletzten beziehungsweise im Aufbau befindlichen Mark Uth und Justin Diehl sowie Eric Martel, Jan Thielmann (beide DFB-U21), Denis Huseinbasic (Bosnien) und Leart Pacarada (Kosovo), die mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sind. Der FC muss also in Algorfa ohne sein defensives Mittelfeld (Martel, Huseinbasic) am Trainingsschwerpunkt arbeiten, dem Spiel mit dem Ball.

Zudem mussten die Kölner am Mittwoch einen weiteren personellen Rückschlag hinnehmen. Senkrechtstarter Max Finkgräfe trat die Heimreise an. Der 19-Jährige laboriert seit Tagen an Rückenbeschwerden und trainierte seit Montag nicht mehr mit der Mannschaft. Der FC zog die Reißleine, der Linksverteidiger wird nun in der Mediapark-Klinik genauer untersucht. Bereits vor rund einem Jahr hatte Finkgräfe laut Trainer Schultz an Rückenbeschwerden gelitten. Für den Tabellenvorletzten der Bundesliga sind es möglicherweise neue Sorgen, die er im Bundesliga-Endspurt so gar nicht gebrauchen kann.

Jeff Chabot verkörpert die benötigten Eigenschaften

Jeff Chabot scheint dagegen keiner zu sein, den leicht etwas umhaut. Der 1,95 Meter große Abwehrhüne war in allen Pflichtspielen (24 in der Bundesliga, zwei im Pokal) dabei, die er absolvieren durfte. Bei Union (0:2) und gegen Bremen (0:1) fehlte er wegen Sperren. Dass die Trainingsgruppe recht klein ist, dies sah Chabot pragmatisch: „Wir versuchen das Beste daraus zu machen. Wir sind es gewohnt, dass nicht alle dabei sind. Viele Bundesligisten mussten ihre Spieler zu den Nationalmannschaften abstellen. Wir haben trotzdem eine gute Truppe zusammen und nächste Woche sind dann viele wieder dabei. Und dann belebt der Konkurrenzkampf die Trainingseinheiten“, sagte Chabot, der mit seiner bisweilen rustikalen Spielweise das verkörpert, was dem FC oft abging: Härte und Resilienz.

Der Trainer hat komplett recht. Wenn ich sehe, was wir im Training abliefern und wie robust wir da sind, fehlt es danach manchmal in den Spielen.
Jeff Chabot über eine „zu brave“ Kölner Mannschaft

Coach Schultz hatte jüngst kritisiert, dass seine Mannschaft zu brav agiere. Sie solle nicht unfair, aber auch nicht Anwärter auf den Fairplay-Titel sein. „Der Trainer hat komplett recht. Wenn ich sehe, was wir im Training abliefern und wie robust wir da sind, fehlt es danach manchmal in den Spielen. Wir müssen das auch in den Spielen auf den Platz bringen“, sagte der „Abwehr-Jeff“, den Schultz zuletzt als „heimlichen Chef“ bezeichnet hatte.

Jedenfalls ist Chabot eine der wenigen Konstanten beim FC. Und einer, dem die Lage im sportlichen Überlebenskampf durchaus vertraut ist: „Das ist nicht der erste Abstiegskampf, den ich bestreite“, sagte Chabot, der vor seinem Wechsel im Januar 2022 zum FC für die im Abstiegskampf erprobten Vereine Sparta Rotterdam, FC Groningen, Sampdoria Genua und Spezia Calcio aufgelaufen war. Doch jeder beim FC wisse, so Chabot, um die heikle Lage: „Es ist keine einfache Situation, und keiner kann mit ihr zufrieden sein. Wir haben aus den vergangenen Spielen unsere Lehren gezogen, aber wir müssen das Geschehene auch hinter uns lassen. Jetzt geht der Endspurt los, jetzt geht es ans Eingemachte.“

Noch kein Blick auf das Saison-Finale Für Chabot zählt nur das Hier und Jetzt, ab der kommenden Woche dann die Vorbereitung auf den kommenden Auswärtsgegner FC Augsburg (31. März). Weiter in die Zukunft blicken will er nicht. Auch nicht, ob für die Kölner bei sieben Punkten Rückstand und acht ausstehenden Partien vielleicht doch noch Platz 15 und die direkte Rettung möglich ist. „Wir sollten nicht den Fehler machen, darüber jetzt schon nachzudenken. Wir sollten vielmehr von Spiel zu Spiel gucken. Am Ende ist es mir relativ egal, wie wir drinbleiben – ob direkt oder in der Relegation. Hauptsache ist, dass wir drinbleiben“, befand Chabot, der im Abstiegsfall eine Ausstiegsklausel besitzt und ziemlich sicher einen neuen Verein finden würde, der in der Ersten Liga spielt. Einige Klubs sollen bereits ihr Interesse an Chabot hinterlegt haben.

„Von Spiel zu Spiel gucken“: ein Satz für das Phrasenschwein, allerdings ein berechtigter. Eine andere Denkweise macht in der unberechenbaren Bundesliga wohl keinen Sinn. Erst recht nicht, wenn sich das zur Verfügung stehende Personal so oft ändert wie beim 1. FC Köln.