- 100 Tage nach seinem Wirbelbruch gab Rafael Czichos sein Comeback gegen Leipzig.
- Trainer Gisdol war trotz der vier Gegentore zufrieden mit dem Innenverteidiger.
- Jorge Meré saß wieder nur auf der Bank; es gibt großes Interesse am Spanier aus der Heimat, doch ist Meré zu teuer.
Köln – In der vergangenen Woche veranstaltete Markus Gisdol eine besondere Einheit. Es ging darum, im Training die Wettkampfhärte zu überprüfen, was zu den großen Herausforderungen im Übungsbetrieb zählt. Schließlich ist es einfacher, Spielern fremder Mannschaften mit vollem Körpereinsatz zu begegnen als den eigenen Kollegen. Es gab „unzählige Kopfbälle und Eins-zu-Eins-Zweikämpfe“, berichtete Horst Heldt. Gisdol habe herausfinden wollen, wie auf Sebastiaan Bornauws Rotsperre zu reagieren sei, der auch am Sonntag (18 Uhr, Sky) beim FC Augsburg noch fehlen wird. In dieser Einheit habe man gesehen, dass Rafael Czichos nach 100 Tagen Verletzungspause wieder bei voller Kraft war. „Er hatte null Probleme, keine Zweifel“, sagte Heldt. Czichos habe am Sonntag gegen RB Leipzig eine „sehr, sehr gute Leistung“ geboten, urteilte der Kölner Sportdirektor, und auch der Trainer war voll des Lobes. „Das ist das ganz, ganz Erfreuliche aus diesem Spieltag: Er hat es bravourös gemacht nach seiner Verletzungspause und war der Spieler auf dem Platz, den ich mir gewünscht habe. Dafür hat er ein Sonderlob verdient. Sein Passspiel, die Ruhe am Ball. Das war bemerkenswert“, sagte Gisdol.
„Keine Haubentaucher“
Vier Gegentore hatten die Kölner dann trotzdem kassiert gegen die Leipziger, allerdings hatte Heldt anschließend auf die Qualität des Gegners hingewiesen; „das sind ja keine Haubentaucher“, hatte der 50-Jährige angemerkt.
Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann hatte die letzte Kölner Defensivreihe insgesamt weniger stark wahrgenommen. Seiner Mannschaft sei es zwar schwergefallen, durchs Kölner Mittelfeld zu kommen, doch im letzten Kölner Drittel habe die Leipziger Offensive „viel Fläche“ vorgefunden. Dass Czichos gleich zurück in die erste Elf kommen würde, hatte für die FC-Verantwortlichen außer Frage gestanden. „Er war ja Stammspieler und hat seinen Platz nicht aus Leistungsgründen verloren, sondern wegen einer Verletzung“, erklärte Heldt.
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Für Czichos selbst war es eine Rückkehr in einen veränderten Sport. Die Verletzung, einen Wirbelbruch, hatte er beim 5:0-Sieg am Karnevalssamstag im Berliner Olympiastadion erlitten – vor damals noch 45 000 Zuschauern. Am Sonntag spielte Köln im leeren Rhein-Energie-Stadion und schaffte auch im fünften Geisterspiel keinen Sieg. „Es war etwas ungewohnt, aber es war insgesamt ein schönes Gefühl, wieder spielen zu können. Es war ein erster Schritt für mich persönlich nach so einer Verletzung.“ Mit der Abwehrleistung war Czichos nur bedingt einverstanden, „die Tore in er zweiten Halbzeit, die dürfen uns im Leben nicht passieren“, sagte er. Eine grundsätzliche Verunsicherung hat Czichos zwar nicht festgestellt, doch hätte er nichts dagegen, sicherten die Kölner schon bald den Klassenerhalt. „Wir sind sehr gefestigt, aber es nervt uns total, dass wir nach der Pause noch keinen Dreier geholt haben. Ich bin mir aber sehr sicher, dass wir das am Sonntag nachholen können.“
Merés Rückschlag
Czichos’ Freude bedeutete dagegen einen weiteren Rückschlag für Jorge Meré. Der Spanier spielt seine dritte Saison beim FC, doch ist er weiter von einem Stammplatz entfernt denn je. Die Saison begann schon durchwachsen für den 23-Jährigen. Im Sommer gewann er zwar mit Spanien die U-21-Europameisterschaft, doch rotierte er nach der Gruppenphase aus der Mannschaft, absolvierte in der K.o.-Runde keine Spielminute mehr.
Schwierigkeiten mit der Fitness
Beim FC hatte er nach verlängertem Urlaub erneut mit der Fitness zu kämpfen, fand dann nur schwer in die Saison und schaffte es in der starken Kölner Phase vor der Corona-Pause nicht, sich gegen Sebastiaan Bornauw und Rafael Czichos durchzusetzen. Dabei galt der 23-Jährige als große Hoffnung. Auf 30 Millionen Euro ist seine Ablöse festgeschrieben, nur im Fall eines Wiederabstiegs dürfte er für 12 Millionen gehen. Zwar haben sich Merés Bezüge mit dem Aufstieg mehr als verdoppelt. Doch wird er die für eine weitere Gehaltserhöhung nötigen 20 Bundesliga-Einsätze in dieser Saison nicht mehr leisten können – bislang stand er erst fünfmal in der Startformation, sechsmal wurde er eingewechselt.
Interesse aus der Heimat
Immer wieder gab es zuletzt Berichte über spanische Vereine, die an Meré interessiert seien. Real Valladolid wird wohl im Sommer Ersatz für den ghanaischen Innenverteidiger Mohammed Salisu benötigen und schien Meré zuletzt locken zu wollen. Doch sind die Mittel knapp in Kastilien. Daher äußerten sich die Spanier zuletzt eher verhalten. Merés Verpflichtung sei „momentan nicht möglich“, sagte Valladolids Sportdirektor Miguel Ángel Gómez, obwohl er Meré beobachte, seit der Spieler 15 Jahre alt war.
„Absoluter Sportsmann“
Vorerst wird Meré sich also weiter mit seiner Lage in Köln befassen müssen. Glücklich wirkte der Spanier zuletzt nicht, Horst Heldt versteht das, ohne sich über Merés Einstellung beklagen zu wollen. „Jorge ist ein absoluter Sportsmann. Es ist grundsätzlich nicht einfach, wenn man auf der Bank sitzt. Jeder hat den Ehrgeiz, so viel zu spielen wie möglich. Wenn es einem egal wäre, hätte der nichts mehr zu suchen hier.“