Nach dem Sieg in Augsburg ist die Stimmung beim 1. FC Köln wieder gelöster, doch die Probleme im Angriff bleiben.
Vor FC-Spiel gegen MainzAdamyan überzeugt Baumgart und erhält eine neue Chance
Nach dem 3:1 in Augsburg schien die Welt beim 1. FC Köln auf einen Schlag wieder in Ordnung, und Steffen Baumgart wollte dem auch gar nicht widersprechen. Siege tun schließlich immer gut, zumal nach längerer Durststrecke. Dennoch war es dem Kölner Trainer ein Anliegen, dass seine Mannschaft auch in den sechs sieglosen Partien zuvor nicht enttäuscht habe, wenngleich er das Spiel in Dortmund ausklammerte.
Nach dem Erfolg in Augsburg sei nun ebenso wenig alles gut, wie vorher alles schlecht gewesen sei. „Haben wir nun die Abschlussschwäche abgestellt? Oder haben wir einfach eine ähnliche Leistung gezeigt wie in den Wochen zuvor, nur mit dem Unterschied, dass wir gewonnen haben? War das Spiel in Augsburg gut, weil wir gewonnen haben?“, fragte Baumgart rhetorisch – und antwortete selbst: „Sehe ich nicht ganz so. Die Leistung der Jungs hat immer gestimmt.“ Entsprechend optimistisch geht Baumgart ins Heimspiel gegen Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr) im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion.
Die beiden ersten Treffer in Augsburg erzielten Kölns defensive Mittelfeldspieler, das dritte Tor fiel nach einem Konter. Der Erfolg in Süddeutschland war damit tatsächlich eher kein Beleg dafür, dass die Kölner Schwierigkeiten im Sturmzentrum nun behoben sind. Davie Selke blieb ebenso wie später Steffen Tigges ohne nennenswerte Aktion vor dem gegnerischen Tor.
Alles zum Thema Steffen Baumgart
- „Geht nur noch ins Ausland“ Ex-Profi rechnet mit Steffen Baumgart ab und zieht Köln-Vergleich
- „Steffen wollte nicht aufgeben“ Kuntz äußert sich zu Baumgart-Rausschmiss beim HSV
- Ehemaliger FC-Coach Hamburger SV trennt sich von Trainer Steffen Baumgart
- 2. Bundesliga „Baumgart wirkt ratlos“ – Hamburg mal wieder im Krisenmodus
- „Geliebter Fußballclub“ 1. FC Köln zeigt sich in neuer Doku in schwierigen Momenten
- „Geht mir manchmal auf die Eier“ Baumgart zeigt HSV-Profi Dompé den Mittelfinger und gibt Erklärung ab
- Hamburger SV Steffen Baumgart holt Ex-Kölner ins Team
Und auch den wundergläubigen Teil der FC-Anhängerschaft musste Steffen Baumgart vertrösten: Sebastian Andersson ist nach seiner Knie-Operation und monatelanger Pause zwar wie aus dem Nichts auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. Doch befinde sich der Schwede nach wie vor in der Aufbauphase. „Es ist möglich, dass er eines der letzten Saisonspiele macht. Er ist sehr gut im Training; besser, als wir ihn erwartet haben. Aber gegen Mainz spielt er für den Kader keine Rolle. Nächste Woche kann das anders aussehen“, erklärte Baumgart.
Anderssons Entscheidung gegen den Rat der Kölner Ärzte
Andersson hatte sich im vergangenen August gegen den Rat der Kölner Ärzte dazu entschieden, sein Knie operieren zu lassen, das ihm seit langer Zeit Schmerzen bereitete. Nach der Operation in Dänemark war es zu Komplikationen gekommen, Steffen Baumgart hatte sogar infrage gestellt, ob man Andersson jemals wieder auf dem Platz sehen würde. Doch Andersson war dem entgegengetreten. In einer Nachricht an das schwedische Portal „Fotbollskanalen“ hatte er erklärt: „Nichts ist Karriere-bedrohlich. Ich habe eine Infektion bekommen und war einige Wochen im Krankenhaus.“ Nun steht der 31-Jährige, dessen Vertrag in Köln nach drei Jahren und bislang acht Toren in 47 Einsätzen ausläuft, vor einem unerwarteten Comeback.
Für mehr als 6 Millionen Euro war Andersson einst von Union Berlin nach Köln gewechselt und hatte bis dahin eine Karriere hingelegt, die von Robustheit geprägt war. Doch in Köln begannen die Probleme, obgleich auch das bis heute nicht ganz klar ist: Ein Trainingsunfall mit Salih Özcan im Herbst 2020 gilt als eine Ursache der Schmerzen. Allerdings gibt es auch die Version, nach der Andersson bereits eine Vorschädigung hatte, die sich dann in Köln manifestierte.
Größere Zukunftshoffnungen setzt man beim 1. FC Köln trotz der drohenden Transfersperre nicht mehr in Andersson. Anders ist die Situation bei Sargis Adamyan. Der Angreifer kam im vergangenen Sommer als Königstransfer zum FC: Der Spieler kostete die klammen Kölner eine siebenstellige Ablöse, zudem erhielt er im Alter von 29 Jahren einen Vierjahres-Vertrag. Ein gewaltiger Vertrauensvorschuss für den in Armenien geborenen und im Alter von fünf Jahren nach Mecklenburg-Vorpommern ausgewanderten Profi. Nur viermal stand er jedoch in dieser Bundesliga-Saison in der Kölner Startelf, bislang erzielte er nur ein Bundesligator.
Das ist das FC-Restprogramm:
Als der nach seiner langen Verletzungspause eigentlich noch nicht wieder eingeplante Jan Thielmann in den Trainingseinheiten vor dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach (0:0) aufdrehte, entschied Steffen Baumgart kurzerhand, Adamyan aus dem Kader zu streichen und Thielmann zu berufen. Auch beim Sieg in Augsburg fehlte der armenische Nationalspieler. Doch der Bann ist aufgehoben. „Seit ich ihn aus dem Kader gestrichen habe, sind nicht nur die Trainingsleistungen so, wie ich sie mir vorstelle. Sondern auch die Abschlüsse im Training. Er hat eine sehr gute Reaktion gezeigt. Man sieht ihm natürlich an, dass er nicht glücklich ist. Das erwarte ich aber auch von ihm. Wenn er glücklich gewirkt hätte, wäre das noch schlimmer gewesen. Deswegen wird er nicht nur eine Option im Kader sein. Sondern auch eine Option sein, wieder reinzukommen“, sagte Steffen Baumgart am Donnerstag.
Christian Keller kannte Adamyan bereits aus gemeinsamen Zeiten bei Jahn Regensburg, als er ihn aus der Regionalliga in die Zweite Bundesliga geholt hatte. Adamyan sollte der Spieler werden, der die Kölner im Angriffsdrittel variabler macht, weniger abhängig von den Mittelstürmern. Doch nach einer starken Rückrunde beim belgischen Meister FC Brügge findet Adamyan in Köln bislang nicht zu seiner Form. „Unsere Erwartungshaltung ist eine andere, er ist von seinem Potenzial her ein Spieler, der den Unterschied machen kann. Das ist ihm bisher nicht gelungen“, sagte Keller im Herbst.
Aus Baumgarts Sicht bleibt vor der Partie gegen Mainz nur eine Kaderposition offen: Weil Ellyes Skhiri gesperrt ist, braucht Eric Martel im defensiven Mittelfeld einen neuen Partner. Drei Spieler bieten sich laut Baumgart an: Dejan Ljubicic, der zuletzt aber vor allem auf der rechten Seite überzeugte. Zudem Mathias Olesen und Denis Huseinbasic. Der Coach gibt sich zuversichtlich, wenngleich er das wie bereits erwähnt bereits vor Augsburg war. Dennoch sagt Baumgart: „So ein Sieg bringt einen dann mal wieder zum Lächeln. Das hat uns zuvor vielleicht ein bisschen gefehlt.“
Voraussichtliche Aufstellungen:
1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Hector – Ljubicic, Martel – Schindler, Kainz, Maina – Selke
Mainz: Zentner – Fernandes, Bell, Hanche-Olsen – Widmer, Barreiro, Kohr, Caci – Onisiwo, J.-S. Lee – Ajorque