Donaueschingen – Ein Ticket blieb ungenutzt, als der 1. FC Köln am Freitagmorgen ins Trainingslager abhob. Sebastiaan Bornauw fehlte in der Kölner Reisegruppe nach Donaueschingen, der 22-Jährige unterschrieb am Freitagnachmittag einen Fünfjahresvertrag beim VfL Wolfsburg, mit dem er künftig in der Champions League spielen will. Die Niedersachsen zahlen dem Vernehmen nach 14,5 Millionen Euro für den Belgier, inklusive erfolgsabhängiger Nachzahlungen könnte die Ablöse auf 17 Millionen Euro steigen.
Bornauws Wechselabsicht war seit Wochen hinterlegt, am Donnerstagabend war dann Bewegung in den Poker um den Abwehrspieler gekommen: Der VfL hatte offenbar eingesehen, dass die Kölner bereit waren, die Angelegenheit auszusitzen. „Wir hätten gesagt: Okay, dann bleibt er eben“, kommentierte Steffen Baumgart nach dem ersten Training auf der Anlage des SV Aasen am Freitagnachmittag. Der Kölner Trainer sprach von einer „Win-Win-Situation: Ich freue mich für den Jungen. Und ich freue mich, dass wir das nicht umsonst gemacht haben.“
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Der finanzielle Druck auf den FC ist nach dem Transferglück mit Ismail Jakobs (für sieben Millionen Euro zur AS Monaco) nun deutlich gesunken. „Wir hätten Seb gerne noch ein Jahr hier behalten. Nach intensiven Verhandlungen mit Wolfsburg haben wir aber eine gute Einigung erzielt“, kommentierte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle.
Tatsächlich war sich Bornauw aber mit den Wolfsburgern seit längerer Zeit einig, was einerseits für die Kölner die Aussichten verringert hatte, Profiteure eines Wettbietens mehrerer Vereine um den Innenverteidiger zu werden. Andererseits durfte Geschäftsführer Alexander Wehrle darauf setzen, dass Jörg Schmadtke, sein ehemaliger Geschäftsführerkollege beim FC, früher oder später nachbessern würde, um seinen Teil der Abmachung zu erfüllen und Bornauw aus Köln zum VfL zu holen.
Armin Veh zahlte sechs Millionen Euro für Bornauw
Zwei Wochen hat Bornauw nun unter Baumgart am Geißbockheim trainiert, diese erste Phase der Vorbereitung hätte der Spieler durchaus schon bei Mark van Bommel in Wolfsburg absolvieren können, dem neuen Trainer des VfL, der mit Bornauws Berater Daniel van Buyten aus gemeinsamen Tagen beim FC Bayern gut bekannt ist. Schmadtke, van Bommel, van Buyten und nicht zuletzt der Spieler selbst hatten einander zu viel versprochen, um den Wechsel noch platzen zu lassen. Angesichts sich eintrübender Laune bei Sebastiaan Bornauw war die Zeit für einen Vollzug nun aber endgültig gekommen. „Es war zuletzt für alle schwierig“, befand Baumgart.
Im Sommer 2019 war Bornauw kurz vor Saisonbeginn von Belgiens Rekordmeister RSC Anderlecht nach Köln gekommen, FC-Sportchef Armin Veh war damals ein Risiko eingegangen, als er sechs Millionen Euro für einen 20-Jährigen bezahlte. Doch mit 28 Spielen und sechs Toren sorgte Bornauw auf Anhieb für Freude. Sein zweites Kölner Jahr geriet auch wegen einer zu spät operierten Rückenverletzung weniger glänzend als die erste. Doch inklusive Relegation und Pokal absolvierte Bornauw auch in der abgelaufenen Saison 28 Partien. Sein einziges Tor gelang ihm am 34. Bundesligaspieltag in der 86. Minute zum 1:0 gegen Schalke, das die Relegation und letztlich die Rettung brachte, einen Platz in den positiven Erinnerungen des FC hat er damit für alle Zeit gesichert.
In Wolfsburg will sich Bornauw nach bislang zwei Einsätzen für Belgiens A-Nationalmannschaft auf internationaler Bühne präsentieren. Der VfL nimmt an der Champions League teil, für den Verteidiger bedeutet der Wechsel einen folgerichtigen nächsten Schritt.
Nur Anthony Modeste war teurer
In Köln wird der finanzielle Gewinn den Trennungsschmerz lindern. Mit 17 Millionen Euro wäre Bornauw der zweitteuerste Transfer der Vereinsgeschichte – nach Anthony Modeste (2018 für 29 Millionen Euro nach Tianjin) und vor Lukas Podolski, der im Jahr 2012 für 15 Millionen Euro zum FC Arsenal wechselte. Allerdings müssen die Kölner einen Teil der Ablöse nach Anderlecht weiterleiten. Vor zwei Jahren einigten sich beide Vereine darauf, dass Köln im Falle eines Weiterverkaufs 25 Prozent des Gewinns an die Belgier weiterreichen muss, also zwischen 2,2 und 2,7 Millionen Euro.
„Ich sehe hier die große Chance, den nächsten Schritt in meiner Karriere gehen zu können und mich auch persönlich weiterzuentwickeln. Der VfL ist eine Topadresse im deutschen Fußball und ich freue mich sehr auf die Herausforderungen, die in der Bundesliga, aber auch in Europa auf uns warten“, sagte Bornauw und fand auch liebevolle Worte für den FC: „Ich bin so dankbar für all die Erinnerungen, die ich hier gesammelt habe. Ich werde nie den Sound des vollen Rhein-Energie-Stadions vergessen, das ist unfassbar. Ich werde diesen Verein immer in meinem Herzen tragen, aber jetzt ist die Zeit gekommen, weiterzugehen.“