Sieben Bundesligaspiele blieb der 1. FC Köln zuletzt sieglos, Bochum hat jedoch auch eine lange Durststrecke aufzuweisen. Ein Sieg ist Pflicht.
„Das geht nur, wenn wir mutig sind“Ein Sieg ist für den 1. FC Köln gegen formschwache Bochumer alternativlos
„Machst mit dem Doppelpass jeden Gegner nass – du und dein VfL.“ Es war am 18. Februar, da hatten die Worte in der Vereinshymne „Bochum“ von Herbert Grönemeyer noch einmal an Bedeutung gewonnen. Denn der Gegner war kein geringerer als Bayern München, und der hatte sein blau-weißes Wunder erlebt. Die Bochumer rangen an diesem Sonntagabend den Rekordmeister mit 3:2 nieder, lagen sich in den Armen ob des Coups. Und nicht wenige dachten, dass der bis dato so heimstarke VfL damit der größten Abstiegssorgen in der Bundesliga ledig sein würde.
Zehn Punkte Vorsprung hatte der VfL, seinerzeit Elfter, auf den ersten Abstiegsplatz, neun auf den 1. FC Köln auf Relegationsrang 16. Doch so überraschend der Sieg über die Bayern war, so unverhofft kam danach auch der Einbruch der Bochumer. Es folgten ein 2:5 in Gladbach, ein 1:4 gegen Leipzig, ein 1:2 gegen Freiburg, ein 0:2 in Mainz und ein 2:2 gegen Darmstadt.
Bochum nach Sensation gegen Bayern sieglos
Einen von 15 möglichen Punkten holte der VfL zuletzt, aber es ist insbesondere das letzte Unentschieden, das dem Klub von der Castroper Straße so richtig wehtat. Denn es war kein Punktgewinn, sondern eine gefühlte Niederlage. Gegen Schlusslicht Darmstadt verspielte die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch im eigenen Stadion eine 2:0-Führung und musste sich am Ende mit einem 2:2 begnügen.
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„Die Situation“, sagte der Coach nachher, „ist gefährlich.“ Der VfL befinde sich „mitten im Abstiegskampf“. Jetzt wird dieser zur Kopfsache. „Das macht ja was mit dir“, gab Letsch zu: „Da rattert es im Kopf.“ Hinter Bochum lauert der FSV Mainz 05, der sich im Aufwind befindet. „Das kann in zwei Wochen weg sein“, mahnte Verteidiger Bernardo mit Blick auf das dünne Polster.
Dem 1. FC Köln droht, das rettende Ufer aus der Blick zu verlieren
Der 1. FC Köln hat den einstigen Neun-Punkte-Rückstand auf Bochum zwar nur um zwei Zähler verkürzen können, doch man hat am Geißbockheim jetzt zumindest wieder etwas die Hoffnung, den VfL vielleicht doch noch abfangen zu können. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Sieg am Samstag (15.30 Uhr) im direkten Duell.
Parallel kommt es am 28. Spieltag zum zweiten ultimativen Keller-Duell zwischen Darmstadt und dem FSV Mainz, der Platz 16 einnimmt. Diesen nehmen die Kölner bei ihrer Rettungsmission vorerst ins Visier, aber im Fall eines eigenen Siegs gegen Bochum wäre der VfL eben auch nur noch vier Punkte entfernt.
Für den 1. FC Köln ist gegen Bochum ein Heimsieg Pflicht
Köln benötigt also den Heimsieg gegen Bochum. Fragt sich nur, wie dieser nach sieben vergeblichen Anläufen gelingen soll. „Uns ist klar, dass wir auch mal wieder ein Spiel gewinnen müssen“, sagt FC-Angreifer Luca Waldschmidt, auf den im Endspurt Hoffnungen der Kölner in der Offensive liegen. Denn nach seinem Wadenbeinbruch hat der 27-Jährige in Augsburg (1:1) nach überstandenem Wadenbeinbruch sein Comeback gegeben. Auch wenn Waldschmidt nur zehn Minuten spielte, so deutete er immerhin sein spielerisches Potenzial und seine Abschlussqualitäten an.
Eigenschaften, die es beim Team von Trainer Timo Schultz nicht im Überfluss gibt. Sport-Geschäftsführer Christian Keller erklärte, warum ein fitter Waldschmidt für den FC noch zum Trumpf werden könnte: „Wir hatten im Zentrum viele Ballverluste. Man hat, glaube ich, auch gesehen, dass irgendwann der ein oder andere froh war, wenn er den Ball nicht mehr bekommen hat. Luca hat gezeigt, dass man, wenn man sich traut und den Ball haben will, wieder spielen kann. Kaum war er drin, haben wir es geschafft, uns ein paar Mal übers Zentrum zu lösen. Das hat dann auch was mit dem Kopf zu tun.“
1. FC Köln: Wie fit ist Luca Waldschmidt nach langer Verletzung?
Doch Waldschmidt hatte zuvor fast drei Monate nicht mehr gespielt und Schultz davon gesprochen, dass schon die Hereinnahme des Angreifers in den Kader eigentlich eine „unvernünftige Entscheidung“ gewesen sei.
Waldschmidt mahnte am Mittwoch selbst noch zu Geduld, schließlich sei die über zehnwöchige Pause für ihn sehr lang gewesen: „Wir müssen vernünftig sein, es macht keinen Sinn, etwas zu riskieren. Vielleicht kann ich diesmal eine halbe Stunde spielen, das wäre realistisch. Aber am Ende muss der Trainer sagen, wie er plant“, sagte der von Wolfsburg mit Kaufoption ausgeliehene Waldschmidt.
Doch der Angreifer weiß auch, dass den Kölnern die Zeit davonrennt. Denn die Saison geht in den Endspurt. Der 27-Jährige will seinen Teil dazu beitragen, dass die Rettung noch gelingt. Und fordert mehr Mut – und zwar von allen: „Ich sehe die Jungs in der Kabine, ich sehe auch im Training, dass jeder den Ball haben will. Im Spiel ist es natürlich etwas anderes, wenn das Stadion voll ist und es um etwas geht. Aber es bringt nichts, wenn wir uns verstecken, wir brauchen den Ball und wollen Tore schießen. Das geht nur, wenn wir mutig sind.“
Dieser Mut wird gegen Bochum gefragt sein, denn ein Sieg ist für die Kölner alternativlos. Und zwar gegen einen Gegner, der nach den Rückschlägen zuletzt ganz gewiss ebenfalls nicht vor Selbstvertrauen strotzen dürfte.