Ein Politikwechsel und Versäumnisse der Verwaltung haben den 1. FC Köln in die derzeitige Situation gezwungen, sagt Autor Tim Attenberger.
Kommentar zum GeißbockheimEs ist gut, dass in diesem Punkt endlich Klarheit herrscht
Zu guter Letzt war es die Finanzierung, an der ein neues Trainingszentrum für den 1. FC Köln in Marsdorf gescheitert ist. Der Fußball-Bundesligist verfügt schlicht und ergreifend nicht über das nötige Geld, um sich den 120 Millionen Euro teuren Neubau am westlichen Stadtrand leisten zu können. Deshalb sollte die Stadt Köln tief in die eigene Kasse greifen und die Hälfte zu dem Projekt beisteuern. Doch genau das war gar nicht möglich, denn es gab berechtigte Bedenken, dass das EU-Beihilferecht das nicht erlauben würde.
Und auch jenseits davon stellt sich die Frage, warum die Steuerzahler ein professionelles Unternehmen mit 60 Millionen Euro unterstützen sollten. Denn genau darum handelt es sich beim Profi-Fußballbereich des FC: um eine Kommanditgesellschaft auf Aktien und nicht um einen Sportverein. Den anderen Vereinen in der Stadt gegenüber, bei denen der Breitensport im Mittelpunkt steht, wäre die Stadt zudem in Erklärungsnot geraten, wenn die Verwaltung für den 1. FC Köln eine solche Ausnahmeförderung geschaffen hätte.
1. FC Köln: Millionenbetrag der Stadt reichte nicht aus, um Umzug realisieren
Dabei sind Stadt und Politik dem FC in den vergangenen Monaten deutlich entgegengekommen. Man wäre bereit gewesen, dem Bundesligisten sein Trainingsgelände und das Geißbockheim für einen höheren zweistelligen Millionenbetrag abzukaufen, um daraus eine Bezirkssportanlage zu machen. Doch der Betrag war offensichtlich nicht ausreichend, um dafür in Marsdorf bauen zu können.
Alles zum Thema Stadtrat Köln
- Die nächste Erhöhung Stadt Köln will Eintritt für Hänneschen-Theater anheben
- Baustopp seit 2015 Hangar auf Kalkberg soll fertiggestellt werden – Zwei Varianten zur Auswahl
- Ausbau am Geißbockheim 150 Fußballkinder suchen eine Heimat – Umzug nach Mülheim vorgeschlagen
- Sparpläne der Stadt Köln Bürgermeister sollen Dienstautos verlieren und Bus und Bahn nehmen
- Beschlüsse aus dem Rat Autonomes Zentrum zieht nach Kalk – Kölner Stadtordnung geht gegen Lachgas vor
- Nach tödlichem Unfall Niederkasseler Stadtrat vertagt Umbauplanungen für die Provinzialstraße
- Beschluss vom Stadtrat Straßenmalerei am Kölner Dom bald verboten
Dass es allerdings überhaupt zu einer Diskussion über einen Umzug an den Stadtrand gekommen ist, liegt eindeutig nicht in der Verantwortung des 1. FC Köln. Der Bundesligist hatte es zu jedem Zeitpunkt bevorzugt, sein bestehendes Trainingsgelände im Grüngürtel zu erweitern. Doch obwohl der Stadtrat den Bebauungsplan dafür im Sommer 2020 mehrheitlich beschloss, kam es nicht zur Umsetzung. Denn nach der Kommunalwahl im darauffolgenden Herbst einigten sich Grüne, CDU und Volt auf ein Moratorium, sodass der FC keinen Pachtvertrag für die Erweiterungsfläche auf der Gleueler Wiese erhielt.
Diskussion um Umzug ist nicht Schuld des FC
Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker wandte sich von dem Projekt ab und argumentierte, der Klimanotstand habe die Sachlage verändert. Im November 2022 erklärte dann auch noch das Oberverwaltungsgericht Münster den Bebauungsplan aufgrund handwerklicher Fehler der Stadt Köln für unwirksam. So waren es vor allem Kehrtwenden von Stadtspitze und Politik sowie Versäumnisse innerhalb der Stadtverwaltung, die den FC in die derzeitige Situation gezwungen haben.
Nach mehr als anderthalb Jahren der Diskussion über einen Umzug nach Marsdorf, hat der 1. FC Köln jetzt die Reißleine gezogen. Es ist gut, dass in diesem Punkt endlich Klarheit herrscht. Unklar bleibt hingegen weiterhin, wie es mit dem Trainingsgelände am Geißbockheim weitergeht. Ein Ausbau dort ist derzeit unmöglich. Der Vorstand und die Geschäftsführung des FC schieben das Thema nun also erstmal auf die lange Bank. Denn vor der Kommunalwahl 2025 erscheint es als äußerst unwahrscheinlich, dass es im Stadtrat noch eine Mehrheit für einen neuen Bebauungsplan oder einen Pachtvertrag geben wird.