Der Stadtrat soll am 3. April abstimmen. Für die U-Bahn-Variante zwischen Heumarkt und Aachener Weiher scheinen einige Stimmen sicher.
Ost-West-AchseSPD wieder im Boot – Dem Tunnelbündnis fehlt noch eine Stimme

So könnte der Neumarkt aussehen, wenn die Ost-West-Achse nach den Vorstellungen von CDU, SPD und FDP ausgebaut würde.
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Der Ausbau der Ost-West-Achse der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zwischen dem Heumarkt und dem Aachener Weiher in der U-Bahn-Variante ist ein gutes Stück wahrscheinlicher geworden. Das Tunnelbündnis von CDU, SPD und FDP hat sich darauf geeinigt, einen entsprechenden Antrag in die Ratssitzung am 3. April einzubringen. Der Verkehrsausschuss soll am Dienstag, 18. März, darüber abstimmen.
Keine U-Bahn durchs Mauritiusviertel
Grundlage des Ratsantrags ist die von der Stadtverwaltung erarbeitete Tunnellösung. Sie enthält zwei Änderungen. So soll der bisher geplante unterirdische Abzweig unter dem Mauritiusviertel entfallen und die oberirdische Führung der Linie 9 in Richtung Sülz erhalten bleiben. Das hätte zur Folge, dass die neue U-Bahn-Ebene am Neumarkt nur zwei- statt bisher viergleisig geplant werden muss.
Die Zeit drängt. Wenn der Stadtrat über den Ausbau im April erneut keine Entscheidung trifft, kann das Projekt laut Verkehrsdezernent Ascan Egerer nicht mehr zur finanziellen Förderung durch Land und Bund in der aktuellen Förderperiode angemeldet werden. Es war im Dezember schon einmal vertagt worden. Das hätte eine Verzögerung von mindestens zwei Jahren zur Folge, so Egerer. Diese Frist endet am 31. Juli.
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Oberbürgermeisterin dürfte dem Tunnelbündnis zustimmen
Die Verwaltung hatte neben der unterirdischen auch eine oberirdische Ausbauvariante erarbeitet, die von den Grünen, Volt und den Linken befürwortet wird. Seit Freitag steht fest, dass ihr Werben um die Stimmen der SPD gescheitert ist.
Aber auch das Tunnelbündnis verfügt im Stadtrat über keine eigene Mehrheit, kommt nur auf 44 von 91 Stimmen. Selbst wenn sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker anschließt, die sich immer für die U-Bahn-Variante ausgesprochen hatte, ist es für die absolute Mehrheit auf eine weitere Stimme außerhalb der eigenen Reihen angewiesen.
Große Lösung hätte komplette Neuplanung bedeutet
Ursprünglich hatten CDU, SPD und FDP eine deutlich größere Lösung angestrebt und die U-Bahn-Lösung um einen Rheintunnel zwischen dem Deutzer Bahnhof und dem Heumarkt und eine neue U-Bahn-Linie unter der Dürener Straße in Lindenthal erweitert. Darüber hinaus sollen Maßnahmen zur städtebaulichen Aufwertung des Heumarkts, des Neumarkts, des Rudolfplatzes und der Aachener Straße erfolgen.
Teil dieses Gesamtkonzepts war zudem die Einführung neuer Metrolinien. „Diese sollen das bestehende Stadtbahnnetz ergänzen und für eine schnellere und zuverlässigere Verbindung zwischen Köln und dem Umland sorgen“, heißt es in einer Presseerklärung. „Die erste Linie M1 zwischen Thielenbruch und Bonn-Bad Godesberg könnte schon mit der Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn an den Start gehen. Auf der Ost-West-Achse könnte die M3 zwischen Frechen und Bensberg die tragende Rolle übernehmen.“
Eigene Ratsanträge für den Rheintunnel und die Metrolinien
Von diesem Gesamtkonzept hatte sich das Tunnelbündnis verabschiedet, weil Verkehrsdezernent Egerer und Experten des Aufgabenträgers go.Rheinland erhebliche Bedenken geäußert hatten, dies habe mit der ursprünglichen Planung nichts mehr gemein und käme einer kompletten Neuplanung gleich.
Das Metrolinienkonzept und das Rheintunnel-Paket einschließlich der Lindenthal-U-Bahn als perspektivische Weiterentwicklung sollen daher in zwei separaten Anträgen zur Abstimmung gestellt werden.
Wir schaffen die Grundlage für ein leistungsfähiges und modernes Stadtbahnnetz
„Mit diesem Beschluss stellen wir sicher, dass der Tunnelbau für die Ost-West-Achse zügig vorangetrieben wird. Wir schaffen die Grundlage für ein leistungsfähiges und modernes Stadtbahnnetz, das nicht nur die Kapazität erhöht, sondern Kölns Mobilität langfristig zukunftssicher macht“, erklärt Teresa De Bellis-Olinger, verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion.
Wir erreichen eine schnelle, erste Kapazitätserhöhung.
„Im ersten Schritt erreichen wir eine schnelle, erste Kapazitätserhöhung durch den oberirdischen Ausbau für die 90-Meter-Bahnen als Provisorium und steigen parallel in die Planung des Kerntunnels ein“, sagt Lukas Lorenz, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. „Gleichzeitig beschließen wir die Verlängerungen des Tunnels unter dem Rhein bis Deutz und hinter die Universitätsstraße.“
Die Metrolinien sollen die neuen Schlagadern werden.
300.000 Pendlern, die täglich nach Köln fahren, müssen wir „ein attraktiveres Angebot machen. Hier sollen die Metrolinien die neuen Schlagadern werden, in denen die Züge Vorrang vor den sonstigen Straßen- und Stadtbahnlinien bekommen“, sagt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Ralph Sterck.
Das Tunnelbündnis hat sich einbetoniert und will mit dem Kopf durch die Wand.
Die Grünen haben den Antrag von CDU, SPD und FDP als unseriös bezeichnet. „Die falsche Behauptung, dass nur die Anmeldung der Tunnelvariante beim Fördergeber möglich sei, wird als Vorwand genutzt, um weitreichende und unklare Änderungen durchzudrücken“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer. „Das Tunnelbündnis hat sich einbetoniert und will mit dem Kopf durch die Wand. Die Pläne sind eine riskante Wette auf die Zustimmung der Fördergeber – und das bei Milliardenkosten und jahrelangem Stillstand für den ÖPNV in Köln. So wird Köln in eine Sackgasse manövriert.“
Das ist die Ost-West-Achse
Der Ausbau der Ost-West-Achse bedeutet den Umbau von 34 der 37 Haltestellen der KVB zwischen Bensberg und Weiden-West. Die Strecke der Linie ist 26,5 Kilometer lang, täglich nutzen sie mehr als 100.000 Fahrgäste. Im Rechtsrheinischen fährt sie teils unterirdisch wie auch die Linien 7 und 9, die dort auch verkehren.
Die Linie 9 zweigt am Neumarkt ab, die 7 an der Kreuzung der Aachener Straße/Gürtel. Auf eben jener Strecke zwischen Bensberg und Weiden-West soll die Kapazität um 50 Prozent erhöht werden. Statt 60-Meter-Bahnen sollen dort 90-Meter-Züge fahren.