Kölns Fußballidol spricht über die zweite Saison der Baller League, die Nationalmannschaft, den FC und seine vielleicht letzte Spielzeit als Profi.
Zu Besuch in KölnSo bewertet Lukas Podolski Deutschlands EM-Auftritt und die Aufstiegschancen des FC
Die Baller League geht am 22. Juli in ihre zweite Saison. Bereits am Montagabend stand in der Motorworld in Ossendorf der Draft an, die jeweiligen Teammanager stellten ihre Mannschaften zusammen. Den Termin ließ sich auch Lukas Podolski nicht nehmen, der Weltmeister ist schließlich einer der Mitbegründer der Liga. Das vom 39-Jährigen und Alisha Lehmann gemanagte Team Streets United hatte sich in der Premieren-Saison auch den Titel gesichert.
Das Kölner Fußballidol beantwortete am Montagabend aber nicht nur Fragen zur Baller League, sondern der 130-fache Nationalspieler sprach nach dem Ende der Europameisterschaft und vor der neuen Saison in den Ligen auch über…
…die EM-Leistung von Gastgeber Deutschland, der im Viertelfinale knapp am späteren Europameister Spanien gescheitert war (1:2): „Wenn man im Viertelfinale ausscheidet, ist das Fazit zweigeteilt. Klar hat man die Euphorie im Land wieder entfacht, das war bei den letzten Turnieren nicht der Fall. Die Einstellung der Leute gegenüber der Nationalmannschaft war eher negativ, das hat man gedreht. Aber unter dem Strich ist man erneut bei einem Turnier nicht so weit gekommen. Ich glaube, eine deutsche Nationalmannschaft muss den Anspruch haben, bis zum Ende dabei zu sein. Ich bin kein Freund davon, immer alles schön zu reden und jetzt zu sagen: ‚War doch super, wir müssen alle zufrieden sein.‘ Dennoch hat man eine Stimmung entfacht und ich hoffe, dass man diese Stimmung mit den Fans jetzt mitnimmt. Dazu muss man schauen, wie man die Rücktritte von Toni Kroos und Thomas Müller, vielleicht auch von Manuel Neuer kompensiert und wie die Mannschaft aussehen wird.“
…das Verbesserungspotenzial beim DFB-Team: „Das sah alles ordentlich aus, aber mir fehlte so ein bisschen der letzte Punch, der letzte Wille, die letzte Aggressivität, das Ding auch durchzuboxen. Ob man daran arbeiten kann, weiß ich nicht. Man muss einfach schauen, dass man eine Mannschaft mit jungen Talenten kreiert, die es schafft, mehr zu erreichen als die letzten Turniere.“
Lukas Podolski: Nationalmannschaft muss anderen Anspruch haben
…Talente wie Jamal Musiala und Florian Wirtz: „Die sind schon auf einem sehr guten Weg. Man sollte nicht direkt Wunder-Dinge erwarten, aber das Potenzial ist da – vor allem bei den beiden. Und es gibt in Deutschland bestimmt viele, viele Talente, die irgendwo in den Akademien rumlaufen. Der eine oder andere kommt noch nach. Es muss das Ziel sein, eine neue Generation aufzubauen.“
…den Rücktritt seines früheren Nationalmannschaftskollegen Thomas Müller: „Er hat mich mit seinen Spielen bei der EM noch eingeholt. Thomas ist eine absolute Legende, ein Gesicht des deutschen Fußballs – mit seiner positiven Art, mit seinem Willen. So einen in der Kabine zu haben, ist Gold wert. Er wird auf jeden Fall fehlen. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man sagen muss: ‚Jetzt ist es vorbei.‘ Man kann ihm nur danken. Einen zweiten Thomas Müller wird es nicht geben.“
…sein mögliches Karriereende nach der Saison 2024/25: „Das muss nicht meine letzte Saison sein. Ich habe immer gesagt, dass ich schaue, wie sich alles entwickelt. Am Ende entscheide ich über mich selbst. Aktuell ist der Stand so, dass ich nach der Saison aufhöre. Aber wenn ich merke, dass ich doch weiter Bock habe, spiele ich weiter.“
…seine Zukunft bei seinem Klub Gornik Zabrze, für den er mittlerweile bereits in seine vierte Saison geht: „Wir nehmen uns immer das Maximum vor. Wenn wir wieder dort landen, wo wir letzte Saison gelandet sind (Platz sechs, d. Red.), ist das ein Erfolg für uns. Ich gehe langsam auf die 40 zu, für mich ist es einfach ein Mehrwert, dass ich jeden Tag trainieren kann, dass ich am Wochenende um drei Punkte kämpfen kann in dem Alter. Darauf bin ich stolz. Ich bin fit, kann laufen und Spaß haben in der Mannschaft – das ist mir wichtig.“
…die Aufstiegschancen seines Heimatklubs 1. FC Köln: „Die Rufe nach dem Abstieg waren laut, dass es Veränderungen geben muss. Viele haben gedacht, dass der Kader auseinanderbricht, dass viele Spieler den Verein verlassen. Erstaunlicherweise ist das nicht passiert, viele Jungs sind geblieben und haben verlängert. Ich glaube schon, dass man Chancen auf den Aufstieg hat. Aber wenn man sich die 2. Bundesliga so anschaut, haben wahrscheinlich sechs, sieben, acht Mannschaften auch vor aufzusteigen. Es wird spannend, aber ich denke schon, dass der FC eine Mannschaft hat, die um den Wiederaufstieg kämpfen kann.“
…die Aufstiegsfavoriten in der 2. Bundesliga: „Mit Holstein Kiel und St. Pauli hatte in der vergangenen Saison keiner so groß gerechnet. Daran sieht man, wie unberechenbar die 2. Liga ist. Das wird in der neuen Saison genauso sein. Klar, wenn man als 1. FC Köln absteigt, muss man immer das Ziel haben, direkt wieder aufzusteigen. Man hat dafür die Mannschaft, das Stadion und die Fans. Es kommt in erster Linie auf die Heimspiele an. Wer da die Konkurrenten sind, weiß ich noch nicht, das kann man nicht einschätzen – siehe der HSV und Schalke, die sich jahrelang quälen. Ich hoffe, dass es beim 1. FC Köln nicht so kommt.“
… die neue Baller-League-Saison: „Es wird ähnlich wie im letzten Jahr, mit kleinen Anpassungen und Änderungen, was die Teams und die Regeln angeht. Wir hoffen, dass es bei den Spielen genauso abgeht wie in der letzten Saison – und der Sieger am Ende wieder meine Mannschaft ist (grinst). Die erste Saison war schon mega, wir sind auf einem guten Weg und werden super angenommen. Klar gibt es immer mal ein paar Nebengeräusche, aber wir gehen unseren Weg weiter, das Ding funktioniert und macht den Leuten einfach Spaß.“
…Tonis Kroos‘ neue ‚Icon League‘ (weitere Hallenfußball-Kleinfeld-Liga, die ihren Auftakt am 1. September sogar in der Lanxess-Arena feiert): „Wir waren die Starter und haben mit dem Produkt angefangen. Ich glaube, die werden auf uns schauen. Aber Konkurrenz ist immer geil, vielleicht kann man irgendwann mal ein Spiel machen, unser bestes Team gegen deren bestes Team.“