Der Fan-Sonderzug des 1. FC Köln hatte am 27. Februar 2005 Dresden fast erreicht, als die Nachricht von der Spielabsage die Runde machte.
FC-Serie: Momente, Mythen und MissgeschickeSpielabsage kurz vor dem Ziel
Erst drei Tage vor dem Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden hatten die FC-Fans die Gewissheit, überhaupt anreisen zu können. In der Vorwoche hatte es Ausschreitungen seitens der Dresdner Anhangs beim Gastspiel in Karlsruhe gegeben.
Ausgerechnet die Dresdner Polizei hatte Bedenken gegen den vom DFB verhängten Zuschauerausschluss beim Spiel gegen den 1. FC Köln angemeldet. Die Befürchtung war, dass es dann möglicherweise in der Innenstadt zu Krawallen kommen könnte.
Ein Wintereinbruch bringt viel Neuschnee
Am Tag vor der Zweitliga-Partie wurden aus Dresden neun Zentimeter Neuschnee gemeldet. Jetzt stand das Spiel wegen des Wintereinbruchs auf der Kippe. Dynamo bat den eigenen Anhang um Hilfe beim Schneeräumen.
Am frühen Sonntagmorgen war die Lage weiterhin unklar. Der Sonderzug mit über 400 FC-Fans machte sich dennoch planmäßig auf den Weg. An eine Absage glaubten die wenigsten.
Partystimmung auf dem Hinweg
Im Party-Waggon war die Stimmung unter den Kölner ausgelassen. Nach einem 1:0-Erfolg über Alemannia Aachen hatte der FC am Spieltag zuvor die Tabellenführung vom MSV Duisburg zurückerobert. Entsprechend optimistisch waren die FC-Fans.
Eine knappe halbe Stunde vom Dresdner Hauptbahnhof entfernt, ereilte den FC-Anhang im Sonderzug dann die kalte Dusche. Der Fanbeauftragte Rainer Mendel hat über die Lautsprecheranlage im Zug über die Spielabsage informiert.
Aus Enttäuschung wird schließlich Wut
Wo wenige Momente vorher noch Karnevalsmusik erklang, war nur noch das Rattern der Zugräder zu vernehmen. Der Party-Waggon leerte sich in Windeseile. Für das Elbpanorama der Barockstadt von der Eisenbahnbrücke neben der Marienbrücke aus hatten nur noch wenige einen Blick.
Im Dresdner Hauptbahnhof schlug die Enttäuschung der Kölner Fans schließlich in Wut um. Die Polizei bestand darauf, dass niemand den Sonderzug verlassen durfte. Auf dem Bahnsteig zwischen den Polizisten stand etwas verloren ein einzelner FC-Fan.
Ein prominenter Fan fährt mit zurück
Der Moderator und Buchautor Manuel Andrack war individuell angereist und wollte am Bahnhof den anderen FC-Fans auf dem Weg zum Stadion anschließen. Noch einer kurzen Diskussion durfte er immerhin in den Zug einsteigen, um die Rückreise mit antreten zu können.
Inzwischen war die Lokomotive abgekoppelt worden und auf die andere Seite des Sonderzuges rangiert worden. Langsam setzte der sich wieder in Bewegung Richtung Köln.
Die FC-Fans machen das Beste aus der Situation
Nach einer Weile hatten die meisten Fans die böse Überraschung verdaut und sich entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen. Sie feierten einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Knapp 16 Stunden nach der Abfahrt erreichten der Zug wieder den Köln Hauptbahnhof. Erst jetzt konnten die FC-Fans wieder aussteigen.
Doch der letzte Akt in diesem Fußball-Drama war noch nicht aufgezogen. Zweieinhalb Wochen später, am 16. März 2005, sollte die Partie nachgeholt werden. An einem Mittwoch, um 18.45 Uhr. Eine wenig fanfreundliche Ansetzung.
Zu allem Überfluss eine Niederlage kurz vor Schluss
Dennoch machten sich erneut einige hundert FC-Fans auf den Weg nach Dresden. Der Aufwand schien sich zu lohnen. In der 66. Minute eines wenig erbaulichen Spiels erzielte Alexander Voigt das 1:0 für den 1. FC Köln. Zehn Minuten später fiel der Ausgleich durch Christian Fröhlich, der dann zu allem Überfluss kurz vor Schluss sogar noch das 2:1 für die Platzherren erzielte.
Ob sich der eine oder andere Kölner Fußballfreund im Nachgang gewünscht hat, dass die Begegnung besser unter Ausschluss der Fans stattgefunden hätte, ist nicht überliefert. Immerhin belohnte der 1. FC Köln seine Anhänger zum Saisonschluss mit dem ersten Tabellenplatz für die Mühen. Dresden wurde übrigens Achter.