Eine klare Fehlentscheidung hätte dem 1. FC Köln am 31. Spieltag der Saison 2004/05 beinahe den Wiederaufstieg vermasselt.
FC-Serie: Momente, Mythen und MissgeschickeWie der 1. FC Köln auf das Phantom-Tor von Aue reagierte
Zur Historie des 1. FC Köln gehören nicht nur die sportlichen Erfolge und Tragödien. Abseits des Platzes war und ist der Verein immer wieder für lustige, dramatische oder gar skandalöse Geschichtchen und Geschichten zu haben. In loser Folge graben wir ein paar davon aus.
Fußballerische Magerkost für die FC-Fans
In den Statistiken werden dem ehemaligen polnischen Nationalspieler Andrzej Juskowiak zwei Tore gegen den 1. FC Köln gutgeschrieben. Man möchte fast fragen: nur zwei Tore? Denn der Stürmer spielte unter anderem für Borussia Mönchengladbach und den VfL Wolfsburg. Beides Mannschaften, die gerne häufiger mal gegen den FC treffen. Aber halt. Streng genommen erzielte Juskowiak eigentlich nur ein Tor gegen den 1. FC Köln.
In der Spielzeit 2004/05 peilte die Mannschaft von FC-Trainer Huub Stevens mal wieder die Rückkehr in die Bundesliga an. Der grantige Niederländer war von Präsident Wolfgang Overath auf der Mitgliederversammlung mit den Worten präsentiert worden: „Wir bekommen den besten Trainer, der zurzeit frei ist.“
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Fußballerisch wurden die FC-Fans in dieser Zeit nicht gerade verwöhnt. Stevens Art spielen zu lassen war rein ergebnisorientiert. Möchte man das positiv betrachten, so bleibt festzuhalten, dass bereits Anfang Mai die Möglichkeit bestand, den Aufstieg perfekt zu machen.
Ein Matchball am Montagabend
So war das Auswärtsspiel beim FC Erzgebirge Aue am 2. Mai 2005 gleichzeitig der erste Matchball für den 1. FC Köln. Wie bei fast jeder entscheidenden Partie um einen Wiederaufstieg übrigens ein Montag.
Noch nicht alle Zuschauer hatten ihre Plätze eingenommen, da freuten sich die Platzherren am Zaun mit ihrem Anhang. Viele FC-Fans winkten milde lächelnd ab: Der war doch gar nicht drin. Über eine große Videowand lief wie zur Bestätigung für alle im Erzgebirgsstadion sichtbar die Wiederholung der Szene.
Fehlentscheidung auf der Videowand sichtbar
Doch zum Entsetzen der Rheinländer gab Schiedsrichter Wolfgang Stark den Treffer. Dabei hatte der Ball nicht einmal annähernd die Torlinie überquert, geschweige denn im vollen Umfang. Stevens war außer sicher. Er diskutierte lautstark mit dem Schiedsrichter-Assistenten und deutete dabei immer wieder auf die Videowand, auf die Fehlentscheidung eindeutig dokumentiert wurde.
Was war eigentlich geschehen? Eine Flanke aus dem linken Halbfeld segelte an die rechte Seite des Fünfmeterraums, von wo aus Juskowiak den Ball unbeholfen Richtung FC-Tor bugsierte. Die Kölner Defensive war kurz unsortiert und so prallte der Ball vom linken Innenpfosten zurück ins Feld, ohne dass ein Auer oder Kölner Spieler ihn noch berührt hätten.
Schiedsrichter ignoriert fassungslose Proteste
Etwas unverständlich jubelten die Einheimischen unter den 15.000 Zuschauern vernehmlich. Nach einigen Momenten pfiff Stark – ganz offensichtlich von der Reaktion auf den Tribünen beeindruckt – und entschied auf Tor. Fassungslose Proteste von Kölner Seite ignorierte der Bayer. Einige Profis des FC Erzgebirge lächelten ungläubig, als sie zum fälligen Anstoß in die eigene Hälfte zurück trabten.
An diesem Abend meinte es das Schicksal dann aber doch noch gut mit dem 1. FC Köln und seinen Fans. Christian Springer erzielte noch vor der Pause das 1:1 (44.), ehe Marius Ebbers das erlösende 2:1 (66.) erzielte. Der Aufstieg war den Umständen zum Trotz gelungen.
Eineinhalb Jahre später traf Juskowiak übrigens dann doch noch – diesmal regelkonform – gegen den 1. FC Köln. Erneut in der 2. Bundesliga, in der der FC zwischenzeitlich schon wieder angekommen war, erzielte er im Rhein-Energie-Stadion in der 14. Minute das einzige Tor des Tages. Juskowiak ist übrigens der erfolgreichste Torschütze in der Zweitliga-Geschichte des FC Erzgebirge Aue. Mit und ohne Phantom-Tor.