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FC-Serie: Momente, Mythen und MissgeschickeAls der 1. FC Köln mit Karnevalsmusik vors Sportgericht zog

Lesezeit 3 Minuten
FC-Stürmer Toni Polster legt die Hände zu einem Stoßgebet in Richtung Himmel zusammen.

Aller Charme und alle Unschuldsbeteuerungen halfen nichts: Toni Polster fehlte dem 1. FC Köln wochenlang. Hier eine Szene vom Heimspiel gegen Leverkusen am 23. Spieltag der Saison 1993/94.

Um eine wochenlange Sperre gegen Toni Polster abzuwenden, protestierte der 1. FC Köln beim DFB-Sportgericht auf kuriose Weise.

Zur Historie des 1. FC Köln gehören nicht nur die sportlichen Erfolge und Tragödien. Abseits des Platzes war und ist der Verein immer für lustige, dramatische oder gar skandalöse Geschichtchen und Geschichten zu haben. In den nächsten Wochen werden wir in loser Folge an solche Anekdoten erinnern.

Zum Start soll es gleich um einen Klassiker gehen, der nicht nur in Fan-Kreisen bis zum heutigen Tag immer wieder gerne hervorgekramt wird. Im September wird sich der zur Legende gewordene Vorgang schon zum dreißigsten Male jähren.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte am 4. September 1993. Für den 6. Spieltag war das Nachbarschafts-Duell in Leverkusen angesetzt. Der Saisonstart des 1. FC Köln war bis dahin wechselhaft verlaufen. Auf eine – Spötter würden sagen, traditionelle – Heimniederlage gegen Kaiserslautern (0:2) sowie eine Pleite in Nürnberg (0:1) folgten Siege gegen Karlsruhe (2:1), auf Schalke (2:1) und gegen Freiburg (2:0).

Vor allem beim Erfolg über die Breisgauer spielte sich ein Zugang in die Herzen der FC-Fans, dessen Name inzwischen untrennbar mit der Folklore des Vereins verbunden ist. Anton „Toni“ Polster überzeugte die Kölner nicht nur durch seine Treffsicherheit. Sein Wiener Schmäh war es, der beim FC-Anhang gut ankam.

Doch das Spiel in Leverkusen zeigte auf, wo für den charmanten Polster Schluss mit lustig war. Nämlich dort, wo ihm der Spaß genommen wurde. Ulf Kirsten (17.) und Franco Foda (22.) hatten die Werkself mit einem Doppelschlag auf die Siegerstraße geschossen. Das 1:2 durch Andrzej Rudy (40.) sorgte nur scheinbar für Spannung.

Acht Wochen Sperre waren ein Schock

Nach einem üblen Foul an seinem Gegenspieler flog der Österreicher vom Platz. Schiedsrichter Hans-Peter Best blieb gar keine andere Wahl. Das Polster vorher ordentlich auf die Socken bekommen hatte, spielte in diesem Moment keine Rolle mehr. Die daraufhin durch den DFB verhängte Sperre war ein kleiner Schock für den 1. FC Köln. Für satte acht Wochen sollte der neue Goalgetter gesperrt werden.

Verständlicherweise legte der FC Widerspruch gegen das hohe Strafmaß ein. Unter der Leitung von Geschäftsführer Wolfgang Schänzler trat eine Delegation des 1. FC Köln zur Berufungsverhandlung in der DFB-Zentrale in Frankfurt an. Als Beweismittel legten die Kölner eine Videokassette vor, die zur Entlastung Polsters beitragen sollte.

Doch statt erhellender Spielszenen gab es erheiternde Karnevalsszenen. Bläck Fööss und King Size Dick statt Polster und Wörns. Ob nun das DFB-Gremium empfänglich für Stimmungsmusik war, oder man schlicht und ergreifend Mitleid mit dem kölschen Dilettantismus hatte, ist nicht überliefert.

Jedenfalls wurde die Sperre für den Kölner Stürmer von acht auf fünf Wochen reduziert. Für Schänzler allerdings war es die letzte Amtshandlung. Der Funktionär wurde kurze Zeit später durch Wolfgang Loos ersetzt.