Köln – Der 1. FC Köln und seine Fans feiern Platz sieben in der Bundesliga. Doch bei all den großen Emotionen ging in den vergangenen Tagen und Wochen etwas unter, dass ein gebürtiger Kölner, der über viele Jahre absoluter Stammspieler war, keine einfache sportliche Zeit hinter sich hat: Timo Horn.
Im Staffelfinale der FC-Doku 24/7 spricht der 29-jährige Torhüter über seine schwierige Situation und Zukunft. Und vieles deutet tatsächlich auf seinen Abschied vom Heimatklub hin. Die kölsche Musik-Legende Wolfgang Niedecken, seit der Kindheit FC-Fan, fühlt mit dem Keeper.
1. FC Köln: Timo Horn zwischen den Pfosten wohl erstmal abgelöst
Ende November hatte Horn nach einer Knieverletzung seinen Platz zwischen den Pfosten an Marvin Schwäbe (27) verloren, der seitdem konstant starke, nahezu fehlerlose Leistungen bot. „Das ist eine ganz neue Situation für mich, dass ich nicht mehr spiele. Solange ich denken kann, war ich eigentlich die Nummer eins. Man überlegt natürlich, wie es weitergeht und setzt sich auch mit anderen Dingen auseinander“, sagt Horn, der trotz eines Vertrags bis 2023 auch erstmals über einen Vereinswechsel nachdenkt. Der dürfte sich aber zumindest in Deutschland nicht so einfach gestalten, in der Bundesliga scheinen derzeit alle Plätze zwischen den Pfosten besetzt.
Horn kündigte an, das er noch einmal das Gespräch mit Trainer Steffen Baumgart suche werden. Denn er wolle herausfinden, wie seine Chancen für die nächste Saison stünden. „Wir haben da ein sehr offenes Verhältnis und gehen da ehrlich miteinander um“, sagt Horn. Doch die Chancen, Schwäbe wieder abzulösen, sind für den Torwart erst einmal nicht vorhanden.
Denn Baumgart hat sich bereits nach dem letzten Saisonspiel festgelegt, dass Schwäbe, der in Stuttgart überragend gehalten hatte, die Nummer eins bleibe und Horn der Herausforderer sei: „Wenn alles normal läuft, sich niemand verletzt und es keine großen Veränderungen in den Leistungen geben wird, glaube ich nicht, dass es einen Wechsel geben wird“, sagt Baumgart, der aber auch lobend erwähnt, dass sich Horn in den vergangenen Monaten als Spieler und Persönlichkeit noch einmal weiterentwickelt habe.
Sollte Horn tatsächlich den FC verlassen, wird der Klub aber weiterhin in seinem Leben eine Rolle spielen. „Der FC ist meine Heimat, und das wird er auch immer bleiben. Ganz egal, was sich in meiner Karriere noch ergibt. Ich werde immer FC-Fan bleiben.“ Jetzt freue er sich aber erst einmal riesig für die Mannschaft, den Verein, die Fans.
FC-Filmteam begleitet Wolfgang Niedecken
Niedecken, der vom FC-Filmteam rund um den letzten Bundesliga-Spieltag auf der Urlaubsinsel Kreta besucht wurde, fühlt mit Horn. „Mir tut es für Timo sehr leid, ich mochte ihn immer sehr gerne im Tor. Ich halte ihn für einen tollen Torwart und hoffe, dass er noch mal irgendwo eine Chance bekommt, das unter Beweis zu stellen."
Ein Stammplatz-Verlust sei zwar eine natürliche Entwicklung im Profifußball, „aber Timo leidet darunter, und ich leide mit ihm“, sagt der BAP-Gründer, der den letzten Bundesliga-Spieltag beim befreundeten FC-Fan Mike Zehrt in Pitsidia emotional vor dem TV verfolgte.
Dass sich Horn dennoch schnell in den Dienst der Mannschaft stellte und Teamgeist bewies, das erwähnte Marvin Schwäbe: „Natürlich hört man immer mal von Torhütern, die dann sehr unzufrieden sind und im Hintergrund den Stinkstiefel spielen. Das war bei Timo nie der Fall.“ Auch Ersatztorwart Matthias Köbbing lobte: „Das ist sicher keine einfache Situation für Timo. Wie er sich da verhalten hat, ist für mich der Wahnsinn.“
Insgesamt zeigte sich Niedecken hellauf begeistert von der Saison seines FC, die er den Kölnern nach zwei Fast-Abstiegen in den vergangenen beiden Spielzeiten niemals zugetraut hätte: „Steffen Baumgart hat es geschafft, die Jungs so einzupacken, dass sie auch in Eigenverantwortung arbeiten konnten. Er hat ihnen den Freibrief gegeben, dass sie mit Mann und Maus stürmen dürfen. Dass wir auf dem siebten Platz gelandet sind, ist ein Wunder.“
Dass der FC das „Herzklappenabriss-Spiel“ beim VfB Stuttgart noch in der Nachspielzeit mit 1:2 verloren hat, sah Niedecken recht entspannt: „Man muss auch jönne könne. Das ist in Ordnung. Und man sollte es auch feiern“. Explizit lobte der 71-Jährige Torjäger Anthony Modeste („Die Saison von ihm hätte ich nicht mehr für möglich gehalten“) und noch einmal Baumgart: „Als ich in der Kölnarena gespielt habe und ihm den Song ,Nix wie bessher‘ gewidmet habe, sagte ich, dass der Mann zaubern kann. Meinen größten Respekt dafür. Das gelebte Bodenständige lieben die Kölner. Er schafft es auch, nicht zu tümeln und nicht in einer Einschleimphase zu folkloristisch zu wirken. Er weiß auch, dass er den FC irgendwann verlassen wird. Doch so lange Steffen da ist, gibt er alles. Und das glauben ihm die Menschen.“