„Müssen zusammenstehen“FC startet mit Dom-Andacht in die neue Saison
Köln – Als zum Schluss im Dom die FC-Hymne „ Mer stonn zo dir“ als Orgelspiel erklang, hielten die Besucher wie gewohnt ihre Fanschals ausgebreitet in die Höhe. Doch in diesem Jahr bot sich ein anderes Bild bei der ökumenischen Andacht für Fußballfreunde, die seit sieben Jahren kurz vor dem Anpfiff des ersten Heimspiels des 1. FC Köln gehalten und mit der Gottes Segen für die neue Saison erbeten wird.
Wegen der Corona-Pandemie war der Gottesdienst am Samstag nicht öffentlich und die Zahl der Gäste auf rund 180 beschränkt, damit die vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden konnten. Ganz vorne saßen die FC-Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Carsten Wettich sowie die Geschäftsführer Alexander Wehrle und Horst Heldt.
Geleitet wurde die Andacht knapp vier Stunden vor der Partie gegen Hoffenheim von Domdechant Robert Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, die beide auf die Enttäuschung darüber eingingen, dass wegen der gestiegenen Infektionszahlen kurzfristig entschieden worden war, manche Bundesligaspiele zunächst doch nicht mit Zuschauern stattfinden zu lassen.
Kleine ging in seiner Predigt vom Jesus-Wort „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“ aus, das als Goldene Regel bekannt ist, und setzte es in Bezug zum Fairplay im Sport. Die Situation in der Pandemie führe in besonderer Weise vor Augen, wie wichtig Solidarität, gegenseitige Rücksichtnahme und Nächstenliebe in allen Lebensbereichen seien.
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„Verantwortlich zu handeln, dazu fordert uns Jesus auf.“ Im Fußball komme es nun darauf an, dass die Fans zusammenstehen und die „kritische Situation“, die den Vereinen große finanzielle Verluste beschert haben, gemeinsam tragen. Auch ohne in die Stadien gehen zu können, ließen sich Kraft, Gemeinschaft und Solidarität erleben.
Überhaupt – ob im Leben in der Kirche, der Wirtschaft und Gesellschaft und in anderen Bereichen – müsse die Goldene Regel die Richtung vorgeben. „Wenn wir so leben, dann leben wir gut.“
Angesichts der „Absage" an die Zuschauer sprach Seiger von „geteilter Vorfreude“ auf die Saison. Schwer sei der Verzicht auf den „schönen gemeinsamen Pilgerweg zum Stadtion“, die „tolle Stimmung“, auch auf das gemeinsame Singen. Überall müsste in zuvor unvorstellbarem Ausmaß Einschränkungen hingenommen werden.
Als Vorbild könne der „Mann aus Nazareth“ dienen, der, obwohl ein „lebensfroher Mensch“, bewusst auf Ehe, Familie, ein festes Zuhause und schließlich sogar auf sein eigenes Leben verzichtet habe. „Verzicht geht leichter, wenn ich mich dazu entscheide.“ Er sei da geboten, wo es gelte, den Nächsten zu schützen, etwa dadurch, körperlich Distanz zu wahren: „Abstand ist der neue Nähe.“
Überdies forderte Seiger dazu, bei allem nicht aus dem Blick zu verlieren, wofür man dankbar sein könne, etwa für das Gesundheitssystem, verantwortlich handelnde Politiker und für all das, was „im März und April nicht möglich war“ – zum Beispiel Bundesligaspiele.