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Neuer TrainerSteffen Baumgart beim 1. FC Köln am richtigen Platz

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Friedhelm Funkel (l.) und Steffen Baumgart im Oktober 2019 beim Spiel des SC Paderborn gegen Fortuna Düsseldorf

Köln – Der 1. FC Köln hat nun Klarheit in der Trainerfrage, und der Zeitpunkt der Verkündung war ausnahmsweise einmal gut gewählt. Am trainingsfreien Dienstag, einen Tag bevor die Mannschaft zur Quarantäne ins Schlosshotel Bensberg zieht und vier Tage vor dem richtungsweisenden Auswärtsspiel bei Hertha BSC, teilte der FC das mit, was am Ende keine Überraschung mehr war: Steffen Baumgart wird neuer Trainer des abstiegsbedrohten Bundesligisten. Und zwar unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit. Der 49-Jährige, der in den vergangenen viereinhalb Jahren den SC Paderborn erfolgreich trainierte, erhält einen Zweijahresvertrag.

Trotz des drohenden Abstiegs der Kölner gab Baumgart schon jetzt seine Zusage für den Wechsel. Der Rostocker wurde zuletzt auch beim Hamburger SV gehandelt, zuvor gab es immer wieder Spekulationen im Umfeld von Klubs wie Hannover, Düsseldorf und Schalke. „Es freut uns sehr, dass sich Steffen Baumgart für den 1. FC Köln entschieden hat. Er hat in den vergangenen Jahren herausragende Arbeit in Paderborn geleistet. Er hat bewiesen, dass er Spieler egal welchen Alters weiterentwickeln und besser machen kann. Damit ist er der richtige Mann für den Weg, den wir in den nächsten Jahren gehen müssen. Dazu ist er ein emotionaler Leader, der sehr gut zum FC passt“, zeigte sich Sportchef Horst Heldt erfreut.

Funkel bei Hansa Rostock Baumgarts Trainer

Anfang April hatte der stets hemdsärmelig und oft mit schwarzer Schirmmütze auftretende Baumgart angekündigt, im Sommer beim Zweitligisten aus Ostwestfalen aufhören zu wollen. „Nach mehr als vier Jahren in Paderborn war es für mich jetzt Zeit für eine Veränderung. Die Gespräche mit den Verantwortlichen des FC waren vertrauensvoll und offen. Ich freue mich auf meine neue Herausforderung in Köln, die ich gemeinsam mit dem gesamten Verein, der Mannschaft und allen Fans ab der nächsten Saison voller Energie angehen werde.“

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Doch noch trainiert Interimslösung Friedhelm Funkel die Kölner, die nach der 1:4-Heimniederlage gegen Freiburg im Kampf um den Klassenerhalt wieder schlechtere Karten haben. Sportchef Heldt hatte sich auch mit dem so erfahrenen Funkel, der nach dem Saisonende wieder in den Ruhestand zurückkehrt, über die Suche nach einem neuen Chefcoach ausgetauscht. Und Funkel war sowohl mit der Wahl von Baumgart als auch mit dem Zeitpunkt der Verkündung zufrieden. „Dass sich Steffen für den FC entschieden hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Horst Heldt hat da richtig gute Arbeit geleistet. Ich kenne Steffen gut, er wird mit seiner Art gut nach Köln passen. Das ist eine gute Entscheidung für alle Beteiligten“, lobte Funkel, der 2000 bis 2001 Baumgarts Trainer bei Hansa Rostock war.

Schon damals habe er Baumgart als positiven Typen wahrgenommen. „Steffen war topmotiviert, hat immer Gas gegeben und der Mannschaft mit seiner Art und Mentalität sehr geholfen. Er ist bodenständig und ist nahbar. Man kann ihn immer ansprechen. Steffen ist einer, mit dem du auch ein Kölsch trinken gehen kannst. Aber er erwartet auch viel, hat eine klare Linie und ist einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt“, beschreibt Funkel seinen 18 Jahre jüngeren Trainerkollegen, der auf dem Platz regelmäßig zum Temperaments- und Energiebündel wird. So war es sicherlich kein Zufall, dass Baumgart 2019 nach der Einführung der Regel als erste Trainer in der Bundesliga überhaupt eine Gelbe Karte sah.

Doch dem früheren Stürmer gelangen in Paderborn der Durchbruch als Trainer und der Durchmarsch von der 3. Liga bis ins Oberhaus des deutschen Fußballs. Aus dem stieg der SCP in der vergangenen Spielzeit allerdings wieder ab. Kurz vor dem Saisonende ist Paderborn Achter der Tabelle. Im Aufstiegsrennen blieben die Ostwestfalen zwar außen vor, doch Paderborn erzielte einige Erfolge gegen Topteams. Der Ex-Profi setzt auf Offensivfußball, am vergangenen Wochenende gewann sein Team spektakulär mit 8:3 in Aue.

Quarantäne beginnt – Hector droht auszufallen

Von Spektakel ist der 1. FC Köln aktuell weit entfernt. Er kämpft und zittert um den Verbleib in der Bundesliga. Die 1:4-Pleite war nach den zwei Siegen zuvor gegen Leipzig und in Augsburg ein empfindlicher Rückschlag. „Wir werden am Samstag bei Hertha ganz anders auftreten als in der ersten Halbzeit gegen Freiburg. Denn die war gar nichts“, sagt Funkel, der nach dem Training am Mittwochnachmittag mit seinem Team erstmals im Quarantäne-Quartier in Bensberg aufschlägt. Die Mannschaft wird fortan zwischen Hotel und Trainingsplatz am Geißbockheim pendeln. Nach zwei weiteren Einheiten am Donnerstag und Freitag macht sich der FC am Nachmittag im Charter-Flieger auf nach Berlin.

Ob dann allerdings auch sein Kapitän dabei ist, das ist sehr fraglich. Jonas Hector hatte sich im Spiel am Samstag eine Fleischwunde am linken Bein zugezogen. „Bei Jonas wird es leider sehr eng fürs Wochenende. Wenn überhaupt, dann kann er Freitag wieder ins Training einsteigen. Die Risswunde oberhalb des Knöchels am linken Fuß ist bestimmt vier Zentimeter groß. Das ist sehr schmerzhaft“, weiß Funkel. Doch das Wiedersehen von Hector mit Jhon Córdoba fiele ohnehin aus. Herthas Stürmer, der in der vergangenen Spielzeit noch für die Kölner auf Torejagd ging, hat sich nach Matheus Cunha und Maximilian Mittelstädt ebenfalls am linken Fuß verletzt und fällt sogar für den Rest der Saison aus. Auch die Konkurrenz hat also ihre Sorgen.