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Engels holte Hector 2010 nach Köln„Ich wüsste nicht, wer Jonas beim FC ersetzen soll“

Lesezeit 5 Minuten
Jonas Hector (l.) trainierte bei der U21 des FC auch kurz unter Trainer Stephan Engels.

Jonas Hector (l.) trainierte bei der U21 des FC auch kurz unter Trainer Stephan Engels.

FC-Ikone Stephan Engels holte Jonas Hector aus dem Saarland nach Köln. Er erinnert sich und spricht eine Einladung aus.

Jonas Hector wird aller Voraussicht nach auch in der kommenden Saison für den 1. FC Köln spielen. „Wie jeder weiß, ist Jonas weiterhin ein herausragender Fußballer und dazu ein bescheidener, bodenständiger, guter Typ, den jeder gerne in seiner Mannschaft hätte. Er behält natürlich seine Rückennummer 14. Wir freuen uns auf ihn in der Traditionsmannschaft, er hat mir bereits Bereitschaft signalisiert, dass er sich das vorstellen kann und wir das Ganze bei einem Essen dann besprechen“, sagt deren Koordinator Stephan Engels, der wie Hector ebenfalls eine Ikone des 1. FC Köln ist.

Zwei Tage nach der Ankündigung von FC-Kapitän Hector, nach dem Bundesligafinale gegen den FC Bayern München am 27. Mai (dem Tag seines 33. Geburtstags) seine Karriere zu beenden, hat Engels mit dem Linksverteidiger des 1. FC Köln telefoniert. Er hat trotz seines weiterhin großen sportlichen Werts auch Verständnis für dessen Entscheidung.

„Es ist natürlich bedauerlich, dass Jonas seine Karriere beendet, die ja wirklich märchenhaft war. Jonas hat den FC geprägt. Er hat nicht nur herausragende Leistungen geboten, sondern er war sich trotz anderer Optionen auch nicht zu schade, mit dem FC in die 2. Bundesliga zu gehen. Davor ziehe ich meine Hut, das zeigt seinen wahren Charakter. Er ist dem FC immer treu geblieben. Aber Jonas wird seine Gründe für den Rücktritt haben, die man akzeptieren muss“, sagt der Ex-Nationalspieler aus Mondorf gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Dazu muss man wissen: Hector und Engels verstehen sich nicht nur, sondern sie haben auch eine besondere Verbindung. Denn Engels war entscheidend daran beteiligt, dass der damals 19 Jahre alte Hector 2010 seine saarländische Heimat verließ, um zum „großen“ 1. FC Köln zu wechseln.

Überzeugungsarbeit gefragt

Denn für diesen Schritt bedurfte es Zeit und auch einige Überzeugungsarbeit. Denn eigentlich war es nicht das primäre Ziel des studierten Betriebswissenschaftlers, überhaupt Fußballprofi zu werden. Und dann gab es noch viele Konkurrenten für die Kölner, also andere Klubs, die ebenfalls brennend an ihm interessiert waren: Der VfL Bochum und Eintracht Braunschweig etwa, bei der Reserve des FC Bayern hatte Hector sogar schon ein Probetraining absolviert. Doch den Zuschlag von Hector erhielt der 1. FC Köln um den langjährigen Mittelfeldspieler Engels, der selbst auf 294 Pflichtspiele und 56 Tore für den Klub kommt.

Engels war damals Leiter des FC-Nachwuchsleistungszentrums und somit auch Sportlicher Leiter der zweiten Mannschaft, Frank Schaefer bis Ende Oktober 2010 deren Trainer. In der sollte Hector die ersten beiden Jahre spielen, bis er dann am 18. August 2012 sein Debüt für die Profis feierte. Danach folgten bis dato 341 weitere Pflichtspiele für den FC und 43 Länderspiele, in denen er zu einer Kölner Fußball-Legende wurde.

Der 1. FC Köln, so erinnert sich Engels, habe damals einen Tipp bekommen, dass im Saarland beim beschaulichen SV Auersmacher ein großes Talent spiele, dass auch die „richtige Einstellung und großen Ehrgeiz“ habe. Eine Kombination, dies es wahrlich nicht immer so gibt. Rainer Thomas, der damalige Co-Trainer der zweiten Mannschaft und heute immer noch Teammanager der U21, wie mittlerweile das zweite Team heißt, beobachtete den damaligen Oberliga-Spieler dann vor Ort. Hector kam damals noch auf der Zehner-Position zum Einsatz – am Tag des Scoutings auf einem Ascheplatz.

„Wir waren sofort von Jonas und seinen Qualitäten überzeugt. Aber wir mussten richtig Überzeugungsarbeit leisten, denn Jonas war absolut mit seiner Heimat verwurzelt. Aber das ist uns wohl gelungen“, sagt Engels mit einem Schmunzeln

Unterschrift in Engels’ Restaurant

Im Frühjahr 2010 unterschrieb Hector dann einen Zweijahresvertrag ab der Saison 2010/11. Die Unterschrift im Beisein seines Vaters Erhard erfolgte im italienischen Restaurant Bacco in Bonn, dessen Inhaber Engels über viele Jahre war. „Jonas’ Vater schwärmte noch lange davon, dass es ihnen bei uns so gut geschmeckt habe“, erinnert sich der 62-Jährige.

Und so passt folgender Satz gleich doppelt: Engels habe ihm den 1. FC Köln „schmackhaft gemacht“, sagte Hector rückblickend. „Stephan Engels war auch mein Ansprechpartner beim FC. Zusammen mit Frank Schaefer hat er den Wechsel dann über die Bühne gebracht. Das Bemühen des 1. FC Köln war am größten, deshalb war meine Entscheidung für den FC logisch“, erklärte Hector einst beim „FC-Stammtisch“ bei Ralf Friedrichs. Übrigens noch zu einer Zeit, in der sich Hector noch öffentlich äußerte – und dies auf eine charmante Art und Weise.

Nach bestimmten negativen Erfahrungen gibt der FC-Star allerdings keine großen Einblicke und schon gar keine großen Interviews mehr. Auch über sein bevorstehendes Karriereende möchte sich der Ex-Nationalspieler in den kommenden Tagen und Wochen öffentlich nicht mehr äußern, das ließ er bereits übermitteln. Auch das muss man wohl respektieren. Und auf seinen Stellenwert bei den Kölner Fans wird das ohnehin keinen Einfluss haben.

Vertrauen in Steffen Baumgart

Hectors angekündigtes Karriereende reißt eine große Lücke beim FC. Das sieht auch Engels so: „Ich wüsste nicht, wer ihn ersetzen könnte: Nicht nur den Spieler Jonas Hector, der auch so etwas wie die rechte Hand des Trainers ist, sondern auch den Typen und die Identifikationsfigur. Wenn überhaupt, geht das nur im Kollektiv. Aber ich vertraue da Steffen Baumgart. Wenn einer den Laden beim FC im Griff hat, dann er“, meint Engels, der in der Saison 1995/96 selbst mal Cheftrainer des Bundesligisten war und die zweite Mannschaft gleich dreimal trainierte, so auch von April 2013 bis Ende Juni 2015.

Jonas Hector verlässt den FC. Nicht aber Köln. Gegenüber den vereinseigenen Medien hatte er schon mal angekündigt, dass für ihn, seine Frau Anika und den zweijährigen Sohn Anton Köln „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ Lebensmittelpunkt bleiben werde. Was ja auch für Auftritte in der Traditionself des 1. FC Köln gut wäre. Engels: „Wir trainieren zwar nicht regelmäßig, kommen aber auf gut und gerne 15 Spiele vom Frühjahr bis zum Herbst.“ Doch Hector steht ja ohnehin noch voll im Saft, diese Spiele würde er mit links machen. Wie so vieles Gutes auf dem Platz im vergangenen Jahrzehnt.