Trotz des angekündigten Karriereendes hat FC-Trainer Steffen Baumgart die Hoffnung bei Kapitän Jonas Hector noch nicht ganz aufgegeben.
Kapitän vor KarriereendeFC-Vorstand will Hector „unvergesslichen Abschied“ bereiten
Auf den ersten Blick war es am Dienstag ein normaler Trainings-Vormittag am Geißbockheim – auch wenn die Temperaturen für Ende April lausig kalt waren. Doch spätestens nach der Einheit des 1. FC Köln merkte man doch, dass da etwas Sentimentales in der Luft lag. Viele Fans haben das unmittelbar nach dem 3:1-Sieg bei der TSG Hoffenheim angekündigte Karriereende von FC-Kapitän Jonas Hector noch nicht verdaut. Die bittere Nachricht, die für viele ständige Beobachter des Klubs allerdings keine überraschende mehr war, lag ja auch gerade erst drei Tage zurück. Und es war die erste Einheit am Grüngürtel nach deren Verkündung.
Und so war es kein Wunder, dass nach dem Training Autogramme und Fotos mit dem 43-fachen Nationalspieler ganz besonders hoch im Kurs standen. Hector hatte während seiner Karriere nicht immer die Muße, alle Fan-Wünsche zu erfüllen, am Dienstag versuchte er dies – so gut es eben ging. Geduldig erfüllte er die Bedürfnisse der Anhänger. Die freuten sich darüber, allzu viele Gelegenheiten wird es bis Sommer ja auch nicht mehr geben. Fünf Spieltage sind noch zu absolvieren, danach wird die Klub-Ikone ihre Karriere nach hoffentlich dann 347 Pflichtspielen für die Kölner beenden.
Besonderer Rahmen beim letzten Spiel
Auch wenn es alle beim FC gerngesehen hätten, wenn der so loyale Profi seine Laufbahn im Trikot mit dem Geißbock fortgesetzt hätte, so wird der Rahmen beim letzten Spiel von Hector ein fantastischer sein: Am 34. Spieltag empfängt der FC Rekordmeister Bayern. Und zwar an Hectors 33. Geburtstag. Um den Klassenerhalt bangen muss dann beim FC keiner mehr, der ist mit 35 Punkten bereits jetzt praktisch fix. Aber die Kölner können möglicherweise noch entscheidenden Einfluss auf den Meisterschaftskampf nehmen. Viel mehr geht nicht.
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Klub weiß erst seit Freitag endgültig Bescheid
Erst am vergangenen Freitag habe Hector zuerst Sport-Geschäftsführer Christian Keller von seiner Entscheidung informiert, der wiederum dann ihn, sagte Steffen Baumgart am Dienstag. „Aber man hat ja auch ein Gefühl für Sachen. Es ist nicht so, dass ich aus allen Wolken gefallen bin“, sagte der Trainer und schilderte dosiert, wie emotional Hectors Kabinenansprache am Samstag doch gewesen sein musste: „Für Jonas war es wichtig, es den Jungs zu sagen – gerade nach diesem Spiel und diesem Ergebnis. Er fand den Moment für sich richtig. Auch aus meiner Sicht war es der richtige Zeitpunkt. Wir mussten auf diese Situation eingestellt sein. Es waren bewegende Worte und ein Moment, wo ich sage: Ich bin lange dabei, aber so etwas erlebt man nicht jedes Wochenende.“
Wer Hector in den vergangenen Jahren erlebt, der wird annehmen, dass dieser eine aus seiner Sicht sehr durchdachte, reflektierte Entscheidung gefällt hat, die dann auch eine endgültige sein dürfte. Doch Baumgart hat bei seinem Kapitän noch eine klitzekleine Hoffnung, dass er diese noch einmal revidieren könnte: „Ich habe auch jetzt noch die Hoffnung, dass er im Sommer kommt und sagt: ,Ich habe Langeweile zu Hause, ich mache weiter.' Ich halte ihm den Platz weiter frei. Jonas weiß ganz klar: Wenn er aus dem Urlaub kommt und doch Lust hat, sperrt ihm hier keiner die Tür zu. Die ist für ihn immer offen.“ Doch das ist wohl eher Wunschdenken, wie Baumgart anfügte: „Ich bin mir relativ sicher, dass er leider bei seiner Entscheidung bleibt.“
Die Verantwortlichen hätten sich noch mal ins Zeug gelegt, Hector weiter an den FC zu binden und den auslaufenden Kontrakt zu verlängern. „Der Vertrag, den wir ihn angeboten haben, ist einer, von dem er etwas gehabt hätte. Trotzdem hat er für sich eine persönliche Entscheidung getroffen. Ich finde das sehr klar – und für uns schade. Aber ich habe das zu respektieren und tue das auch.“ Er habe Verständnis für seine Beweggründe, die er kenne, die aber im Verein keiner öffentlich thematisieren wird. Der Spieler selbst schon mal gar nicht.
Eines stellte der Trainer allerdings klar: Hectors Entscheidung habe nichts mit dem Fifa-Urteil gegen den FC, der drohenden Transfersperre oder der Leistung der Mannschaft zu tun. „Es ist eine rein persönliche Entscheidung. Das sollte man akzeptieren, obwohl er in einer super Form und einer der besten Spieler ist. Nicht nur in Köln, sondern in der Bundesliga – gerade auf der linken Seite. Es ist doch auch schön, dass er aufhören kann, wenn es gut läuft. Er kann den FC, das hat er nicht immer erlebt, mit einem großen lachenden Auge verlassen. Und die FC-Familie wird er nicht verlassen, da bin ich mir relativ sicher. Er wird immer in der Nähe sein.“
Wortmeldung des Vorstands
In dem Newsletter „Post vom Präsidium“ äußerte sich zum ersten Mal auch der FC-Vorstand gegenüber seinen Mitgliedern zum Rücktritt des verdienstvollen Spielers. Hectors Abschied sei kein gewöhnlicher. Dessen Karriere sei eine, „vor der wir uns nicht genug verbeugen können.“ Hector sei Eckpfeiler der Europapokal-Qualifikationen 2017 und 2022 gewesen und habe dem Verein auch in schweren Zeiten wie beim Abstieg 2018 die Treue gehalten. Dies sei eine Laufbahn, wie sie in Europa nur noch sehr selten zu finden sei. Präsident Werner Wolf und seine Stellvertreter Eckhard Sauren und Carsten Wettich kündigten an: „Wir werden ihm hier beim FC ganz sicher in den kommenden Wochen einen unvergesslichen Abschied bereiten.“