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Gute Auftritte, aber zu wenige PunkteDer 1. FC Köln steht im Derby schon unter Zugzwang

Lesezeit 5 Minuten
Kingsley Schindler (l.) vom 1. FC Köln kämpft am 3. November 2019 mit Alfredo Morales von Fortuna Düsseldorf um den Ball.

Szene aus dem bis dato letzten Rhein-Derby in Düsseldorf: Kölns Kingsley Schindler (l.) im Duell mit Fortunas Alfredo Morales. Düsseldorf gewann 2:0.

Eine effiziente, eingespielte Fortuna aus Düsseldorf ist im Gegensatz zum Struber-Team nahezu optimal in die Saison gestartet.

Nach der für viele unerklärlichen Niederlage gegen den 1. FC Magdeburg (1:2) kommt dem 1. FC Köln das kommende, brisante Duell wie gelegen, um die richtige Reaktion zu zeigen. Befand jedenfalls Timo Hübers, der Kapitän des Bundesliga-Absteigers. „Im besten Fall schießen wir uns da den Frust von der Seele. Auch wenn es nach so einem Abend blöd ist, können wir uns auf das Spiel freuen. Da wird richtig Hitze im Kessel sein, das Spiel gab es lange nicht. Am besten nehmen wir die Wut aus dem Spiel hier mit und bringen das dann auf den Platz“, sagte der Innenverteidiger.

Die Niederlage gegen die Sachsen-Anhaltiner tat den Kölnern richtig weh. Trainer Gerhard Struber sprach denn auch von einer „ganz bitteren Pille“, die Frustration sei schmerzhaft. Sein Team sei mehr oder weniger in Schönheit gestorben. „Das tut weh – nicht nur mir, sondern meinen Jungs genauso.“

Trotz der frühen Saisonphase stehen die Kölner jetzt am kommenden Samstag (13 Uhr) im Rheinderby aber schon unter gewissem Zugzwang. Oder: unter Druck. Oft hatte es das Duell gegen die Fortuna in den vergangenen Jahren nicht gegeben, beide Klubs gingen sich, was die Liga-Zugehörigkeit angeht, meistens konsequent aus dem Weg. Einzig in der Bundesliga-Spielzeit 2019/2020 standen sich die Rivalen zuletzt gegenüber – mit der besseren Ausbeute für Düsseldorf. Am 3. November 2019 bezwang die damals von Friedhelm Funkel trainierte Fortuna in der Merkur-Spiel-Arena einen optisch überlegenen FC dank einer effektiven Chancenverwertung durch die Tore von Rouwen Hennings per Elfmeter (38.) und Erik Thommy (61.) mit 2:0.

1. FC Köln: Struber-Team will und muss Derby-Bilanz aufpolieren

Im Rückspiel in Köln trennten sich beide Vereine 2:2. Durch einen Doppelschlag kurz vor Schluss hatte der FC die Derby-Pleite gerade noch so abgewandt. Es trafen seinerzeit Anthony Modeste (88.) und Jhon Cordoba in der Nachspielzeit. Torjäger, deren Kaltschnäuzigkeit, Cleverness und Erfahrung im Strafraum dem jungen Struber-Team gerade abgeht. Doch Fortuna kam das Remis seinerzeit am Ende teuer zu stehen. Die Düsseldorfer stiegen als Vorletzter noch ab, es fehlte ein Punkt auf den Drittletzten Werder Bremen, der am letzten Spieltag ausgerechnet die Kölner mit 6:1 abschoss, die überhaupt keine Gegenwehr mehr geleistet hatten.

Wollen die Kölner diesmal den Derbysieg landen, müssen sie definitiv an ihrer Chancenverwertung arbeiten. So vielversprechend der FC spielerisch auch auftrat, so dominant er war, so dramatisch verschwenderisch ging die Mannschaft mit ihren vielen Möglichkeiten um. „Wichtig ist, dass wir uns inhaltlich weiterentwickeln, dass wir aus solchen Momenten etwas rausziehen für die Zukunft – im Wissen, dass die Gegner in dieser Liga eine gewisse Resilienz haben“, sagte Struber und forderte: „Wir müssen zulegen, was die letzte Konsequenz angeht, ins Toreschießen zu kommen. Das Toreschießen ist unumgänglich, um Spiele zu gewinnen.“

Das ist eine Binse, die allerdings nach dem vergangenen Samstagabend auch folgerichtig ist. Auch wenn bei seiner Mannschaft spielerisch schon einiges funktioniert und seine Philosophie deutlich erkennbar ist, so ist die Startbilanz des neuen Kölner Trainers mäßig. Was die Spielverläufe anging, wäre sogar die Maximalpunktzahl von 15 Zählern möglich gewesen. Doch es wurden nur deren sieben. „Für das, was wir leisten, ist die Ausbeute zu gering. Inhaltlich geht vieles in die richtige Richtung. Aber es ist Profisport, wir wollen Ergebnisse.“ Die Zweite Liga sei „ein Geduldsakt, der mich nicht überrascht“, sagte der Österreicher. Erstes Zwischenfazit ist ein mäßiger achter Platz. Fortuna dagegen steht mit 13 Punkten an der Tabellenspitze.

Der FC sollte eine Niederlage am kommenden Spieltag tunlichst vermeiden, denn andernfalls würde Düsseldorf den Kölnern bereits auf neun Punkte enteilen. Der Druck liegt also beim Absteiger FC, der bekanntlich auch den Kader mit dem höchsten Marktwert der Liga hat. Grund zur Panik gibt es allerdings natürlich noch nicht, das meinte auch Linksverteidiger Leart Pacarada: „Wer das Spiel und die vergangenen Wochen gesehen hat: Es ist wenig Anlass zur Sorge, dass wir uns zusammensetzen und die Köpfe freikriegen müssen.“

Drei Tage nach dem Duell steht die FC-Mitgliederversammlung an

Aber auch was die Stimmung angeht, wäre ein Derby-Erfolg für die Kölner immens wichtig. Denn drei Tage nach dem Duell trifft sich der FC in der Lanxess-Arena zu seiner Mitgliederversammlung, in der in diesem Jahr unter anderem die Wahl des Mitgliederrats ansteht. Ein wichtiges Gremium, schließlich hat dieser das alleinige Vorstands-Vorschlagsrecht.

Doch einfach wird das FC-Unterfangen in der Landeshauptstadt beileibe nicht. Fortuna hat das epische, dramatische Scheitern in der Relegation gegen Bochum allem Anschein nach mittlerweile sehr gut wegsteckt. Die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune macht einen sehr stabilen Eindruck. Vor allem, weil sie eingespielt ist. Am vergangenen Wochenende gewann Fortuna verdient mit 2:0 bei Hertha BSC. Im Gegensatz zum FC hatte sie sich im Berliner Olympiastadion kaltschnäuzig vor dem Tor präsentiert und konnte zudem auf einen stark aufgelegten Torhüter Florian Kastenmeier bauen.

Düsseldorf hat episches Relegations-Scheitern mittlerweile gut verkraftet

„Wir haben brutal gut und richtig cool verteidigt. Dann braucht man in den richtigen Augenblicken einen guten Torhüter und der war heute auch zur Stelle und hat es sehr gut gemacht. Offensiv waren wir sehr effizient und konsequent. Wir gehen durch einen Standard mit 1:0 in Führung. Das 2:0 hat uns dann Sicherheit gegeben. Es gibt Themen, an denen wir arbeiten können. An der Einstellung nicht. Und die Einstellung ist 100 Prozent top bei meiner Mannschaft. Wir freuen uns über den Sieg und das, was wir noch überarbeiten können“, sagte Thioune, der sich insbesondere über das erste Tor von Rückkehrer Dawid Kownacki gefreut hatte.

Mit dem Stürmer, der zuvor eine Saison zum Vergessen bei Werder Bremen erlebt hatte, hat Thioune nach dem Weggang von Christos Tzolis, der für 6,5 Millionen Euro Ablöse zum FC Brügge wechselte, in der Offensive möglicherweise wieder eine neue Trumpfkarte. Jedenfalls hat Kownacki wieder neues Selbstvertrauen getankt: „Das erste Tor nach meiner Rückkehr war sehr emotional für mich. Dieser Moment wird lange in meinem Kopf bleiben. Ich habe fast ein Jahr lang nicht getroffen – in Bremen hatte ich auch nicht viele Chancen dazu. Hier bei der Fortuna habe ich mehr Selbstvertrauen“, sagte der Pole, den die Kölner besser in den Griff bekommen sollten, um nicht vorerst den Kontakt zur Zweitliga-Spitze zu verlieren.