Köln – Beim 1. FC Köln ist der Tenor in der Stürmerfrage derzeit oft derselbe: Tim Lemperle, so heißt es, gehöre beim Bundesligisten nicht nur die Zukunft, sondern der elegante, 1,90 Meter große Außenstürmer müsste aufgrund seiner Fähigkeiten bereits jetzt in der Lage sein, Sebastian Andersson im Sturmzentrum zu verdrängen. In wenigen Kurzeinsätzen deutete der 20-Jährige bereits sein Potenzial an.
Auch öffentlich wird mittlerweile immer lauter der Einsatz des jungen Mannes aus Frankfurt gefordert, zumal der zehn Jahre ältere Andersson weiterhin nicht den Eindruck vermittelt, als könne er in Köln noch glücklich werden.
Sebastian Andersson findet nicht zurück zu seiner Form
Monatelang hatten die Verantwortlichen den Schweden geschützt und motiviert und auch gehofft, dass er zu der Form zurückfindet, die ihn einst bei Union Berlin auszeichnete. Und ihm Chancen gegeben. Trainer Steffen Baumgart brachte Andersson in 20 Bundesligaspielen, davon neun Mal in der Startelf. Es folgten unglückliche Auftritte, eine Vorlage, zwei Tore, das letzte im November. Er traf damit so oft wie Lemperle in nur 70 Bundesligaminuten.
Doch die Wachablösung in der Offensive an der Seite des gesetzten Anthony Modeste ist dann doch nicht so einfach, wie sich manche Beobachter das vielleicht vorstellen. Zumal Anderssons Vertrag in Köln bis 2023 läuft und der 30-Jährige mit rund zwei Millionen Euro Gehalt pro Jahr zu den Top-Verdienern der Mannschaft gehört. Ein Salär, das er woanders in Deutschland nicht mehr erhalten wird.
Wechsel der Berater-Agentur
Lemperle jedoch ist bereit. Und es ist gewiss für das große Talent nicht einfach damit umzugehen, dass ihm der glücklose Schwede vorgezogen wird. Doch Baumgart mahnt stets zur Geduld, erklärt, dass Lemperle noch Zeit brauche und sich weiter entwickeln solle. Ein gerade erst 20 Jahre alt gewordener Profi wie er müsse „nicht Stammspieler in der Bundesliga und auch nicht jedes Mal im Kader sein.“ Lange Einsätze in der U21 brächten dem Spieler letztlich mehr. Die Frage jedoch ist, wie das Lemperle damit umgeht. Lemperle hat im vergangenen Jahr seine Berater-Agentur gewechselt. Und sein Beispiel zeigt, wie hinten den Kulissen bisweilen agiert wird.
Mitte September, zwei Wochen nach seinem ersten Bundesligator für den FC gegen Bochum und just zu einer Zeit, in der ihn eine Verletzung am Sprunggelenk ausgebremst hatte, informierte er seine langjährigen Berater, dass er deren Agentur Noack Sports GmbH verlassen werde, mit der er seit 2016 zusammenarbeitete. Die reagierte überrascht bis enttäuscht. Die gemeinsame Arbeit begann also zu einem Zeitpunkt, als Lemperle ein 14-jähriger Nachwuchsspieler beim FSV Frankfurt war.
Beraterwechsel bei Tim Lemperle
Der junge Mann zählte im Portfolio der eher kleineren Agentur aus Krefeld zu den vielversprechendsten, aussichtsreichen Talenten. Doch Mitte September war diese Zusammenarbeit plötzlich beendet. Lemperle schloss sich der Firma Rogon aus Frankenthal an, die seit vielen Jahren ein Schwergewicht in der Branche ist. Rogon ist dafür bekannt, für seine betreuten Spieler auch finanziell alles herauszuholen.
Beim 1. FC Köln, so war zu vernehmen, soll man nicht davon begeistert gewesen sein, dass Lemperle den Berater gewechselt hat. Interessant ist in dem Fall der Zusammenhang, dass in der vergangenen Saison, in der Horst Heldt noch als Geschäftsführer die sportlichen Belange des FC zu verantworten hatte, mehrere Spieler in Köln unter Vertrag standen, die von Rogon betreut werden: Marius Wolf, Max Meyer, Jannes Horn, Noah Katterbach. Heldt und Rogon-Boss Roger Wittmann kennen sich bereits seit Jahren, haben ein gutes Verhältnis.
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Doch die Rogon-Reihen beim FC lichten sich: Wolf und Meyer verließen den FC im Sommer wieder. Jannes Horns Vertrag läuft im kommenden Juni aus, eine Verlängerung erscheint unwahrscheinlich. Zumal der Linksverteidiger noch ein sehr gut dotiertes Arbeitspapier aus dem Jahr 2017 besitzt, als der Klub finanziell weitaus besser dastand. Und der in der Hinrunde chancenlose Katterbach wurde im Januar an den FC Basel ausgeliehen.
Und zwar nicht bis Saisonende, sondern für anderthalb Jahre bis Ende 2022 ausgeliehen. Die Schweizer sicherten sich zudem eine Kaufoption über rund 1,5 Millionen Euro. Bei einigen Spielern mag das der reine Zufall gewesen sein, doch es ist kein Geheimnis, dass die FC-Verantwortlichen mit mancher Berater-Agentur und deren Einschätzung des Potenzials von jungen Spielern so ihre Probleme haben.
Vertrag läuft 2023 aus
Bei Katterbach war hinter den Kulissen oft die Rede davon, dass sich Spieler und sein Berater viel weiter in der Entwicklung sehen als die Verantwortlichen im Verein. Steffen Baumgart verallgemeinert dies: „Wir werden uns nichts von außen vorgeben lassen, nicht von Beraterfirmen. Da werden wir als Verein klare Entscheidungen treffen. Die Jungs, die uns weiterbringen, wollen wir behalten. Von Jungs, die es nur glauben, muss man sich im einen oder anderen Fall trennen.“
Bei Katterbach tat man es. Lemperles Vertrag in Köln läuft 2023 aus. Und seine Personalie dürfte noch spannend werden. In jeder Hinsicht.