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Timo Horn geht nach 21 JahrenDer Abschied des Kölner Rekordspielers

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Torhüter Timo Horn gibt nach dem Training am Geißbockheim Autogramme.

Nah am Fan: Für die FC-Anhänger nimmt sich Torhüter Timo Horn stets viel Zeit.

Der gebürtige Kölner Timo Horn gibt nach 21 Jahren im Klub seinen Abschied vom FC bekannt und sucht eine neue Herausforderung.

In den vergangenen Tagen konnte er ganz aus der Nähe verfolgen, wie sich ein Abschied nach so vielen Jahren in einem Verein anfühlen kann und wie die Reaktionen ausfallen. Als Jonas Hector, der Kapitän des 1. FC Köln, nach dem 3:1-Sieg bei der TSG Hoffenheim in der Kabine die Teamkollegen von seinem bevorstehenden Karriereende informiert hatte, dürfte Timo Horn auch kurz an sich und seine letzten Wochen beim FC gedacht haben. Mit einem großen Unterschied: Der 29-jährige Torhüter denkt nicht daran, nach der Saison seine Karriere als Fußballer zu beenden.

Wie Hector, mit dem er mehr als zehn Jahre zusammengespielt hat, konnte sich Horn auf den Tag X vorbereiten. Auch wenn es der Keeper selbst noch nicht ausgesprochen hatte, so deutete seit Monaten alles darauf hin, dass Horn den FC verlassen und sich einer neuen Herausforderung stellen wird. Den üppig dotierten Vertrag bei seinem Heimatklub lässt er auslaufen. Es ist ein Abschied nach 21 Jahren, Horn ist damit Rekordspieler des Klubs. 2002 war der gebürtige Kölner als Neunjähriger vom SC Rondorf ans Geißbockheim gewechselt. Nach dem Abstieg 2012 wurde er die Nummer eins der Profis und hatte diese Rolle bis zu einer Knieverletzung im November 2021 inne.

„Den FC zu verlassen, fällt mir unheimlich schwer“

Sich nach über zwei Jahrzehnten vom Heimatverein zu verabschieden, da kommt zwangsläufig Wehmut auf. „Den FC zu verlassen, das kann sich jeder vorstellen, fällt mir unheimlich schwer. Seit ich denken kann, bin ich Fan dieses Klubs“, sagte Horn, der beim FC als Reservist hinter Marvin Schwäbe zu weitaus geringeren Konditionen hätte verlängern können, doch der offenbar noch einmal vom Ehrgeiz gepackt ist und mit dann 30 Jahren einen neuen Verein sucht. Denn: „Mein Anspruch ist es, Woche für Woche zwischen den Pfosten zu stehen und als Torwart der Rückhalt für eine Mannschaft zu sein. Deshalb habe ich mich für eine neue Herausforderung ab Sommer entschieden.“

Dass er mit der Rolle als Reservist haderte, ließ er durchblicken: „Konkurrenz gehört im Fußball dazu, die Rolle als Nummer zwei war neu für mich – trotzdem habe ich mich immer reingehauen, die Situation so angenommen.“ Teamkollegen und Mitarbeiter können bestätigen, dass er sich weiter als tadelloser Sportsmann verhielt. Geschäftsführer Christian Keller würdigte Horns Verdiente: „Dass Timo den Anspruch hat, zu spielen, ist für uns nachvollziehbar. Es gehört auch Mut dazu, sich nach so vielen FC-Jahren nun bei einem neuen Verein beweisen zu wollen.“

Bekommt Horn noch sein Abschiedsspiel?

329 Pflichtspiele hat Horn bisher für den FC absolviert, sein letztes am 30. Juli 2022 beim Erstrunden-Aus im Pokal in Regensburg. Kommt zum Abschied noch ein weiteres hinzu? „Das ist nicht geplant, da bin ich relativ deutlich“, sagte Trainer Steffen Baumgart und erklärte, warum: „Wir sind nicht in der Situation, sportlich einfach etwas verändern zu können. Es geht für uns noch um viele Punkte und darum, in der Tabelle weiter zu klettern. Das muss das Ziel sein.“

Kölns Torhüter Timo Horn pariert einen Schuss von Arsenals Hector Bellerin, FC-Teamkollege Dominique Heintz schaut zu.

Ein Höhepunkt: Timo Horn spielt im September 2017 mit dem 1. FC Köln in der Europa League beim FC Arsenal.

Auch für die Gegner steht im Saisonfinale noch einiges auf dem Spiel, für den FC Bayern am letzten Spieltag im Rhein-Energie-Stadion womöglich die Meisterschaft. Da will natürlich keiner beim FC mit dem Vorwurf einer möglichen Wettbewerbsverzerrung konfrontiert werden, auch wenn es festzuhalten gilt, dass mit Horn ja kein Anfänger ins Tor käme. Baumgart sagte allerdings auch nicht, dass ein letzter Einsatz von Horn ausgeschlossen ist. Aktuell sei dieser nicht vorgesehen, er, Baumgart, könne seine Meinung aber auch noch ändern. „Heute sage ich ,nein’ aber fragen Sie mich in drei Wochen, sage ich vielleicht ,ja’“, sagte Baumgart, der hervorhob, dass Horn den Klub über Jahre in allen Situationen begleitet habe: „In ganz schwierigen und sehr, sehr schönen. Timo ist ein Kölner Junge. Für ihn und uns war das keine leichte Entscheidung, es geht komplett um den sportlichen Bereich. Manchmal ist es notwendig und wichtig, einen anderen Weg zu gehen.“ Diesen geht Horn. Wohin er ihn führt, ist ungewiss. Noch hat Horn keinen neuen Verein gefunden.