AboAbonnieren

1. FC KölnTrainer Gisdol sieht dringenden Redebedarf

Lesezeit 4 Minuten
Uth_Elfer

Mark Uth vergab in Hoffenheim den zweiten Elfmeter nacheinander.

Köln – Markus Gisdol haderte, das Kölner 1:3 bei der TSG Hoffenheim war exakt die Art Resultat, mit der ein Trainer nur schwierig umgehen kann. Der FC hatte die Partie zwar insgesamt mindestens offen gestaltet, in entscheidenden Momenten aber versagt, und zwar defensiv wie offensiv. Das war umso ärgerlicher, als Gisdol seine Mannschaft überwiegend im Vorteil gesehen hatte: „Wenn man die Minuten zusammenzählt, in denen wir dominant waren, sind das mehr als beim Gegner“, sagte er. Allerdings hatten die Gastgeber die Minuten, in denen sie überlegen waren, in wichtigere Phasen des Spiels gelegt und auch besser genutzt, nämlich unter anderem in die ersten Minuten beider Halbzeiten zu Toren. Gisdol sah das ein. „Unterm Strich hat der Gegner drei Tore geschossen und wir nur eins“, sagte er zerknirscht.

Zwei Spiele Sperre

In der elften Minute hatten die Kölner das 0:1 kassiert, weil sie jedes Abwehrverhalten verweigerten. Von der 26. Minute an spielten sie in Unterzahl, nachdem Sebastiaan Bornauw dem zweifachen Torschützen Christoph Baumgartner auf den Unterschenkel gestiegen war. Am Donnerstag wurde der Belgier für seine Tat für zwei Spiele gesperrt.

Was gleichzeitig gut und schlecht war: Anschließend fanden die Kölner ins Spiel, traten konzentriert und zielstrebig auf und schienen entschlossen, Zweifel bei den seit acht Partien sieglosen Gastgebern zu säen. Doch bis zur Halbzeitpause blieb es beim 0:1, und Minuten nach dem Wiederbeginn hatte Köln das Spiel nach Gegentreffern in der 46. und 48 Minute verloren. Gisdol fragte sich hinterher, warum seine Mannschaft einen solchen Spannungsabriss gezeigt hatte. „Im Moment kann ich es mir nicht erklären, weil wir in der Pause gar nichts verändert haben. Dann bekommen wir zwei Tore und schenken damit das Spiel weg“, fasste er zusammen. Gisdol sieht Redebedarf. „Das ist keine Sache, über die wir hinweggehen. Darüber werden wir in aller Deutlichkeit miteinander sprechen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Kölner sind nun in allen vier Spielen ohne Zuschauer ohne Sieg, in den drei Partien nach der Saison-Unterbrechung haben sie keine stabile Leistung geschafft. „Wellenbewegungen“ im Spiel seiner Mannschaft hat Gisdol ausgemacht, „mein Haupt-Kritikpunkt ist, dass wir zu leicht Gegentore zulassen und zu nachlässig sind. Wir bemühen uns unglaublich und spielen auch zeitweise gut Fußball, in den Phasen gibt es wenig zu mäkeln. Aber sobald die Konzentration nachlässt, bekommen wir die Tore. Und denen laufen wir dann hinterher“, sagte der 50-Jährige am Mittwochabend: „Wir wissen auf jeden Fall, woran wir zu arbeiten haben.“

Horn mahnt zur Disziplin

Köln fand keinen Zugriff, das hatte auch Torhüter Timo Horn gesehen: „Wir müssen dringend an unserem Zweikampfverhalten arbeiten. Wenn man wie letzte Woche 0:2 oder jetzt 0:3 hinten liegt, ist es ein riesiger Kraftakt, wieder zurückzukommen.“

Tatsächlich hatten die Kölner am Mittwoch in beiden Halbzeiten zurück ins Spiel gefunden, in der zweiten Hälfte gelang ihnen sogar ein Tor. In der 50. Minute ging Benjamin Hübner mit Gelb-Roter Karte vom Platz. Zehn Minuten später gelang Florian Kainz das 1:3, und als Mark Uth in der 77. Minute gegen körperlich und moralisch einbrechende Hoffenheimer zum Handelfmeter antrat, schien sich das Schicksal zu wenden. Doch Baumann parierte, es war Uths zweiter Fehlversuch vom Punkt im zweiten Spiel nacheinander.

Hector kommt von der Bank

Gisdol wechselte fünf Minuten später dreifach, brachte neben den Stürmern Terodde und Modeste noch seinen Kapitän Jonas Hector, für den das ein besonderes Erlebnis war. Denn zuletzt eingewechselt wurde Hector vor achteinhalb Jahren im November 2011, damals noch im Spiel der Kölner Regionalliga-Reserve in Verl. Seitdem spielte er stets von Beginn an.

Hoffenheims Coach Alfred Schreuder musste noch einmal zittern, hinterher ärgerte er sich darüber. Denn nach zuletzt drei Heimpleiten in Serie und acht Spielen ohne Sieg hatte sich der Niederländer einen entspannteren Abend gewünscht, zumal nach einer 3:0-Führung. „Da muss man die Ruhe behalten und darf nicht so eine billige Rote Karte bekommen. Dann war es zehn gegen zehn, und es ist normal, dass eine Mannschaft, die zuletzt nicht viel gewonnen hat, dann zweifelt“, sagte er.

Montag gegen Leipzig

Am Montagabend (20.30 Uhr) empfangen die Kölner RB Leipzig. Timo Horn fordert die Mannschaft auf, sich zurück auf ihre Stärken zu besinnen. „Wir hatten einen richtig guten Lauf, den müssen wir uns wieder erarbeiten.“ Die Chance auf Platz sieben hat Gisdols Elf vorerst verspielt, doch immerhin: Gesichert ist der Verbleib in der Liga zwar noch nicht, aber die Phase, in der für den FC bei jeder Niederlage die Welt unterging, ist vorbei – das freut auch Horn: „Wir können froh sein, dass wir uns einen gewissen Vorsprung erspielt haben.“