Vor dem wegweisenden Spiel in Bochum lobt Kölns Trainer den Zusammenhalt rund um den Klub.
FC vor Keller-Duell in BochumSteffen Baumgart lobt die Ruhe in Köln
Mark Uth, der Fahrensmann in der Offensive des 1. FC Köln, hatte in dieser Woche aus eigener Erfahrung davon gesprochen, dass er „schon dunklere Zeiten“ am Geißbockheim erlebt habe. Und lobte die Unterstützung, die der FC derzeit erfahre. Steffen Baumgart, sein Trainer, wirkte am Donnerstag ebenfalls wie die Ruhe selbst – und das heißt schon was bei einem solch emotionalen Typen wie dem 51-Jährigen.
Angesichts des Sturzes auf den letzten Platz der Bundesliga mit nur fünf Punkten und nur acht Toren und vor dem so wichtigen Keller-Duell am Samstag (18.30 Uhr) beim VfL Bochum geht es beim 1. FC Köln nicht allzu hoch her. Natürlich kam bei einer derartigen Ausbeute zuletzt auch Kritik auf, allen voran an der Einkaufspolitik von Sport-Geschäftsführer Christian Keller und teilweise erstmals auch an den personellen und taktischen Entscheidungen Baumgarts. Doch die hält sich offenbar in einem absolut vertretbaren Rahmen.
Baumgart erwähnt fast lobend, dass er keine Panik im Klubumfeld, sondern „viel Ruhe“ verspüre. Und dies trotz der „schwierigen Situation. Da hat es hier schon andere Zeiten gegeben. Das ist aber auch das, was dir in solchen Situationen hilft – und nichts anderes“, sagte der Trainer, der diesen Umstand offenbar zu schätzen weiß. Genau wie beim kommenden Gegner Bochum sehe er einen „großen Zusammenhalt“ rund um den Verein. Dieser mag dem Traditionsklub mit seinen 133.000 Mitgliedern derzeit beim Kampf um den Klassenerhalt tatsächlich helfen.
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Vor sechs Jahren, in der Abstiegssaison 2017/18, war es allerdings abträglich, dass sich das einst gefürchtete Kölner „Umfeld“ quasi berauscht vom Erfolg des FC zuvor narkotisiert in der Heia befand. Doch die Situationen lassen sich zugegebenermaßen kaum vergleichen – weder vom Führungspersonal noch von der Mannschaft und auch nicht von der Gemengelage in der Liga. Trainer und Sportchef haben sich im Gegensatz zu damals tatsächlich noch was zu sagen, der überwältigende Teil der Mannschaft folgt zudem weiter ihrem Trainer. Und damals war der FC nach zehn Spieltagen und mit nur zwei Pünktchen auf dem Konto auch schon ein Stück weit abgeschlagen, jedenfalls trennten ihn schon sechs Punkte von Platz 15.
Aktuell sind es nur deren zwei. Man mag es ja kaum formulieren: Im Optimalfall kann der FC den Spieltag auf Platz 14 beenden. Eine Niederlage hingegen wäre ein weiterer, herber Tiefschlag, der vor der Länderspielpause den Klub noch tiefer ins Schlamassel bringen würde.
Der VfL Bochum ist es im Gegensatz zu den Kölnern in der Amtszeit von Baumgart, in der der FC erst starker Siebter, dann solider Elfter wurde, absolut gewohnt, nach seinem Wiederaufstieg 2021 einzig und von Beginn an um den Klassenerhalt zu kämpfen. Für den Kölner Trainer macht dies indes keinen Unterschied: „Die Bochumer haben keinen Vorteil, weil sie den Abstiegskampf kennen. Der 1. FC Köln kennt den Kampf auch. Die vergangenen Spiele gegen Bochum waren sehr eng. Am Spieltag entscheidet die Leistung. Es ist ein Spiel auf Augenhöhe.“ In das die Kölner nahezu in Bestbesetzung gehen werden, der erkrankte (und formschwache) Dejan Ljubicic steht dem Coach aber nicht zur Verfügung.
1. FC Köln: Steffen Baumgart sieht VfL Bochum nicht im Vorteil
Die Kölner werden sich denken: Wenn nicht in Bochum der erste Auswärtssieg der Saison gelingt, gegen wen denn dann…? Die Bochumer werden aber ebenso denken: Wenn nicht gegen Köln der erste Heimsieg der Saison gelingt, gegen wen denn dann…? VfL-Kapitän Anthony Losilla hat jedenfalls einen Ansatz, wie der FC zu knacken sein könnte. „Die Kölner bringen eine große Intensität mit, dafür ist Trainer Steffen Baumgart bekannt. Trotzdem stehen sie ganz unten, das heißt, sie haben defensive Probleme, sie kassieren viele Tore, das müssen wir ausnutzen. Sie werden ihre Spielweise nicht ändern. Wir müssen konzentriert sein und unsere Chancen nutzen, um es Köln richtig schwer zu machen“, sagte der 37-Jährige.
Und ganz von der Hand zu weisen ist neben der Kölner Offensivschwäche (nur acht Tore, davon drei Elfmetertreffer) auch eine gewisse Instabilität in der Defensive nicht – auch wenn Baumgart da differenzieren will: „Wenn man das 0:6 gegen Leipzig rausnimmt, haben wir gute Abwehrarbeit geleistet. Es gibt nicht viele Spiele, in denen wir viele Chancen zugelassen haben: Leipzig und Leverkusen. Es ist nicht so, dass wir immer auseinandergekegelt werden.“ Das letzte Mal allerdings, dass die Kölner in einem Pflichtspiel überhaupt keinen Gegentreffer zuließen, ist sieben Monate und 20 Spiele her: Am 2. April gab es eine Nullnummer im Derby gegen Gladbach.
Duell der offensivschwächsten Mannschaften der Liga
Auch die Partie in Bochum verspricht nicht unbedingt Fußball-Feinkost zu werden, eher Erbsensuppe oder Currywurst (die im Bochumer Ruhrstadion gilt übrigens als die beste der Liga). Aber beides kann ja auch schmecken, erst recht am 11.11. zum Sessionsstart. Doch ein Spektakel wird es wohl eher nicht, muss es auch nicht werden. Köln schoss die wenigsten Tore in der Saison (acht), Bochum die zweitwenigsten (zehn). Ein Kontertor gelang beiden Klubs noch nicht. Köln hat die schwächste Trefferquote aller Teams, traf nur mit jedem 17. Torschuss. Bochum gewann keines der letzten vier Spiele gegen ein Schlusslicht und wartet als einziges Bundesliga-Team noch auf einen Heimsieg.
Das Kölner 1:1 gegen Augsburg nach einem Fahrkarten-Festival auf beiden Seiten war für Baumgart ein „Teilerfolg“, doch der Coach weiß auch, dass nun vor allem gegen direkten Konkurrenten Siege folgen müssen. Denn dass die Saison bisher so gar nicht nach Wunsch verläuft, das versucht Baumgart nicht einmal abzustreiten: „Dass wir Letzter sind, war nicht abzusehen für mich. Das war nicht der Plan.“ Er wäre schließlich auch ein hundsmiserabler.