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Nach dem 0:5 in HoffenheimFC-Trainer Steffen Baumgart sucht die Schuld bei sich

Lesezeit 4 Minuten
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Steffen Baumgart und sein Trainerstab nach der Niederlage in Hoffenheim

Köln – Nach einer kurzen Nacht begaben sich die Spieler des 1. FC Köln am Samstagmorgen auf eine Laufrunde durch den frühnebligen Grüngürtel, die 0:5-Klatsche bei der TSG Hoffenheim war da gerade zwölf Stunden her. Trainer Steffen Baumgart verzichtete auch am Samstag aufs Joggen, lieber begab er sich auf die Suche nach den Ursachen für die Pleite im Kraichgau, die für Köln die fünfte in Folge bedeutet hatte: 0:5, 0:3, 1:3, 0:6, 0:4 – die jüngste Ausbeute bei der TSG ist niederschmetternd.

Doch obgleich es Baumgarts erste war mit den Kölnern, suchte der Coach die Verantwortung auch bei sich. Das hatte er schon in der nächtlichen Hoffenheimer Arena angekündigt, deren Wände zitterten von der Kabinenparty der Heimelf, die offenbar über ein beachtliches Musiksystem verfügt. „Wir werden uns anschauen, was wir nicht gut gemacht haben, es war einiges dabei. Aber das betrifft nicht nur die Jungs, sondern insbesondere mich und das Trainerteam. Wir müssen schneller Lösungen finden und hoffen, dass wir viel aus diesem Spiel nehmen können, damit wir demnächst schnellere und bessere Antworten finden. Ich muss da auch lernen.“

Hoeneß überrascht taktisch

Hoffenheims Sebastian Hoeneß hatte seine Mannschaft mit einer Fünferkette auflaufen lassen und Mittelfeldspieler Florian Grillitsch in deren Zentrum beordert, eine unerwartete Variante. Weil die Außenverteidiger zudem weit vorrückten, hatten die Kölner große Schwierigkeiten mit den Räumen auf den Flügeln, zumal Kingsley Ehizibue als Linksverteidiger in Abwesenheit des erkrankten Jonas Hector seine Position nicht fand. Hoffenheim schaffte es gegen den Ball nicht nur, die Räume am eigenen Strafraum derart zu schließen, dass Köln am Freitag nicht einen Schuss aufs Tor brachte. Auch offensiv fanden die Gastgeber immer wieder Räume und nutzten diese überragend aus, speziell im zweiten Durchgang, den sie 4:0 gewannen. „Da hat Hoffenheim uns gezeigt, wie effektiv, schnell und gradlinig man nach vorn spielen kann“, sagte Baumgart, während sein Kollege Hoeneß beschrieb, er empfinde eine „Mischung aus Freude, Bestätigung, Erleichterung.“

Baumgart schützt seine Spieler

Baumgart hatte also während des Spiels einige Aufgaben von seinem Trainerkollegen erhalten und nach ersten Erkenntnissen nur unzureichend und vor allem zu zögerlich gelöst. Daher verzichtete er nach dem ersten schweren Rückschlag als FC-Trainer auf Schuldzuweisungen. „Wenn wir die Zweikämpfe nicht gewinnen, kannst du in der Bundesliga nicht bestehen. Wir dürfen da aber nicht direkt die Mentalität der Spieler anführen.“

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Thomas Kessler, der Sportliche Leiter der Lizenzspieler-Abteilung beim FC, zeigte sich am Samstagmorgen gefasst. Schon früh hatte er sich mit Baumgart ausgetauscht und dessen Selbstkritik zur Kenntnis genommen. „Ich halte es für einen super Ansatz, auch bei sich zu schauen, was man hätte anders machen können. Das machen wir aber nicht nur nach einer 0:5-Niederlage, sondern auch nach Siegen. Das ist eine Kultur, die wir beim 1. FC Köln etablieren wollen, um uns stetig zu verbessern. Da gehören der Trainer und das Trainerteam zu wie die Spieler. Nach einem solchen Spiel muss sich jeder hinterfragen“, sagte der ehemalige FC-Keeper.

Tatsächlich hatte sich die Niederlage nicht aus der Spielidee ergeben, die Baumgart beim 1. FC Köln eingeführt hat. Im Gegenteil war es eher so, dass Köln die Gegentore kassierte, weil die Mannschaft nicht konsequent genug war im Zweikampf, die Räume falsch bespielte und in Phasen zurückwich, in denen Mut gefragt war. „Es ist nicht so, dass die Jungs nicht wollten. Daher werden wir nicht von unserem Weg abweichen“, sagte der Trainer nach dem ersten Spiel unter seiner Leitung, in dem der FC ohne Tor geblieben war.

„Wir wurden filetiert“

Nach den Werten waren die Gäste tatsächlich soweit auf Augenhöhe gewesen. Weil Hector, Skhiri und Ljubicic nicht spielen konnten, die laufstärksten Profis im Kader, fehlten dem Team in der Endabrechnung ein paar Kilometer, aber nicht die entscheidenden. Eher war es so, dass die Mannschaft taktisch nicht in der Lage war, in die Zweikämpfe zu finden. Der Gegner nutzte das am Freitagabend gnadenlos aus: „Wir wurden in die Einzelteile filetiert. Aber ich habe keine Kölner Mannschaft gesehen, die sich hat hängen lassen“, beschrieb Kessler, der wie Baumgart nicht bereit war, auf die Mannschaft zu schimpfen. „Es ist ein Teil unseres Weges, mit Rückschlägen umzugehen. Wir können auch mit einer Mannschaft 0:5 verlieren, mit der wir grundsätzlich zufrieden sind.“