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1. FC Köln unter GisdolDas System soll Uth ersetzen

Lesezeit 3 Minuten
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Markus Gisdol will wissen, was sein System auf höchstem Niveau wert ist.

  1. Markus Gisdol hat beim 1. FC Köln den Fußball nicht neu erfunden, dafür aber seinen Spielern effiziente Lösungen an die Hand gegeben.
  2. Beim 5:0 in Berlin mussten die Kölner personell improvisieren, dennoch dominierten sie den Gegner beinahe über die gesamte Spielzeit.
  3. Wegen der neuen Breite im Kader klagt Gisdol nicht darüber, dass ihm Mark Uth am Samstag gegen Schalke fehlt.

Köln – Markus Gisdol hat dem 1. FC Köln keine große Erzählung gegeben; keinen Mythos, an den man gemeinsam glauben kann und den es eines Tages zu verklären gilt, sollte in diesem Frühjahr der Abstieg tatsächlich vermieden werden. Tatsächlich hat der Trainer eine Entscheidung für das Einfache getroffen, als er im vergangenen November die Kölner Mannschaft übernahm. Statt sich mit seinen Spielern auf eine fußballerische Abenteuerreise zu begeben, machte er sich an die Grundtugenden. Ein straffes Trainingsprogramm verbesserte die Athletik, zudem gab er seinen Profis einfache Pläne mit auf den Platz. Pläne, die zwar niemanden in Ehrfurcht erstarren lassen. Allerdings drang Gisdol mit jedem Erfolg weiter in die Herzen von Spielern und Fans vor. Das Vertrauen ist in den vergangenen Wochen enorm gewachsen.

Schlichte Schönheit

Der Reiz des Kölner Spiels liegt vor allem in seiner Schlichtheit. Die Kölner überlassen dem Gegner gern den Ball und locken ihn ins Zentrum, wo er in Ratlosigkeit verfällt und den Ball verliert. Köln schaltet dann rasch um und kontert gnadenlos. Beim 5:0 in Berlin klappte das am vergangenen Samstag in jeder Hinsicht, auch das mit dem ratlosen Gegner. Hinzu kommt eine bemerkenswerte Qualität bei Standards. Der 1. FC Köln hat mittlerweile die Hälfte seiner Tore per Konter oder Standard erzielt.

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Dass die Kölner ihren Plan in Berlin so fulminant durchsetzen konnten, kam umso überraschender, da sie ihre Formation hatten improvisieren müssen. Für den gesperrten Sebastiaan Bornauw war Toni Leistner in die Stammformation gerückt, der Winterzugang von den Queens Park Rangers aus der zweiten Liga Englands. Es war Leistners Bundesligadebüt – nicht nur für die Kölner, sondern überhaupt. Minuten vor dem Anpfiff hatte sich zudem Jonas Hector wegen muskulärer Probleme abgemeldet, für ihn lief Elvis Rexhbecaj auf, ebenfalls ein Winterzugang.

Stabil auch ohne Czichos

Zur zweiten Halbzeit musste Gisdol zudem Rafael Czichos wegen einer Nackenverletzung auswechseln, für den Abwehrchef kam Jorge Meré. Dennoch verfolgten die Kölner weiter ihren Plan. Für Minuten schien Berlin zu Beginn der zweiten Hälfte zwar Zugang zum Spiel zu finden. Doch schon bald griffen die Rädchen wieder ineinander.

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FC-Manager Horst Heldt

Entsprechend gering sind die Sorgen vor der Partie am Samstag gegen Schalke, in der Gisdol Mark Uth zu ersetzen hat, der wegen einer Klausel in seinem Leihvertrag nicht gegen seinen Stammverein spielen darf. Grundsätzlich ein schwerwiegender Verlust, Uth war in allen fünf Spielen der Rückrunde an Toren beteiligt. Seine Position im zentral-offensiven Mittelfeld schien in den vergangenen Jahren ein wenig aus der Mode gekommen, doch in Gisdols Spiel ist sie von entscheidender Bedeutung. „Mark hat vom ersten Moment an funktioniert, ohne Anlaufphase. Natürlich ist es nicht gut, dass er nicht spielen kann. Aber wir hatten in Berlin eine fast noch schwierigere Situation, als zehn Minuten vor Spielbeginn der Kapitän sagte, dass er nicht spielen kann, Elvis reinkommt und eine Note eins spielt. Das ist außergewöhnlich“, sagt Gisdol. Er habe „absolutes Vertrauen in die Jungs“. Offen ließ der Trainer, wie er Uth ersetzen wird. „Es gibt mehrere Spieler, die sich anbieten. Dominick Drexler, Jan Thielmann, Elvis. Vielleicht spielen wir auch mit einer zweiten Spitze“, beschreibt er. Horst Heldt hat Uths Leihe ausgehandelt, die Sperrklausel gehörte zu den Schalker Bedingungen. „Das gefällt keinem; weder dem Trainer, noch der Mannschaft, noch mir. Aber ich brauche jetzt nicht zu jammern, denn ich wusste es ja vorher. Wir haben Vertrauen in jeden Spieler, ihn ersetzen zu können“, sagt der Geschäftsführer.

Schalker Schwierigkeiten

Man habe sich allerdings auch angesehen, wie Schalke spielt, berichtete Gisdol. Beim 0:5 gegen RB Leipzig wird er gesehen haben, dass die Gelsenkirchener riesige Schwierigkeiten hatten, die Räume im Mittelfeld zu schließen. Uth könnten sie also gut gebrauchen. Doch das System wird ihn ersetzen.